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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mennen
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lange Vermissten. Nur Ricky stand einfach nur da und traute ihren Augen nicht. Obwohl sie ihren Onkel noch nie als Erwachsenen gesehen hatte, war er ihr äußerst vertraut. Er war niemand anderes als derjenige, von dem sie in den letzten Monaten so schrecklich geträumt hatte. Mit offenem Mund registrierte sie, wie er mit einer Krücke auf sie zuhumpelte. Sein linkes Bein war seltsam verdreht und schien steif zu sein.
    »Willst du mich nicht auch begrüßen?«, grinste er. Er gab sich Mühe, den Schmerz zu verbergen, den ihm das Gehen verursachte. Sie lächelte ihm verschämt zu und reichte ihm die Hand. Raffael übersah sie und zog seine Nichte, die nur wenig jünger war als er, herzlich zu sich heran.
    Unterdessen war auch Sonja der ungewöhnliche Tumult nicht entgangen, und sie war mit ihrem Sohn auf die Terrasse getreten. Jella reagierte als Erste. Sie nahm die junge Mutter und führte sie zu ihm. Raffael ließ bei ihrem Anblick vor Schreck seine Krücke fallen. Trotz seiner dunklen Hautfarbe war er aschfahl geworden. Er sagte kein Wort, sondern betrachtete ungläubig die junge Frau, die mit einem Baby direkt vor ihm stand. Beide sprachen kein Wort, sondern verloren sich in den Augen des jeweils anderen. Ringsherum herrschte betroffenes Schweigen. Keiner wagte ein Wort zu sagen. Es war Sonja, die schließlich die Stille durchbrach.
    »Benjamin, das ist dein Vater«, sagte sie schlicht und drückte Raffael seinen Sohn in die Arme.

    Als der Bote von Owitambe auf Hakoma ankam, saßen Rüdiger und Isabella von Nachtmahr gerade beim Tee in ihrem Salon. Von Nachtmahr sah dabei seine Bücher durch und rechnete. Er hatte durch Spekulation und falsche Investitionen in der letzten Zeit viel Geld verloren. Die erhoffte Finanzspritze durch Baltkorn war ausgeblieben, nachdem der reiche Farmer erfahren hatte, dass Sonja von einem anderen als seinem Sohn geschwängert worden war. Nicht, dass Baltkorn die Tatsache ihrer Schwangerschaft abgestoßen hätte – damit hatte sie immerhin ihre Fruchtbarkeit bewiesen. Nein, es war die Tatsache gewesen, dass der Vater ausgerechnet ein Mischling war. Damit war Sonja »verkaffert« und in der feinen burischen Gesellschaft eine Ausgestoßene. Nachtmahr hatte in seiner hübschen Tochter immer ein Stück Kapital gesehen, das er durch eine gewinnbringende Heirat zu Geld machen wollte. Nun hatte sie es gewagt, seine Pläne zu durchkreuzen, deshalb hatte er sie bestraft. Alles lief derzeit schief. Isabella war noch stiller und kränklicher geworden. Sie sprach kaum und aß nur das Nötigste. Nachtmahr war es im Prinzip gleichgültig. Hauptsache, sie spielte weiterhin die Rolle seiner Ehefrau. Zu den wenigen Dingen, die er noch von ihr forderte, gehörte, dass sie gemeinsam Tee tranken und ihre Mahlzeiten einnahmen.
    »Draußen ist ein Bote aus Owitambe«, unterbrach der Hausdiener seine trüben Gedanken. Nachtmahr sah ungehalten auf.
    »Ich habe mit den Sonthofens nichts mehr zu schaffen. Schick ihn weg.«
    »Der Mann sagt, es sei dringend. Er will nicht gehen, bevor er seine Botschaft ausgerichtet hat.«
    Vor Empörung riss Nachtmahr sich das Monokel vom Auge.
    »Was bildet der Kerl sich ein? Denkt der etwa, dass er mich zwingen kann? Wenn dieser Neger nicht umgehend verschwindet, dann hetz die Hunde auf ihn!«
    Damit war für ihn der Fall erledigt.

    »Ich bestehe darauf, dass wir den Mann anhören«, sagte Isabella mit leiser, aber ungewohnt fester Stimme. »Ich erwarte schon länger eine Nachricht von dort.«
    »Wie bitte?«
    Nachtmahr sah seine Frau überrascht an. Doch die ignorierte seinen Blick und begab sich in Richtung Tür. Ärgerlich gab er dem Diener das Zeichen, den Boten in das Vorzimmer zu führen. Es war undenkbar für ihn, einen Neger in seinen Salon zu lassen.
    Isabella ging ihrem Mann voraus.
    »Was willst du?«, raunzte Nachtmahr den Boten unwirsch an. »Verschwende nicht unnötig meine Zeit.«
    »Guten Tag, Madame. Guten Tag, Herr.«
    Josua drehte den staubigen Hut in seiner Hand. Er fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut. Das große, graue Haus mit seinen dicken Mauern schüchterte ihn ein.
    »Herr Johannes lässt ausrichten, dass Tochter und Enkel von Herrschaft auf Owitambe sind. Es geht ihnen gut. Sie wollen Herrschaft bitten, Gast in Owitambe zu sein. Herr Raffael und Fräulein Sonja werden heiraten.«
    »Heiraten? Was soll der Unfug? Nur über meine Leiche!«
    Nachtmahr ballte seine haarigen Hände zu Fäusten und schlug Josua ohne Vorwarnung ins Gesicht. Der

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