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Sehnsuchtsland

Sehnsuchtsland

Titel: Sehnsuchtsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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Familie Lagerberg zu backen. 1
    »Lasse!«, rief Ingrid erbost. »Stell sofort den Kuchen hin!«
    Lena war näher dran und nahm die Verfolgung des kleinen Tunichtguts auf. »Hier geblieben, Lasse! Bleib stehen!«
    Für Lasse war das Ganze nichts weiter als ein lustiges neues Spiel. Er kicherte frech und nahm seine kleinen Beine in die Hand. Für seine vier Jahre konnte er ziemlich schnell laufen, stellte Lena fest, während sie ihm nachsetzte.
    Der Frechdachs rannte wirklich wie der Teufel. Lena jagte ihm lachend hinterher und fühlte sich dabei so gut wie schon lange nicht mehr.

    *

    Emma ritt über die Koppel, ließ den Braunen zuerst traben und dann in leichten Galopp fallen. Magnus stand neben Björn am Gatter und war davon überzeugt, dass das breite Grinsen auf seinem Gesicht ihn reichlich albern aussehen ließ. Aber er konnte nun mal nichts daran ändern, dass er fast platzte vor Stolz, wenn er seiner Tochter beim Reiten zusah.
    Sie war wirklich gut. Magnus nahm sich vor, mit dem eigenen Reitpferd Ernst zu machen. Zu ihrem nächsten Geburtstag würde sie eins bekommen, auch wenn es vermutlich eine unverschämte Stange Geld kosten würde — von der Unterbringung und Pflege ganz zu schweigen.
    Björn beobachtete Emma anerkennend. »Das machst du prima, Mädchen!«, rief er.
    Magnus wandte sich ihm zu. »Kann man sie wohl allein ausreiten lassen?«
    »Sicher. Ich habe sie heute Morgen schon in der Halle beobachtet. Sie ist eine sehr gute Reiterin.«
    Emma zügelte das Pferd ein wenig und trabte an ihnen vorbei. »Was ist, kann ich los?«
    Magnus nickte. »Pass auf dich auf!«
    Björn öffnete das Gattertor und trat zur Seite, damit sie vorbeireiten konnte.
    Im nächsten Augenblick zuckte er verdutzt zusammen, denn Lasse kam angerannt, den Kuchen mit beiden Händen vor sich hertragend wie eine Trophäe. Lena war ihm dicht auf den Fersen, gefolgt von ihrer Schwester, die dabei war, Tempo gutzumachen und aufzuholen.
    Björn wusste nicht, ob er lachen oder schimpfen sollte, als der blonde Zwerg auf ihn zugeschossen kam. Sein Wohlwollen hielt sich stark in Grenzen, denn soeben war sein Lieblingsnachtisch im Begriff, als Abfall auf dem Boden zu enden.
    »Großvater, Kuchen!«, rief Lasse freudestrahlend.
    Magnus’ vexblüffte Blicke wechselten von dem Knirps zu seiner Verfolgerin, die den Jungen im nächsten Moment zu fassen kriegte.
    »Habe ich dich, du kleiner Troll!«, rief sie triumphierend.
    Durch den plötzlichen Ruck gebremst, ließ Lasse seine Beute fahren. Ohne nachzudenken, tat Magnus einen Satz nach vorn und schnappte sich den Kuchen, den Bruchteil einer Sekunde, bevor das gute Stück auf dem Boden landen konnte.
    Die anderen starrten ihn an, anscheinend sprachlos nach seiner artistischen Einlage, fast so, als erwarteten sie, dass er sich jetzt vor ihnen verneigte. Er räusperte sich und wollte gerade irgendeine launige Bemerkung von sich geben, als Lena ihm zuvorkam.
    »Das ist ja gerade noch mal gut gegangen.« Sie zauste ihrem Neffen das Haar. »So geht das aber nicht, Lasse. Wir wollen alle was von dem Kuchen haben.« Sie kitzelte ihn spielerisch und hob ihn dann hoch, woraufhin er sich wand und vor Vergnügen aufkreischte. Er strampelte so heftig herum, dass sie ihn hinunterlassen musste, bevor er sie noch versehentlich in die Rippen trat.
    Lena stellte ihn ab und sah sich unvermittelt dem Retter der Torte gegenüber. Er übergab Ingrid seinen an einer Seite leicht zermatschten Fang. »Hier, bitte. Beinahe unversehrt zurück.«
    Dabei hatte er nur Augen für Lena. Spontan erwiderte sie sein Lächeln und fragte sich dabei, wieso sie auf einmal den Eindruck hatte, schneller atmen zu müssen. Gestern am See war es genauso gewesen. Er hatte etwas an sich, das sie nervös und verlegen machte und den Wunsch in ihr hervorrief, ihn wie ein albernes junges Mädchen verstohlen unter gesenkten Lidern anzuschauen.
    In der Tat war er einen zweiten Blick wert, so viel war sicher. Er mochte Mitte bis Ende dreißig sein und war tadellos in Form. Als er sich vorhin die Torte geschnappt hatte, hatte sie sehen können, wie sich die Muskeln seines Oberkörpers unter seinem Hemd spannten. Sein lachendes, offenes Gesicht strahlte Gesundheit, Gutmütigkeit und Lebensfreude aus, und die Haarsträhne, die ihm immer wieder in die Stirn fiel, ließ ihn jungenhaft und zugleich verwegen aussehen, eine für Frauen fatale Mischung, die durch das bezwingende Blau seiner Augen noch betont wurde.
    Lena wollte etwas möglichst

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