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Sehnsucht nach dem Maerchenprinzen

Sehnsucht nach dem Maerchenprinzen

Titel: Sehnsucht nach dem Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Way
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Generationen hier gewohnt hatten, würde Charlottes Sohn Riverbend niemals erben. Es gehörte den Marsdons nicht mehr. Das Gutshaus mit den umliegenden Weingärten und Olivenhainen – seit der Tragödie stark vernachlässigt – war an eine Gesellschaft namens „Vortex“ verkauft worden. Abgesehen davon, dass der von Vivian Marsdon geforderte horrende Preis anstandslos gezahlt worden war, wusste man nicht viel über den neuen Besitzer.
    Charlottes Vater hatte hoch gepokert und gewonnen. Eigentlich hätte er sich das nicht leisten können, denn wirtschaftlich zählte der Name Marsdon nicht mehr. Doch Vivian besaß ein ausgeprägtes Ehrgefühl und pochte auf seine Stellung in Silver Valley. Es kam ihm vor allem darauf an, das Gesicht zu wahren. Da traf es sich gut, dass er nicht um den Kaufpreis feilschen musste, was seinem Ruf womöglich geschadet hätte.
    Seitdem waren Monate vergangen, und jetzt wollte der Geschäftsführer von „Vortex“ endlich in dem kleinen Ort aufkreuzen. Natürlich hatten Vivian und Charlotte eine Einladung zu der Gartenparty erhalten, obwohl sie keinen Mitarbeiter der Gesellschaft persönlich kannten. Der Kaufvertrag war von den Anwälten Dunnett & Banfield ausgehandelt worden und enthielt eine Klausel, die Vivian Marsdon lebenslanges Wohnrecht in der Lodge garantierte. Ursprünglich hatte das Gebäude als Wagenschuppen gedient, den Charlottes Großvater zu einem großzügigen Gästehaus hatte umbauen lassen, weil Riverbend damals ein beliebter gesellschaftlicher Treffpunkt gewesen war. Nach seinem Tod sollte es auch dem neuen Besitzer zufallen.
    Heute diente die Lodge nur noch Vivian, Charlotte und Christopher als Wohnung. Drei Generationen lebten hier unter einem Dach: Vater, Tochter und Enkel.
    Für Charlottes Schwiegereltern, Gordon und Lesley Prescott, existierten die Marsdons inzwischen nicht mehr – ebenso wenig wie für ihre Tochter Nicole. Seit Martyns Tod vor anderthalb Jahren war eine völlige Entfremdung zwischen den Familien eingetreten. Martyn war in seinem hochtourigen Sportwagen durch das Tal gerast, hatte in einer berüchtigten Kurve die Kontrolle über das Steuer verloren und war mit dem Auto an einem Baum zerschellt. Eine junge Frau war bei ihm gewesen und hatte den Unfall wunderbarerweise mit leichten Schrammen überlebt. Man munkelte, sie sei seit einem halben Jahr Martyns Geliebte gewesen, weil seine Ehefrau ihn sträflich vernachlässigt habe.
    Was hast du nur aus deinem Leben gemacht? hielt Charlotte stumme Zwiesprache mit ihrem Spiegelbild .
    Die Antwort darauf konnte sie sich selber geben. Sie hatte ihr Leben genauso verpfuscht wie ihr Vater seins schon vor der Tragödie . Sein Schwiegersohn war ihm ziemlich gleichgültig gewesen. Er kreiste um sich selbst und besaß nicht das geringste Verantwortungsgefühl. Ging etwas schief, war ein anderer schuld, oder er sah sich als Opfer höherer Mächte.
    Mit dem Tod von Sir Richard Marsdon, Charlottes hoch geachtetem Großvater, hatte der Verfall eingesetzt. Sein Sohn war nicht fähig gewesen, in seine Fußstapfen zu treten. Die Gesetzmäßigkeit innerhalb von drei Generationen bestätigte sich immer wieder: Die erste erwarb das Vermögen, die zweite vermehrte es, und die dritte brachte es durch. Viel Geld zu besitzen ließ einen gut schlafen, aber nicht jede Generation brachte einen Midas hervor, durch dessen Berührung alles zu Gold wurde.
    Charlottes Vater, in Reichtum und Überfluss geboren, besaß weder Sir Richards Charakterstärke noch seinen ausgeprägten Geschäftssinn. Marsdon-Aktien verloren an der Börse ihren Wert. Warnungen von Anwälten und Finanzberatern verhallten ungehört. Vivian blieb auf beiden Ohren taub. Er wusste alles besser und büßte einen erheblichen Teil des einstigen Vermögens ein – und das schon vor der Tragödie , die das Unglück der Familie vollends besiegelte.
    Seufzend griff Charlotte nach ihrem hübschen Hut und setzte ihn auf. Sie trug ihr langes Haar nur noch selten offen. Meist frisierte sie es streng zurück und hielt es in einem Knoten zusammen. So auch heute. Ihr Kleid aus chartreusegrüner Seide, dessen Rock kurz und weit war, wurde nur von einem breiten Träger über der rechten Schulter gehalten. Ihre Kopfbedeckung war farblich darauf abgestimmt und mit Seidenpäonien in dunklen Pinktönen garniert, die sich

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