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Sei mein Stern

Sei mein Stern

Titel: Sei mein Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Frost
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persönlichen Vorstellung von der Hölle sehr nahe gekommen. Wie eine gigantische Welle war der Kummer eins ums andere Mal über ihr zusammengeschlagen und hatte sie in bodenlose Tiefen gezogen. Die Erinnerung an die schwere Zeit nach Tims Tod war wieder in ihr hochgekommen, und es überstieg ihr Fassungsvermögen, dass der Verlust eines Mannes, den sie wenige Wochen zuvor nicht einmal gekannt hatte, sie in eine solche Leere stürzen konnte.
    So hatte sie sich im Haus eingeigelt, gedankenverloren durch die Fernsehkanäle gezappt und derweil Rafaels Lebensmittelbestände minimiert. Die Pillen, die als Nahrungsersatzmittel dienten, waren zwar gut verträglich und sättigten, doch immer konnte Jana sich damit nicht über Wasser halten. Die Gelüste nach richtigem Essen überkamen sie gerade in dieser Phase der Verzweiflung häufig. Ein Glück, dass Rafael jede Menge Leckereien auf dem Planeten deponiert hatte, wobei sie hin und wieder für einen knackigen Salat oder eine Currywurst ihr Vaterland verraten hätte.
    Melvin umschwirrte sie unablässig wie eine Stechmücke, und sein gluckenhaftes Benehmen zauberte ab und an tatsächlich ein Lächeln auf ihr Gesicht. Einmal hatte er sie weinend im Schlafzimmer aufgefunden, was ihn so getroffen hatte, dass er sich seitdem standhaft weigerte, abends in die Garage zu verschwinden. In eine Ecke gekauert verharrte er mucksmäuschenstill ein Stück von ihrem Bett entfernt. Und sie musste sich eingestehen, dass er und die beiden pelzigen Gesellen ihr Rettungsanker in dieser schwierigen Zeit waren.
    Häufig lungerten sie zu viert im Wohnzimmer herum und gaben sich voll und ganz der flimmernden Mattscheibe hin. Doch Sirias Fernsehprogramm war geprägt von Science-Fiction-Filmen. Nachrichtensendungen gab es hingegen so gut wie keine. Eine zeitnahe Berichterstattung, welche die Menschen darüber ins Bild setzte, was um sie herum geschah, war nicht präsent.
    Was vielleicht daran lag, dass eben nichts passierte.
    Aber hegten die Sirianer denn überhaupt kein Interesse an den neun umliegenden Planeten, die ebenfalls dünn besiedelt und gut mit Raumschiffen zu erreichen waren? Immerhin gab es gemeinsame Aktionen wie den alljährlichen Planetenmarathon oder übergreifende Tennismatchs und Golfturniere. Samt und sonders mit lustigen kleinen Kometen, Asteroiden und Gesteinsbrocken, die ihre unorthodoxen Formen nach Lust und Laune veränderten. Berichtet wurde darüber jedoch nicht.
    Inzwischen hatte Jana den ersten Schock über Simons Auszug verdaut und den Sprung ins kalte Wasser gewagt, indem sie sich im Alleingang aus dem Haus getraut hatte. So durchwanderte sie häufig in Gedanken versunken die Violet Mountains, schlug sich durch die Geschäfte der Hauptstadt Taro, deren Auslage leider wenig erquickend war, und widmete sich dem Sport.
    Dabei hatte sie die Bekanntschaft verschiedener Männer gemacht, die sich hin und wieder angeblich zufällig in ihre Nähe verirrten. Und sie konnte die Augen nicht davor verschließen, dass die meisten, der durch die Bank weg gut aussehenden Typen unumwunden um sie buhlten. So ließen sie sie häufig beim Tennis oder Fußball gewinnen. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, da Jana ihnen in puncto Kraft und Geschwindigkeit nicht im Entferntesten das Wasser reichen konnte.
    Der eine oder andere Interessent ließ es sich auch nicht nehmen, aus freien Stücken ihren Gleiter zu polieren – oder besser gesagt Rafaels Gleiter – bis dieser glänzte wie ein Formel-1-Bolide. Erst Tage später kam sie auf den Trichter, dass das Gefährt über eine ausgeklügelte Selbstreinigungsfunktion verfügte. Fortan jagte sie jeden, der die Dreistigkeit besaß, sich mit einem Protonenschwamm dem Fahrzeug zu nähern, zum Teufel. Nun, es war nicht von der Hand zu weisen, dass man sich in dieser männerdominierten Umgebung manchmal vorkam wie auf dem Planeten der Affen.
    Und auch wenn sie inzwischen einen inneren Frieden gefunden hatte wie selten zuvor und ihre Freizeit als meistbegehrtes und -bestauntes Lebewesen auf Siria genoss, vermisste sie etwas in ihrem Leben. Von Simon einmal abgesehen, der ihr fehlte wie die Luft zum Atmen. Mächtig war der Drang, sich zu betätigen und einer sinnvollen Beschäftigung nachzugehen, denn sie hatte jetzt lange genug Däumchen gedreht. So formierte sich in ihrem Kopf der Gedanke, den Planeten mit einer Innovation zu beglücken – vorausgesetzt dieser würde sich darauf einlassen.
    Zielstrebig griff sie nach Marks Funkkoordinaten, die er

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