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Sehnsuchtsland

Sehnsuchtsland

Titel: Sehnsuchtsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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unverfrorene Art angaffte.
    Er holte Luft. »Tut mir Leid, dass ich Sie angestarrt habe. Aber es war...» Er stockte, immer noch gebannt von ihrem Anblick. »Dieses Licht... Das Wasser... Und... Und Sie...«
    Sie erwiderte seine Blicke, stumm und fragend, als hätten seine Worte etwas in ihr berührt, von dem sie vorher nicht gewusst hatte, das es dort war.
    Magnus glaube, die Magie des Augenblicks förmlich mit Händen greifen zu können.
    Sie war es, die den Zauber beendete. »Auf Wiedersehen«, sagte sie leise. Einen Moment später hatte sie sich aufs Pferd geschwungen und war mit einem letzten Blick über die Schulter davongeritten .
    Magnus sah ihr nach, bis sie im Wald verschwunden war. Erst nach weiteren, endlos scheinenden Sekunden dachte er daran, dass Emma immer noch allein im Wagen saß. Hoffentlich. Über seine kindische Spannerei und seine missglückten Flirtversuche hatte er völlig seine Tochter vergessen. Mit einem gemurmelten Fluch machte er sich auf den Rückweg.

    *

    Er hatte Glück, Emma war nicht aufgewacht. Bis zum Gut der Lagerbergs war es nicht mehr weit, innerhalb weniger Minuten waren sie da. Als er wenig später den Wagen an der Pferdekoppel vorbei in die Einfahrt lenkte, schlief Emma immer noch.
    »Aufwachen, Schätzchen«, rief er leise. Er streckte die Hand aus und kitzelte vorsichtig ihr Ohr. »Wir sind da!«
    Blinzelnd öffnete sie die Augen und setzte sich auf. »Kann ich gleich reiten?«
    Magnus lachte. »Weißt du, wie spät es ist?«
    Eine Frau kam aus dem Haus, und an der Art, wie sie ihn und Emma anlächelte, erkannte er, dass er die Vermieterin der Ferienwohnung vor sich hatte, Ingrid Holm. Sie trug einen Wäschekorb auf der Hüfte und kam rasch auf ihn zu, eine hübsche Frau um die dreißig, mit hellbraunem, kinnlangem Haar und einem ansteckenden Lächeln.
    »Herr Jacobsson ? Herzlich willkommen!«
    Er ergriff die zur Begrüßung ausgestreckte Hand. »Entschuldigung, dass es so spät geworden ist. Ich hatte ganz vergessen, wie weit es doch von Stockholm entfernt ist.«
    Damit hatte er sofort ihre Neugier geweckt. »Ach, Sie waren schon mal hier?«
    Magnus nickte. »Ist lange her. Ich war acht. Wir machten damals Ferien auf Marielund.«
    Sie betrachtete ihn interessiert. »Na, dann kennen Sie sich ja in der Gegend aus.« Sie deutete auf ein hübsches kleines Nebengebäude mit frisch gestrichenen Fensterrahmen und Blumenkübeln vor dem Eingang. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen das Gästehaus.« Sie gab Emma die Hand. »Hey, ich bin Ingrid.«
    »Ich bin Emma.«
    »Fein. Dein Zimmer wird dir gefallen.« Ingrid half Magnus und Emma beim Ausladen des Gepäcks und ging anschließend mit dem Mädchen voraus ins Gästehaus.
    Magnus nahm den großen Koffer und eine Tragetasche. Er wollte den beiden gerade folgen, als er im nächsten Moment glaubte, Opfer einer Sinnestäuschung zu werden.
    Die Frau, die er vorhin am See getroffen hatte, kam unvermittelt auf den Hof geritten. Sie wirkte jetzt nicht länger wie eine übernatürliche Erscheinung, sondern eher leicht erschöpft.
    Sie zügelte das Pferd und saß ab. Ein wenig befangen blieb sie stehen und bedachte Magnus mit überraschten Blicken.
    »So ein Zufall«, sagte Magnus. Er merkte selbst, wie lahm es klang, doch er hatte das Gefühl, unbedingt etwas sagen zu müssen, bevor sie auf den Gedanken kam, wieder auf das Pferd zu steigen und davonzureiten . Dann erst wurde ihm klar, was es mit ihrem plötzlichen Erscheinen hier auf sich haben musste.
    »Wohnen Sie hier?«, fragte er.
    Sie nickte und schüttelte gleich darauf den Kopf. »Eigentlich nicht hier, sondern in Stockholm. Ich...« Sie unterbrach sich, als aus dem Gästehaus Emmas Stimme zu hören war.
    »Papa, komm schnell! Das musst du dir ansehen!«
    Magnus zögerte. Er wollte nicht ins Haus gehen, sondern hier stehen bleiben und reden. Er hatte zwar nicht den Hauch einer Ahnung, worüber, doch das spielte keine Rolle. Sie sah so zauberhaft aus in ihrem hell geblümten Kleid. Das blonde Haar wellte sich feucht um ihr süßes junges Gesicht, und ihre hellen Augen schienen von innen heraus zu leuchten. Sie hielt den Grauschimmel fest beim Zügel, während sie ihn anschaute. »Mir scheint, Ihr Typ wird verlangt. Sie sollten Ihre Familie nicht warten lassen.«
    Mit einem letzten Blick über die Schulter führte sie ihr Pferd in Richtung Stallungen.
    Magnus kam sich wie ein alberner Junge vor, weil er ihr nachstarrte, bis sie hinter der Stalltür verschwunden war. Erst dann ging er

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