Sei schlau, stell dich dumm: Biographie
naselang aus. Aber da unten trau’ ich mich das nicht. Für alle, die’s interessiert: Bringen tut das überhaupt nichts. Von wegen gesteigerte sexuelle Erregung. Wer ohne Intim-Piercing schlechten Sex hat, hat auch mit Intim-Piercing schlechten Sex. Schick finde ich meinen Ring trotzdem immer noch.
Bei einer anderen Form des Körperschmucks waren meine Mutter und ich allerdings nicht einer Meinung: Mit siebzehn wollte sie mich zu einem Arschgeweih überreden. Ja, richtig gelesen: Sie wollte, ich nicht. Wie schon gesagt, sie war immer anders als andere Mütter. Oder kennt jemand Mütter, die ihre Töchter fast dazu nötigen, sich ein Tattoo stechen zu lassen? Ich dachte immer, die Kinder müssten bitten und betteln. Gott sei dank bin ich standhaft geblieben und habe ausnahmsweise Nein gesagt.
Rauchen ist schädlich
Dass sich Mama mal so ändern würde, hätte ich in jungen Jahren nicht für möglich gehalten. Ich habe nie richtig geraucht, obwohl ich aus einem Raucherhaushalt komme. Meine Mutter paffte morgens, mittags und abends, bis sie es irgendwann schaffte, von den Glimmstengeln loszukommen.
Jedenfalls habe ich mir mit vierzehn eine Packung Lucky Strike gekauft. Die Werbung von denen war einfach geil, und die Packung sah total cool aus. Da habe ich dann heimlich ein bisschen vor mich hingepafft. Als meine Mutter eines Tages die Zigaretten bei mir sah, behauptete ich, dass sie meiner Freundin Sandra gehörten. Egal, Mama schrie, Mama tobte: »Du rauchst nicht! Und wenn du fünfzig Jahre alt bist, werde ich es dir immer noch verbieten!« Und die meinte das, wie immer, ernst.
Das dicke Ende kam, als ich mit Mama zusammen in der Disco war. Keine Ahnung, wer da eigentlich wen begleitete (im Zweifelsfall ich sie, weil sie nicht alleine gehen wollte). Nur zum Jux paffte ich da ein bisschen. Schwupps, kam eine Hand von hinten angeflogen und schlug mir die Zigarette aus dem Mund – Mamas Hand. Die Rechte, denn in der Linken hielt sie ihre eigene Kippe. Ja, auch wenn man es nicht glauben mag, aber ich bin schon ziemlich streng erzogen worden.
Die Ehrenrunde
In der achten Klasse bin ich sitzengeblieben. Die ständigen Wohn- und Schulwechsel machten mir zu schaffen. Und Mama konnte mir auch nicht groß helfen. Für die Hausaufgaben war wenig Zeit. Zwischen Bierchen zapfen und Gläser spülen guckte sie mal quer über die Hefte, aber das war mehr eine Alibi-Funktion.
Ich glaube, ich war in der dritten Klasse, als ich sie mal was fragte und sie die Antwort nicht wusste. Da hat sie einfach gesagt: »Frag halt deine Lehrer. Die sind dafür da und kriegen schließlich Geld dafür.« Das war das letzte Mal, dass sie in ein Heft von mir geguckt hat.
Irgendwie kam ich also auf einmal, von heute auf morgen, nicht mehr mit. Kann ja mal passieren. Die Lehrerin hat mich dann zum Schulpsychologen geschickt. Na, danke schön! Das ist ein super Gefühl, wenn du mit gerade mal vierzehn zum Seelenklempner sollst, weil irgendjemand, der dich kaum kennt, denkt, dass du einen Sprung in der Schüssel hast. Nur weil du Mathe nicht kapierst. (In Wahrheit haben die Leute einen Sprung in der Schüssel, die Mathe kapieren!)
Zugegeben, so ganz unrecht hatte meine Lehrerin damit nicht, und sie meinte es ganz sicher auch gut. Trotzdem kam ich mir vor wie ein Trottel. Und dann sitzt du da und sollst Fragen beantworten wie: Alles okay zu Hause? Was willst du denn als Kind dazu sagen? Ja!, habe ich gesagt.
Nach der Ehrenrunde habe ich den Anschluss wieder gefunden und meine Mittlere Reife mit 2,1 gemacht. Nur in Physik bekam ich eine Fünf (heute habe ich zumindest das mit der Schwerkraft begriffen, und zwar spätestens, als mein Naturbusen anfing zu hängen), in Mathe eine Drei und in Kunst eine Eins. In allen anderen Fächern eine Zwei. Ist nun auch nicht so schlecht, dass man sich schämen muss.
Außerdem habe ich mit dem Schnitt eine Lehrstelle bekommen, und meine Mathefähigkeiten reichen für die wichtigen Dinge des Lebens völlig aus. Ich weiß genau, wenn die 99-Euro-Schuhe im Ausverkauf sind und es zwanzig Prozent Rabatt gibt, dass ich dann nur 79,20 Euro zahlen muss. Und das ist es doch, was zählt, oder? Das Mathebuch ist ohnehin der einzige Ort auf der Welt, wo jemand 134 Süßkirschen kauft, um dann seinem Freund 26 abzugeben, nachdem er aber 4 Stück auf dem Transport verloren hat – was für ein Quatsch!
Ich sage immer, ich habe im Alltag mehr Rechnen gelernt als in der Schule. Das kommt von den vielen Karten- und
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