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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mennen
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Luft ihrer Flügelschläge auf ihrer Haut und rettete sich panisch in Mukeshs Arme, der sie rasch mit sich auf den Boden drückte. Sie blieben geduckt und warteten, eng an die Brüstung des Turms gekauert, den unerwarteten Überfall ab.

    »Was ist das?«, japste sie erschrocken nach Luft. »Diese Biester greifen uns ja an!«
    »Das sind nur Flughunde«, beruhigte sie Mukesh. »Es tut mir leid, dass ich sie vorher nicht gesehen habe. Sie verbringen den ganzen Tag in Bäumen und fliegen bei Einsetzen der Dunkelheit auf die Jagd. Du musst sie doch kennen. Es gibt sie auch in der Stadt.«
    »Aber nicht in diesen Mengen«, schnaubte Ricky, der ihre erneute Ängstlichkeit mittlerweile peinlich war. Was musste Mukesh nur von ihr denken. Wenige Augenblicke später hatten sich die Flughunde in alle Richtungen zerstreut. Schwarze Nacht senkte sich herab, und es wurde stockdunkel.
    »Wie kommen wir hier nur wieder runter?« Ricky konnte gegen ihre neue Angstattacke nichts tun. Allein der Gedanke an den schmalen Abstieg ließ Panik in ihr aufsteigen »Man sieht ja die Hand vor den Augen nicht.«
    Aus der Dunkelheit neben ihr klang spöttisches Lachen. »Ich liebe es, wenn Mädchen Angst haben«, meinte Mukesh. »Meine Schwestern reagieren auch immer so panisch, wenn etwas Unvorhergesehenes geschieht.«
    »Sehr witzig!« Plötzlich wurde Ricky wütend. »Bist du etwa nur mit mir auf diesen dämlichen Turm geklettert, um mich vor Angst bibbern zu sehen? Machst du das mit allen Mädchen?«
    »Aber nein!« Mukeshs Stimme wurde sofort wieder ernst. Er nestelte in seinen Kleidern herum und zog etwas heraus. Das Reiben und Zischen eines Streichholzes war zu hören, dann wurde es hell. In der anderen Hand hielt er eine kleine Öllampe, die er nun entzündete und vor sie hinstellte. Im Flackern des Lichts erkannte Ricky erst, wie nah sie beieinandersaßen. Sie rückte sofort von ihm ab, doch Mukesh legte seine Hand auf ihre und sah sie an.
    »Du bist das erste Mädchen, dem ich diesen Turm zeige«, meinte er verlegen. »Du musst mir glauben, dass ich dir keine
Angst einjagen wollte. Ich wollte nur, dass du das hier siehst. Es ist der schönste Platz, den ich kenne.«
    Ricky entzog ihm die Hand und räusperte sich. »Wir sollten jetzt aufbrechen. Sicherlich werden wir schon vermisst.« Obwohl sie sich um Haltung bemühte, klopfte ihr Herz wie wild, und ihr wurde heiß und kalt. Wie sollte sie sich nur verhalten? Verlegen ließ sie sich von Mukesh aufhelfen, der mit der Lampe in der Hand den Weg wies. Schweigend machten sich die beiden an den Abstieg, den Ricky weitaus weniger schlimm fand als den Aufstieg, da sie in der Dunkelheit nicht sah, wie tief der Abgrund war. Als sie aus der Ruine getreten waren, blieb Mukesh plötzlich stehen. Seine schwarzen Augen glänzten im gelben Licht der Flamme wie flüssiges Blei, als er sich vorbeugte und Ricky unvermittelt küsste. Überrascht ließ sie es geschehen. Sie spürte die Wärme seiner Lippen auf den ihren und wieder das aufregende Kribbeln, das sie völlig aus der Fassung brachte. In ihr jubelte es, gleichzeitig hatte sie Angst vor dem, was jetzt kommen würde. Als Mukesh sich von ihr löste, standen sie beide verlegen nebeneinander. Sie vermieden jeden Blickkontakt und sagten kein Wort. Schließlich nahm Mukesh wie selbstverständlich ihre Hand und führte sie zurück zu der Gesellschaft.

    Die frische Abendluft verstärkte die Wirkung des ungewohnten Alkohols. Fritz schüttelte leicht benommen den Kopf. Es war schon lange dunkel, und die Party war in vollem Gange. Überall waren Eisenkörbe mit Holzfeuern aufgestellt, die neben dem Licht auch Wärme ausstrahlten. Er sah sich nach Ricky um und entdeckte sie fröhlich lachend mit ihrer Freundin Sally inmitten von jungen Indern. Einer der jungen Männer – Fritz glaubte in ihm den Neffen des Maharana zu erkennen – schien sie ganz in seinen Bann gezogen zu haben. Wie süß sie
lächelte! Er war hingerissen von seiner einzigen Tochter. Sie schien sich wohlzufühlen und wunderbar zu amüsieren. Und genau das wollte er jetzt auch tun. Er hielt nach Gwyneira Ausschau. Irgendetwas in ihm suchte ihre Nähe. Vielleicht war es das Mitgefühl und die Anteilnahme an seinem Dilemma, die ihn vorhin im Stall so beeindruckt hatten? Auf jeden Fall hatte es gutgetan. Aber da war auch noch etwas anderes, was ihn anzog. In ihrer Nähe fühlte er sich als Mann bewundert und auch begehrt. Jella hatte ihm schon lange nicht mehr dieses Gefühl gegeben. Manchmal

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