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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mennen
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und ziemlich holprig gewesen, da die Wege unbefestigt und voller Schlaglöcher waren. Trotzdem war es herrlich gewesen. Der Fahrer, ein ewig grinsender Rajputhe, hatte ihnen stolz erklärt, dass das Auto so viel Kraft habe wie zwanzig Pferde. Ricky hätte gern noch mehr erfahren, aber der Motor des Fahrzeugs war so laut, dass ihnen jegliche Unterhaltung unmöglich war. So hatten sie sich bequem in die roten Ledersessel gelehnt und den frischen Fahrtwind genossen. Für beide war es die allererste Autofahrt. Ein Diener nahm ihr Gepäck ab und brachte
sie zu ihrer Unterkunft. Rickys Vater war mit dem Pferd vorausgeritten, um dafür zu sorgen, dass genügend Treiber für die morgige Jagd vorhanden waren. Gegen Nachmittag waren alle Gäste da und trafen sich in zwangloser Runde. Cocktails und Champagner wurden zu Samosas und anderen kulinarischen Köstlichkeiten gereicht. Sally und Ricky standen etwas verloren zwischen den vielen Erwachsenen, bis Ricky endlich Mukesh entdeckte. Er stand bei seinen Geschwistern und Cousins. Sie winkte ihm schüchtern zu. Sofort löste sich der junge Mann aus seiner Gruppe und kam mit einem strahlenden Lächeln auf sie zu. Mit zusammengefalteten Händen verbeugte er sich vor den beiden.
    »Namaste! Ich freue mich, dass du hier bist.« Seine glänzenden schwarzen Augen lösten bei Ricky ein nervöses Kribbeln aus. »Wie wäre es, wenn ihr mit zu meiner Familie kommt?« Ricky zierte sich. Sie wollte nicht, dass Sally erriet, wie sehr sie sich über Mukeshs Angebot freute. Aber ihre Schulfreundin war weitaus unkomplizierter, als sie gedacht hatte. Sie knuffte sie in die Seite und meinte:
    »Stell dich nicht so an! Das ist die königliche Familie! Da müssen wir hin! Wann hat man schon mal so eine Gelegenheit?«
    Tatsächlich waren Mukeshs Geschwister, Cousins und Cousinen ihnen gegenüber sehr aufgeschlossen. Sie begrüßten sie freundlich in perfektem Englisch und betrugen sich auch sonst wie gewöhnliche junge Menschen. Sally bewunderte den Sari von Mukeshs Schwester Alisha. Sie mochte etwa fünfzehn Jahre alt sein, also im selben Alter wie sie. Alisha lächelte geschmeichelt und bot ihr sofort an, sich einen Sari aus ihren Kleidern auszusuchen. Die beiden Mädchen verschwanden kichernd in einem der Zelte. Mukesh grinste zufrieden. Er schob Ricky etwas beiseite und flüsterte ihr ins Ohr. »Ich möchte dir gern etwas zeigen. Kommst du mit?« Seine Stimme war wie Samt.
Ricky spürte wieder das wundervolle Kribbeln und errötete, als sie ihm zustimmte.

    »Hoh, mein Guter!« Fritz tätschelte den Hals des nervösen Kamal. Irgendetwas beunruhigte den Vollblüter. Er war das beste Pferd im Stall des Maharana und der Favorit im Rennen am übernächsten Tag. Das Pferd schnaubte und warf seinen Kopf hoch. Fritz sah sich um und entdeckte Lady Gainsworthy, die mit einem strahlenden Lächeln auf ihn zukam.
    »Mein lieber Fritz«, schalt sie ihn freundlich, »wo bleiben Sie nur? Ich vermisse Sie schon den ganzen Tag!«
    Kamal wieherte und begann zu stampfen, sodass Fritz ihn nur mit Mühe beruhigen konnte. Die Anwesenheit der fremden Frau brachte das Pferd völlig aus der Fassung.
    »Bitte halten Sie sich fern«, warnte Fritz. »Kamal mag keine Frauen. Er wird in ihrer Anwesenheit immer ganz aggressiv. Bitte entschuldigen Sie.«
    Er trat aus der Box und begrüßte sie mit einer höflichen Verbeugung.
    »Lady Gainsworthy! Ich freue mich, Sie zu sehen.«
    »Nun seien Sie doch nicht so steif!«, tadelte sie ihn beleidigt. »Bei unserem letzten Treffen haben Sie mich noch Gwyneira genannt.«
    Sie reichte ihm die Hand. »Nun kommen Sie schon! Die Gesellschaft hat sich schon längst versammelt. Es ist unhöflich, eine Lady warten zu lassen.«
    »Es tut mir leid, Gwyneira«, entschuldigte sich Fritz. »Ich bin noch nicht einmal umgezogen. Den ganzen Tag über habe ich auf dem Pferd gesessen und die Gegend inspiziert. Wie es aussieht, wird die Jagd morgen erfolgreich werden. Ich habe mehrere Tigerspuren im Bergwald entdeckt.«
    »Sie wirken nicht sehr glücklich darüber«, meinte Gwyneira
stirnrunzelnd. »Missgönnen Sie dem Maharana etwa seine Tiger?«
    Fritz presste die Lippen zusammen, sodass seine Wangenknochen sich strafften. »Wenn ich ehrlich bin, verabscheue ich die Jagd«, gestand er. »Was hat es schon für einen Sinn, diese wundervollen Tiere zu töten? Es ist nicht nur grausam, sondern auch ungerecht. Die Tiere haben gegen die Übermacht der Treiber und Jäger kaum eine Chance.«
    Gwyneira

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