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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Boden gerichtet.
    »Wie konnte das geschehen?«
    »Darüber werden wir uns später unterhalten, Dwayne. Mach dir jetzt keine Sorgen mehr.«
    Er schlurfte an Caroline vorbei, ohne sie zu bemerken. Sie freilich sah sein von Entsetzen gezeichnetes Gesicht nur allzu deutlich. Dann verschluckten ihn die Schatten der Nacht.
    Caroline blieb wie angewurzelt stehen. Lähmende Angst bemächtigte sich ihrer. Das Herz pochte ihr bis zum Hals.
    Dwayne war also schuld an der Verstümmelung von fünf Frauen. Der Bruder des Mannes, den sie liebte, war ein Mörder!
    Und sie wußte, wie sehr Tucker an seinem älteren Bruder hing.
    Der Mörder wie die Opfer taten ihr auf einmal unendlich leid.
    Soviel Leid war angerichtet worden, soviel stand noch bevor.
    Von ganzem Herzen wünschte sie sich, sie könne sich umdrehen und weglaufen. Und so tun, als hätte sie nichts gesehen, nichts gehört. Als wüßte sie nichts.
    Doch Josie täuschte sich. Tucker mußte unbedingt davon erfahren. So sehr sie auch zusammenhielten, eine liebende Schwester war mit diesem schrecklichen Geheimnis überfordert.
    Tucker mußte es wissen und mit ihr die nächsten Schritte erörtern. Nur gemeinsam konnten sie es schaffen.
    Lautlos huschte Caroline über die Veranda ins Haus und hinauf in den ersten Stock. Beklemmende Stille lastete über den Zimmern. Caroline überlegte fieberhaft. Die richtigen Worte wollten und wollten ihr nicht einfallen. Vor Josies Zimmer blieb sie stehen. Die Tür stand offen.
    Das Chaos im Raum bildete einen unerwarteten Gegensatz zur Ruhe, die von der vor dem Fenster stehenden Frau auszugehen schien.
    »Josie.« Obwohl Caroline mit sanfter Stimme sprach, fuhr die andere erschrocken herum. Ihr Gesicht war im Dämmerlicht blaß wie der Tod.
    »Das Feuerwerk geht gleich los, Caroline. Das willst du doch nicht verpassen.«
    »Das tut mir ja so leid, Josie. Ich weiß nicht, wie ich euch helfen kann, aber ich möchte tun, was in meiner Macht steht.«
    Sie merkte, daß sie immer noch den Violinkoffer in der Hand hielt. In ihrer Verlegenheit lehnte sie ihn gegen den Türstock.
    »Was tut dir leid, Caroline?«
    »Ich habe euch gehört. Dich und Dwayne.« Sie holte tief Luft und trat ein. »Ich habe ihn mit dem Messer gesehen, Josie.«
    »O Gott, nein!« Josie sank auf den nächsten Stuhl. Stöhnend verbarg sie das Gesicht in den Händen.
    Caroline durchque rte das Zimmer und kauerte sich vor ihr nieder. »Ich kann bestenfalls ahnen, wie es jetzt in dir aussieht, aber ich möchte euch unbedingt helfen.«
    »Halte dich da raus!« Josies Stimme wurde eisig. Sie ließ die Hände in den Schoß sinken. Noch schimmerten Tränen in ihren Augen, doch sie würden bald trocknen.
    »Du weißt, daß das nicht geht. Nicht nur wegen Tucker. Auch euretwegen. Dafür mag ich euch alle viel zu sehr.«
    »Gerade deswegen sollst du dich ja raushalten!« Josie packte Caroline am Handgelenk. »Ich weiß, was du für ihn empfindest, und daß du ihm nicht weh tun möchtest. Laß mich das allein regeln!«
    »Und wenn ich auf dich höre, was passiert dann?«
    »Dann wird alles schnell vergessen sein.«
    »Josie. Diese Frauen da sind alle tot. Egal, wie krank Dwayne auch sein mag, nichts und niemand macht sie mehr lebendig.
    Das kann keiner vergessen.«
    »Daran ändert sich auch nichts, wenn man alte Wunden aufreißt und unsere Familie ins Unglück stürzt!«
    »Es geht um Gerechtigkeit, Josie. Und Dwayne braucht Hilfe.«
    Josie sprang auf. »Hilfe?« schrie sie mit sich überschlagender Stimme. »Findet er die etwa im Gefängnis?«
    »Er ist krank, Josie«, erklärte Caroline traurig und richtete sich ihrerseits auf. Da inzwischen vollkommene Dunkelheit herrschte, knipste sie Josies Nachttischla mpe an. Das Zimmer wurde in einen mattrosa Schein getaucht, »Liebe und Verständnis können nur der erste Schritt sein«, fuhr Caroline fort. »Aber ohne ärztliche Hilfe kommt er nicht weiter. Es geht ja nicht nur um ihn. Nur so können noch mehr Morde verhindert werden!«
    »Vielleicht haben sie den Tod verdient.« Josie fing an, auf-und abzulaufen. Unablässig massierte sie sich dabei die Schläfen. »Ich finde es auch überhaupt nicht kalt, wenn man so etwas sagt. Du kannst das übrigens gar nicht beurteilen, du kanntest sie ja überhaupt nicht – im Gegensatz zu mir.«
    »Ich urteile ja nicht, ich finde nur, daß kein Mensch einen so grausamen Tod verdient hat. Wenn jetzt nichts geschieht, sterben vielleicht noch mehr Menschen, Josie.«
    »Da hast du wohl recht.« Josie

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