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Sei mein Stern

Sei mein Stern

Titel: Sei mein Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Frost
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ihr hinterlassen hatte, Minuten bevor Simon ihn wie einen Schwerverbrecher aus dem Haus gejagt hatte, und hielt das flache silberne Plättchen unter den Übertragungssensor im Wohnzimmer. Sekunden später flimmerte Marks sympathisches Gesicht über den Bildschirm.
    Der Mann war bei Weitem nicht so ein Hingucker wie Rafael oder Simon, jedoch auch nicht gerade hässlich. Er war etwas kleiner und nicht so muskulös wie die beiden Brüder, besaß aber die herrlichsten grünen Augen, die Jana je gesehen hatte. Und alles in allem hatte er einen offenen und geradlinigen Eindruck bei ihr hinterlassen. Er war bereits achtunddreißig. Und seine Frau war, wie die meisten Frauen Sirias, vor vier Jahren ums Leben gekommen, was Mark allerdings wesentlich besser weggesteckt zu haben schien als Rafael. Vielleicht auch, weil er zwei Töchter zu versorgen hatte, die ihm schlichtweg die Zeit zum Nachdenken raubten. So hatte der Regierungsrat entschieden, dass Mark als nächster zur Erde reisen sollte. Die beiden Mädchen benötigten nichts dringender als eine Mutter.
    „Jana!“, rief er erfreut. „Ist dir noch etwas eingefallen, über das ich auf dem Laufenden sein müsste? Oder möchte sich Simon doch noch für sein rüpelhaftes Verhalten entschuldigen?“
    „Nein, Mark. Es ist eher umgekehrt … Also, eigentlich könnte ich deinen Rat und deine Hilfe gebrauchen. Hättest du vielleicht ein wenig Zeit für mich übrig? Und keine Angst, Simon wohnt nicht mehr hier.“ Verlegen biss sie auf ihrer Unterlippe herum. „Auf der Erde würde ich dich jetzt zu einer Pizza und einem Glas Rotwein einladen, aber auf Siria ist das ein bisschen schwierig. Also eher auf eine Pille und einen Tee.“
    Mark lachte laut auf. „Hör zu, Jana, ich habe heute Abend niemanden für die Mädchen, aber wenn du zu mir kommst, spendiere ich den Tee.“
    Sie zögerte einen kurzen Moment, doch dann nickte sie. „Geht klar. Ich bin in Windeseile bei dir.“
     
    Keine zehn Minuten später sauste sie auf Rafaels Renngleiter in einem Affenzahn über den Planeten, auch wenn sie das Garagentor erst wieder zutiefst hatte beleidigen müssen, bis es sich dazu herabgelassen hatte, für sie den Weg zu räumen. Manchmal kam sie sich in diesem Haus vor wie im Tower von London. Erst einmal drin, schaffte man es nie mehr heraus.
    Im Hintergrund gingen gerade die beiden Sonnen unter und tauchten die silbernen Gebäude in ein prickelndes, orangefarbenes Licht. Während der Fahrtwind Janas Haare wild um ihren Kopf herumpeitschte, sog sie den eukalyptushaltigen Duft der Atmosphäre ein. Beim besten Willen wollte sie niemals wieder woanders ihr Leben verbringen.
    Tja, wenn da nur dieses Dilemma mit Simon nicht wäre.
    Keine zehn Minuten später leitete der Autopilot den Sinkflug ein und brachte das Gefährt butterweich auf den Titanium-Landestreifen vor einem der Häuser am Rande der Hauptstadt Taro zum Stillstand. Das sanfte Dröhnen der Triebwerke war noch nicht gänzlich erloschen, als die Tür des Hauses aufschwirrte und zwei dunkelhaarige Mädchen mit langen Zöpfen, gehüllt in zartrosa Overalls, auf sie zuflitzten.
    Sie kletterte von dem Gefährt und lächelte die Kleinen, die ein paar Meter vor ihr abrupt zum Stillstand gekommen waren, ein wenig unsicher an. Irgendetwas schien ihnen die Sprache verschlagen zu haben, denn sie glotzten sie nur stumm an.
    „Hallo, ihr beiden“, unternahm sie den gut gemeinten Versuch, das Eis zu brechen. „Ich bin Jana.“
    „Bist du das Alien?“, erkundigte sich da das größere der Mädchen, die sich ähnelten wie ein Ei dem anderen, von der Statur einmal abgesehen.
    Jana gelang es blitzschnell, den Schock zu verbergen, den ihr diese so gedankenlos ausgestoßenen Worte versetzten. So redete man also hinter vorgehaltener Hand über sie! Und zum allerersten Mal seit ihrer Ankunft kam sie sich fehl am Platze vor. „Ja, so könnte man das wohl nennen. Und wer seid ihr?“
    „Ich bin Tessa“, meldete sich die Größere vorwitzig wieder zu Wort. Dann zeigte sie auf ihren kleineren Klon. „Und das ist Carina.“
    „Oh, hallo Tessa, hallo Carina. Ist euer Vater da?“
    „Ich bin hier“, vernahm sie da Marks vergnügte Stimme. Er stand in der geöffneten Eingangstür des Hauses. Durch den erleuchteten Hintergrund konnte sie nur seine Silhouette erkennen, die wie bei jedem Mann auf Siria höchst beeindruckend anmutete. Groß und schlank, mit breiten Schultern und schmalen Hüften. Nun, diese Ernährung auf Tablettenbasis barg schon

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