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Sei schlau, stell dich dumm: Biographie

Sei schlau, stell dich dumm: Biographie

Titel: Sei schlau, stell dich dumm: Biographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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bis heute nicht so ganz klar, dass ich da mittlerweile natürlich nicht jeden Tag stehe. Um ganz ehrlich zu sein, war ich im letzten halben Jahr nur zweimal da.
    Manchmal höre ich, dass sich Leute beschweren, dass sie im »Café Katzenberger« zu Gast waren und mich gar nicht gesehen haben. Ich meine, geht’s noch?
    Gerade ist offenbar ein Kassenzettel über vier Euro – man betone: vier – aus meinem Café bei eBay versteigert worden. Für zwanzig Euro! Das ist doch bekloppt! Einen ollen Kassenzettel versteigern, das ist ja noch krasser als Mamas oller Tanga, den ich mal für zwanzig Mark verhökert habe. Wie gesagt, zum Glück bin ich damals nicht erwischt worden.
    Erwischt wurde ich eigentlich nur einmal. Da war ich vielleicht vierzehn oder fünfzehn Jahre alt und habe auf eine Mauer im Waldpark mit Eyeliner geschrieben: »Nathalie, habe dich lieb! Dani K.« Gut, ich hatte mir vorher mit zwei »Hütchen« (Asbach-Cola) Mut angetrunken, davon war ich ziemlich besoffen. Aber das muss man sich mal reinziehen: eine anonyme Liebeserklärung mit Absender-Angabe, echt Katze halt.
    Ich habe damals eine Vorladung von der Polizei bekommen, der Vorwurf lautete auf Sachbeschädigung. Es war das einzige Mal, das ich überhaupt Stress mit der Polizei hatte (abgesehen von einer Kneipenschlägerei, zu der ich nachher als Zeugin aussagen sollte). Die Akte Eyeliner ist dann ohne Strafe für mich eingestellt worden. Glück gehabt.
    Mein Talisman
    Glück hatte ich schon so einige Male in meinem Leben. Ich besaß sogar mal meinen ganz persönlichen Schlüssel zum Glück. Den hätte natürlich jeder gern, und ich würde hier auch sofort verraten, wo es den gibt, aber den muss jeder für sich selber finden. Denn ein Schlüssel passt nicht in jedes Schloss.
    Meinen persönlichen Glücksschlüssel habe ich vor knapp zwei Jahren gefunden. Er funkelte mich aus einer Glasvitrine an, gebettet auf dunkelblauem Samt und über und über mit Strass besetzt. Ich musste dieses Schmuckstück einfach haben, und ab sofort hatte ich den funkelndsten Glücksbringer der Welt und meinen eigenen Schlüssel zum Glück.
    Tja, aber wie gesagt, er war einmal … Er wurde mir leider geklaut. Einfach so, aus dem Koffer raus. Beim Rückflug aus Spanien. Als ich zu Hause meine Sachen auspacken wollte, dachte ich, mich tritt ein Pferd. Der komplette Schmuckbeutel fehlte. Ich dachte, ich drehe durch. Oberschlaue Tanten, denen ich das erzählt habe, gaben sich superschlau und fragten entsetzt, wie ich denn überhaupt Schmuck in den Koffer packen könne. Schmuck dürfe man nämlich nur in der Handtasche, also immer in Griffnähe, haben. Ich sei doch selber schuld. Aber ich habe doch vor lauter Lipgloss gar keinen Platz mehr in meinen Handtaschen! Sei’s drum, aus Schaden wird man klug. Mal schauen, wie es bei mir ohne den »Glücksschlüssel« so weitergeht.
    Meine liebe Jessica
    Letztens sitze ich hinten bei meinen Eltern im Auto. Wir fahren also in die Stadt zum Einkaufen, und ich gucke links und rechts aus dem Fenster, schaue, was sich in Oggersheim mal wieder während meiner Abwesenheit geändert hat. Als wir endlich eine Parklücke gefunden haben (übrigens eine, in die ich niemals hätte einparken können – schätze mal, kaum vier Meter lang, da komme ich mit viel Glück mit einem Smart rein), steigen Mama und Papa Peter aus und gehen einfach los. Ich sehe die beiden den Bürgersteig entlangmarschieren und gucke und gucke und – huch – auf einmal denke ich. Ja, ich DENKE . Und zwar: He, wieso macht mir denn niemand die Tür auf? Habt ihr mich vergessen? Hallo, wartet auf mich und mach doch mal einer auf! Uups, da habe ich gemerkt, dass ich hier ja gar nicht in einer Limousine sitze und bei irgendeinem Roten Teppich vorfahre. Ich musste die Tür selbst aufmachen!
    Da habe ich mich echt ein bisschen erschrocken. An dieses ganze Getue beim Fernsehen gewöhnt man sich schneller, als es gut und einem lieb sein kann.
    Gott sei Dank gibt es da meine Freundin Jessica. Die holt mich immer so was von auf den Teppich zurück. Obwohl sie selbst sagt, dass ich noch mit beiden Latschen draufstehe. Die Jessica ist meine beste – und ehrlich gesagt auch einzige – Freundin. Die kommt auch aus Oggersheim und ist genauso alt wie ich. Wir sind zusammen zur Schule gegangen, bevor ich mal wieder mit der ganzen Familie umgezogen bin und die Schule wechseln musste.
    Jessica arbeitet heute als Altenpflegerin. Die weiß echt, wie das Leben so läuft. Ein bisschen sieht sie

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