Sehnsucht der Unschuldigen
Schultern. »O Gott, Caro.«
»Sag mir endlich, was…«
»Scht. Sei bitte eine Minute ganz still. Ich muß dich halten.«
Er drückte sie fest an sich, bis sie das Zittern seiner Muskeln spürte. »In den letzten Tagen hatte ich oft dieses Bedürfnis.
Aber ich hatte Angst, du würdest dich zurückziehen.«
»Das war ein Irrtum.«
»Ich wollte verzichten und dich loslassen. Leider tauge ich nicht zum edlen Helden.«
»Gott sei Dank.« Lächelnd warf sie den Kopf zurück. »Ich warte immer noch auf deine Antwort.«
»Ich will dich küssen. Reicht das nicht?«
»Nichts da.« Caroline stemmte ihn mit beiden Händen weg.
»Ich will eine Antwort. Ich habe gesagt, ich liebe dich, und ich will wissen, was du zu unternehmen gedenkst.«
Tucker wußte plötzlich nicht mehr, wohin mit seinen Händen.
Der Einfachheit halber steckte er sie in seine Hosentaschen. »Ich hatte schon ziemlich genaue Vorstellungen… vor den Ereignissen der letzten Woche.«
Sie schüttelte den Kopf. »Es gibt kein Davor. Versuch’s mit dem Heute.«
»Ich hatte wohl auch deine Tournee im Hinterkopf. Willst du sie denn immer noch absolvieren?«
»Diese eine, ja. Allein schon meinetwegen.«
»Das dachte ich mir schon. Und dann sagte ich mir, daß du vielleicht was gegen einen Begleiter hättest.«
Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. »Das stimmt nicht unbedingt.«
»Ich würde dich gerne begleiten, wenn ich dürfte. Ich kann nicht gleich für mehrere Wochen wegfahren, wo ich doch für Cy verantwortlich bin und Sweetwater nicht seinem Schicksal überlassen darf, zumal Dwayne in diesem Sanatorium auf Entzug ist. Aber für ein paar Tage hin und wieder…«
»Hier und dort?«
»Genau. Und dann habe ich mir gedacht, wenn du gerade keine Termine hast, könntest du jederzeit hierherkommen und mit mir zusammen sein.«
Caroline schürzte die Lippen. »Erklär mir das ›mit mir zusammen sein‹ mal genauer.«
Er stieß die Luft mit zittrigem Atem aus. Sein ganzes Leben hatte er seine tieferen Gefühle für sich behalten. Um so schwerer fiel es ihm nun, sie ihr mitzuteilen: »Ich will, daß du mich heiratest und mit mir Kinder bekommst. Und zwar hier.
Wahrscheinlich habe ich in meinem ganzen Leben noch keinen sehnlicheren Wunsch gehabt.«
»Du siehst ein bißchen blaß aus, Tucker.«
»Das kommt von meiner Angst. Aber es ist schon ziemlich hart von dir, so etwas nach einem Heiratsantrag zu sagen.«
»Stimmt. Du hast ein Recht auf ein schlichtes Ja oder Nein.«
»Moment mal. Daran ist überhaupt nichts schlicht.« Er packte sie wieder und drückte sie fest an sich. »Wehr dich jetzt bitte nicht dagegen, sondern höre mir zu, ja? Ich will ja gar nicht leugnen, daß wir beide an uns arbeiten müssen.«
»Aber da ist noch etwas, wovon du nichts gesagt hast. Und gerade das wäre mir sehr wichtig.«
Tucker öffnete den Mund und klappte ihn wieder zu. Ihr steter, geduldiger Blick zwang ihn zu einem erneuten Anlauf.
»Ich liebe dich, Caroline. Mein Gott, wie ich dich liebe! Das habe ich noch nie zu einer Frau gesagt. Und ich verlange von dir auch nicht, daß du es glaubst.«
Sie schmiegte sich an ihn. »Ich glaube dir aber«, flüsterte sie.
»Es bedeutet nur viel mehr, weil es dich eine solche Anstrengung gekostet hat, es auch zu sagen.«
»Von jetzt an wird es mir wohl leichterfallen.«
»Bestimmt sogar. Gehen wir doch ins Haus zurück. Da kannst du schon mal üben.«
»Klingt ganz vernünftig.« Er pfiff nach dem Hund, der sogleich herbeigelaufen kam. Arm in Arm gingen sie los.
»Diesmal hast
du
mir nicht geantwortet.«
»Wirklich?« lachte sie. »Was würdest du von einem schlichten Ja halten?«
»Ich würde es annehmen.« Sie traten ins Sonnenlicht.
Tucker wirbelte Caroline einmal im Kreis herum. »Habe ich dir eigentlich schon von meiner Ururgroßtante erzählt? Oder war es meine Urururgroßtante? Ist ja auch egal. Sie hieß jedenfalls Amelia. Sie ist 1857 mit einem von den McNairs durchgebrannt.«
»Nein, davon hast du mir noch nichts erzählt.« Caroline schlang ihre Arme um seinen Hals. »Aber du wirst es bestimmt gleich tun.«
Weitere Kostenlose Bücher