Sehnsucht nach dem Maerchenprinzen
viel. Wenn sie wirklich Hilfe brauchte, konnte er ja sofort eingreifen.
âDu hast ihr und auch niemandem sonst zu viel gegeben, Lesleyâ, fuhr Charlotte fort. âDas ist eine Tatsache. Nur Martyn war da eine Ausnahme. Alle anderen hast du knappgehalten. Nicole existierte für dich praktisch nicht. Ihr hättest du weit mehr Zeit und Aufmerksamkeit widmen müssen. Gordon war dagegen immer groÃzügig und freundlich â¦â
âDas geht dich nichts mehr anâ, empörte sich Martyns Mutter. âIhr wollt also heiraten ⦠du und Rohan?â
âIch bin gekommen, um euch das zu sagenâ, antwortete Charlotte. âIhr habt ein Recht, es zu erfahren.â
âWie reizend von dir. Und wann soll das groÃe Ereignis stattfinden, wenn ich fragen darf?â
âAnfang nächsten Jahres.â
âUnd Christopher streut dann die Blumenâ, spottete Lesley. âDarauf würde ich wetten. Du verstehst es immer wieder, dich ins gemachte Bett zu legen, Charlotte. Rohan ist schlieÃlich kein Unbekannter mehr.â
âIhr wisst, dass er Christophers Vater ist?â
âNicht genauâ, antwortete Lesley bitter. âWir haben uns nur gewundert, dass du dich mit Martyn immer wieder getroffen hast, nachdem Rohan fort war. Du hast meinen armen Jungen nur benutzt.â
âDas stimmt nichtâ, widersprach Charlotte. âIch hielt ihn für einen Freund â¦â
â⦠der mit ein bisschen Sex leicht zu ködern warâ, beendete Nicole den Satz hämisch. âDu hattest bei Rohan ja genug Erfahrung gesammelt. Wie er dir gefehlt haben muss! Doch da gab es ja noch Martyn, der dumm genug war, weiter in dich verliebt zu sein. Das ist doch deine Masche, nicht wahr? Männer ausbeuten.â
Rohan war jetzt nah daran, einzugreifen, aber Charlottes Antwort lieà ihn noch zögern.
âMartyn hat mich benutzt, Nicole.â
âWas soll das heiÃen?â, fuhr Lesley auf. âDas Ganze war ein Missgeschick, nicht wahr? Du wolltest gar nicht von Martyn schwanger werden. All deine Sehnsucht galt Rohan Costello.â
âVon Anfang anâ, gab Charlotte ruhig zu. âWas hätte mir Martyn nach Rohan bedeuten können? Schon von klein auf war er ein Lügner. Willst du es genau wissen, Lesley? Nicht Rohan, sondern Martyn trieb Mattie an, über den Fluss zu schwimmen.â
âNa, herrlich!â Nicole schnappte hörbar nach Luft.
âDu kanntest deinen Bruder besser, als du jemals zugeben wolltest, Nicoleâ, fuhr Charlotte fort. âDu weiÃt, dass er mich geschlagen hat ⦠nicht in den ersten Jahren, aber später, als er immer unglücklicher wurde. Du weiÃt es, aber du traust dich nicht, es vor deiner Mutter einzugestehen.â
âJetzt lügst du !â, schrie Lesley auÃer sich. âSo etwas hätte mein Sohn nie getan. Wäre das der Fall gewesen, hätten wir es nicht geduldet. Martyn vergötterte dich ⦠sogar noch, wenn er mit seinen Flittchen unterwegs war.â
âDas spielt jetzt keine Rolle mehr, Lesleyâ, stellte Charlotte lakonisch fest und seufzte. âIch hätte nicht davon anfangen sollen.â
âWenn Martyn jemals handgreiflich geworden ist, musst du es verdient habenâ, versuchte Lesley, der die Vorstellung, dass ihr Sohn seine schöne Frau geschlagen haben könnte, unerträglich war, den Vorwurf zu entkräften. âDu bist sicherlich deinen ehelichen Verpflichtungen nicht nachgekommen. War dir nie klar, dass er dich vor einem Skandal bewahrt hatte? Er hat dich in der Annahme geheiratet, das Kind sei von ihm. Das dachten wir alle.â
âIch auch, Lesleyâ, erklärte Charlotte freimütig. âIch war damals in diesen Dingen noch so ahnungslos, dass ich einen gewaltigen Fehler machte. Rohan war meine einzige groÃe Liebe. Ich nahm die Pille, wenn wir zusammen waren, denn ein Kind hätten wir uns nicht leisten können. Ich ahnte nicht, dass auch eine solche Verhütung keine absolute Sicherheit bietet. Ich hatte bei einem Picknick wohl etwas Verdorbenes gegessen und musste mich kurz darauf erbrechen. Dadurch war der Schutz offenbar wirkungslos geworden. Leider weià ich das erst jetzt.â
âAls du aber mit Martyn zusammengelebt hast, hast du da die Pille genommen oder nicht?â, fragte Lesley giftig. Offenbar wollte sie sich nicht eingestehen, dass sie ihren Sohn zu sehr
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