Seichtgebiete: Warum wir hemmungslos verblöden (German Edition)
gerufen wurde, dies sei eine geile Idee, prompt auf die Schnauze. Niemand vermag zu erklären, dass nicht verblödete Politiker wie Bisky, Gysi, Lafontaine, Bartsch auf die blödsinnige Idee kamen, einen ehemaligen Tatort -Kommissar als ihren Kandidaten für die Wahl des Bundespräsidenten zu nominieren. Peter Sodann trägt bei zur politischen Willensbildung – zum wachsenden Widerwillen gegen Politiker, die aus der demokratischen Kulturlandschaft ein Seichtgebiet für Gaukler machen und sich wundern, dass die Zahl derer ansteigt, die sich angesichts solcher Kandidaten bei der nächsten Wahl enthalten.
Manche von den Blöden sind noch blöder als blöd und bekommen es nicht mit, wenn sie am Nasenring durch die öffentliche Medienarena geführt werden. Oder es ist ihnen egal, weil sie ähnlich wie die von Bohlen gedemütigten Kinder der Unterschicht alles tun würden, um aufzufallen. Die sind in der für dieses Buch entwickelten Strategie, siehe Kapitel eins, keine ernst zu nehmenden Gegner. Mit denen wird sogar ein einzelner Jäger fertig, er muss nur den hinterlassenen Spuren im Seichtgebiet folgen und danach öffentlich machen, was er gefunden hat.
Peter Lückemeier, getreuer Chronist der Unsäglichen, ein journalistischer Komödiant, der sich gelassen lustig macht über den Zustand der Welt, reduziert sie mit seiner »Herzblatt«-Kolumne Sonntag für Sonntag in der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung« auf ihr Normalmaß unter null, indem er die Roberto-Blanco-Brigaden der Lächerlichkeit preisgibt. Er handelt wie das Kind in Andersens Märchen, das beim Anblick des stolzierenden Kaisers ausrief: Aber der ist ja nackt. Überhaupt lässt sich, wie man bis hierher inzwischen lesend erfahren hat, mit genau diesem
Märchen vieles erklären, was sonst nicht zu erklären wäre. Denn würden Blöde lesen können, müssten Blödmacher ja auswandern.
Und bis dahin?
Muss man sich behelfen.
Können wir das?
Yes, we can.
KAPITEL X
Und wo bleibt das Positive?
A m Ende, es hilft wohl nichts, muss die Schlacht, Zug um Zug, auf andere Art entschieden werden. Und mutet es dann letztlich auch wie Wahnsinn an, so wäre es doch eine mutige Methode. Blöde von ihren Blödmachern zu trennen, die sich ja bereits gegenseitig in der fantastischen Arte+3sat-Show Superstar erledigt haben, das führerlose Fußvolk also in einen Hinterhalt zu locken und es dann lustvoll zu schlachten, reicht nicht. Denn nach ein paar verbalen Niederschlägen – ihr seid ja alle sooo blöd! – stehen die Angeschlagenen vor dem endgültigen Knock-out wieder auf und machen einfach weiter wie bisher, schauen genau dorthin unter die Gürtellinie, wohin sie immer schon gern geschaut haben, stimmen ihre grölenden Gesänge an, saufen sich die letzten grauen Zellen aus dem Hirn, lehnen weiterhin als ungeil ab, was nach einem Buch riecht oder sich nach Musik anhört und nicht nach den Ausscheidungen einer allen Erstlesern nahen Erstschreiberin oder dem Gestammel eines unterschichtigen Prolo-Rappers aus Dingsda, missachten auch in Zukunft die einfachsten Formen des Benehmens wie »Bitte« zu sagen, wenn sie was möchten, oder »Danke«, wenn sie es denn bekommen haben.
Da sie nicht etwa aussterben werden und so die Biotope der Blöden auf natürliche Weise austrocknen würden, sondern im Gegenteil zeugen, was ihre von Kopfgeburten unbelasteten
Lenden hergeben, muss eine neue Strategie her, und vor allem eine nicht der tatsächlichen Lage angepasste, sondern eine, die mit der Wirklichkeit spielt und mit der sie spielerisch besiegt werden kann. Die anfangs ausgeklügelte Taktik, sich einem zahlenmäßig überlegenen Gegner so lange scheinbar feige zu entziehen, bis im Rückzug das eigene Spielfeld erreicht ist, und ihn erst dann anzugreifen, gehört seit dem Jahre 9 nach Christus, als die Germanen im Teutoburger Wald die römischen Legionen von Varus plattmachten, zwar weltweit zum Lehrstoff an allen Guerillaschulen. Aber eben deshalb kennen diesen uralten Trick clevere Blödmacher auch und fallen nicht mehr darauf rein.
Schade, ist aber so.
Sich wie bisher mit einer verbalen Intifada eher einen Jux machen zu wollen, um erheitert statt verdruckst die angestaute Verzweiflung über die allgemeine Verblödung rauszulassen, funktioniert nicht mehr. Der Ausbruch lange schon gärender Wut ist schnell verpufft. Es war in den unterirdischen Depots der Seichtgebiete zwar hier und da eine kleine Explosion zu hören. Es gab bei einer Art
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