Sei schlau, stell dich dumm: Biographie
Englisch. Liebe M., es tut mir echt leid, dass ich dich da im Stich gelassen habe, aber ich wäre dir garantiert keine Hilfe gewesen, sorry. Hoffe, du hast es trotzdem geschafft!
Was auch immer wieder angefragt wird, ist, ob ich als Geburtstags-Überraschungsgast irgendwo vorbeikommen könnte. Da laden mich Männer zu ihren Frauen ein, Mütter fragen für ihre Töchter an, Enkel wollen, dass ich zu den Omis komme …
Eigentlich könnte ich dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr (vielleicht lädt mich auch mal jemand im Schaltjahr zum 29. Februar ein) abends irgendwo feiern. Ein bisschen rumstehen, Prosecco schlürfen, Pizza oder Pommes knabbern, Käse-Igel plündern, Mousse au Chocolat naschen, Happy Birthday von Stevie Wonder lauschen oder à la Marilyn Monroe selber hauchen. Also an alle, die sich mich mal zum Geburtstag gewünscht haben: Ist ja nicht so, als ob ich keine Birthday-Partys mag, aber irgendwann muss ich auch mal arbeiten. Und das tue ich, glaube ich, mehr, als die meisten von mir denken. Deshalb bitte nicht böse sein, wenn ich es nicht auf einen kurzen Sprung vorbei schaffe …
Und dann gibt es da noch die Art von Briefen, die ich ehrlich gesagt überhaupt nicht mag, denn die machen mich echt traurig (und manchmal auch wütend!). Das sind die Bitt- und Bettelbriefe. Die sind meistens echt herzerweichend – und ich habe doch schon so einen Wackelpudding in der Brust. Wenn dann aber noch Mütter schreiben, dass sie durch einen dummen Fehler komplett verschuldet sind, alleine vier kleine Kinder versorgen müssen und unbedingt zehntausend Euro brauchen – ja, was soll ich denn dann machen?
Abgesehen davon gibt es auch Bettelbriefe, die wirklich ärgerlich sind. Da werde ich richtig sauer. Einige wissen nämlich gar nicht mehr, was sie mir geschrieben haben, und dann hast du auf einmal Post vom selben Absender, mit einer ganz anderen Geschichte. Eben brauchte er noch Geld für eine schwere Operation, zwei Wochen später ist dann das Haus abgebrannt, und beim nächsten Brief muss die Omi beerdigt werden.
Also, in Sachen Richtig-in-die-Scheiße-Greifen bin ich nun wirklich eine Expertin, aber das glaubt mir doch keiner. Dass die Leute sich dafür nicht zu doof sind. Mir tut’s so leid für jeden, den es wirklich erwischt hat, aber die Möchtegern-Abzocker gehen mir echt auf den Sack – also den Postsack …
Na, dann sind da auch jede Menge Kennerlern-, Verlobungs- und Heirats-Angebote dabei. Um ganz ehrlich zu sein, darauf habe ich noch nie geantwortet. Die Jungs und Männer tun immer so, als ob sie mich kennen, weil sie mich mehr als einmal im Fernsehen gesehen haben. Aber auch, wenn ich das im TV bin, also eigentlich ja in echt, weil ich keine Rolle spiele – ich kann ja nun mal nur die Katze – aber das hat doch nichts mit mir im wirklichen Leben zu tun.
Fünfundvierzig zusammengeschnittene Sendeminu ten mit Werbeunterbrechung und Kommentaren aus dem Off haben doch nichts mit vierundzwanzig Stunden Daniela Katzenberger live und wahrhaftig zu tun. Ein Typ hat mir mal geschrieben, dass er so in mich verliebt sei und nur auf einen Wink von mir warten würde, dann würde er sofort seine Frau verlassen. Hallo? Der kann doch nicht ganz richtig ticken! Nee, Jungs, bei dieser Art von Briefen könnt ihr euch gleich das Porto sparen.
Das dürften meinetwegen auch die Damen und Herren, die die Minuten zählen, die ich noch auf Sendung bin. Da frage ich mich jedes Mal, warum die so viel Zeit und Mühe investieren, mir überhaupt zu sagen, wie scheiße sie mich finden. Ist ja ihr gutes Recht (und ich kann damit leben, das bin ich von klein auf gewohnt), aber diese Arbeit: Hinsetzen, schreiben, Umschlag suchen, Briefmarke kaufen (Tschüss 55 Cent), lecken (igitt), Briefkasten finden – da brauchst du schon ein sehr großes Mitteilungsbedürfnis, damit dir ein paar Beschimpfungen das wert sind.
Die schreiben dann Sachen wie: »Wann verschwindest du endlich?« Keine Sorge, die nächste Staffel ist schon in Planung! »Ist dein Kopf eigentlich so hohl, dass du dein eigenes Echo hören kannst?« Wie bitte, die Frage habe ich nicht ganz verstanden … -standen … -standen …
»Wenn ich dich sehe, fällt mir nur ›Blond gejoggt‹ ein.« Das musste ich mir erst mal von jemandem übersetzen lassen. Bedeutet: Dumm gelaufen! Unter uns: So einen blöden Blondinenwitz habe ich noch nie gerissen, aber jeder, wie er mag.
Wie gesagt: Wenn’s die Leute glücklich macht, immer her damit. Im Zweifelsfall tun sie
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