Seidendrachen
Sein I n stin k t sagte ihm, dass er Jarin dort finden würde. Unterwegs bet e te er zu Gott, dass sein Schüt z ling sich nichts an t at in seiner V erzwei f lung. Als er näher ritt, sah er den blonden Jungen im Gras hocken, er hie l t ein sc h warzes Stück Sto f f f e st u m k la m m e rt und sein Gesicht darin verbo r gen.
Das Feuer des Scheiterhau f ens war fast gänzlich n i ede r gebran n t, nur ein z elne Fl a mmen loder t en noch hoch. Nico l as sprang von sein e m Pferd und eil t e zu Jarin. Er fiel neben ihm auf die Knie und riss den Schl u chzenden an sich.
„ Du hast r i chtig gehande l t. Dein Freund hä t te e s so gewol l t “ , beruhig t e er ihn und wusste doch, d a ss keines seiner W orte zu Jarin durchdrang. So hatte er ihn ber e its gestern geh a lten. Ein hal b es Kind noch, von L e id zerfressen. All e in ge l assen auf dieser W elt.
In dies e m Zustand nun m usste der Gardehaup t mann ihm beib r ingen, dass der eh e m a lige Klosterzö g ling der Sohn ei n es Herzogs wa r . Ein adeli g er Bastard, der durch den tra g ischen Unfall des rec h t m ä ß igen Thronerben in der Rangfol g e aufstieg und nach d e m T od seines V aters ein Land führen musste. W ie würde Jarin diese Nachr i chten gera d e j etzt aufnehmen? V iell e icht aber war es genau der ric h tige Ze i tpunkt, u m ihm wieder eine Zukunft zu gebe n ? Nico l as wart e te, bis Jarin sich beruhigt ha t te und während er ihn weiter in den A r m en hielt, erzä h lte er vorsichtig die Dinge, die er während sei n er let z ten Reise erfahren hat t e. Er spürte, wie Jarins Körper sich verst e ifte. Die Nacht war inzwisc h en herein g ebrochen und das leise Z irpen der Gril l en verstummt e . Neben ihnen graste das Pferd des Haup t m a nns. Jarin hob den Kopf von Nicolas Schulter und bl i ckte dies e m in d i e Augen, die in der Dunkelhe i t nur schwach zu erkennen waren. „ W as sa g st du d a ? Ich soll der Sohn von Herzog W i lhe l m sein?“
Nico l as nickte nur stumm.
„ Ich so l l dich zu dein e m V ater bringen “ , sagte er leise.
„ Dann h a t Akio rec h t geha b t “ , mu r mel t e Jarin nur to n los. Nico l as verstand kein W ort und Jarin hat t e keine Lust, i h m die Gehe i m n isse zwischen sich und Akio zu erklä r en. Nicht j etzt. V iel l eic h t spä t er einma l . Oder nie. Er w u sste selbst nic h t m e h r , was rich t ig oder falsch wa r . W as er überhaupt j etzt tun soll t e.
Er sah keinen Sinn m e hr darin, am Hofe des Königs zu bl e iben. Das Kloste r , seine frühere Zufluc h t, hatte ihn belo g en und betrogen. Ja, es ha t te le t zten Endes sogar den ge l ieb t en Gefäh r ten auf dem G e wissen. Er hasste die Kirche. Dieses verlogene G e spinst aus Mac h tgier und falsc h en V ersprechungen, das einen so ed l en Menschen wie Akio verscharren wollte.
V o rsic h tig tas t ete er nach dem Jade a m u le t t, das an ei n em Le d erband um seinen Hals hing. Eine trösten d e Wärme ging von dem Stein aus. Er fühl t e sich augen b lic k lich wohle r , als wäre e in T eil von Akio i m m e r noch bei i h m .
Langs a m erhob er sich, blic k te an sich hinu n te r . Er trug nur sein Hemd von gestern, die Unifo r m hose und ein paar Re i tstie f el. V iel m e hr besaß er auch nic h t. Das Kostbarste ha t te er verloren.
Nico l as hatte ihn beob a chtet und stand nun ebenf a lls aus d e m Gr a s auf. „Ich könnte dir frische Kleidung bo r gen und wir re i ten g e meins a m nach Oranien “ , schlug er vo r . „ Ich wäre ber e it, m e inen Dienst zu qui t tie r en . “
Jarin schü t te l te den Kopf. „ Nein, tu das nicht. Ich me i ne, du lebst doch für deine Aufgabe bei Hofe. Ich bin nur ein V agabund . “
„ Du bist der Sohn eines Herzogs ! “ , erinne r te ihn de V ervier mit strenger St i m m e . „Und als so l cher trägst du ei n e gewisse V erantwortung . “
„ Die hä t te mein V ater auch getragen “ , m e in t e Jarin nur ver ä cht l ich, „doch er hat sich die gan z en Jahre nic h t ein ei n ziges Mal nach mir erkundigt oder sich anders b e m e rkbar g e m a cht. Nein, Nicolas, ich bin nicht ber e it, j etzt als sein Erbe zu dienen, wenn er m i ch dessen zuvor nic h t für W e r t er a chtet hat.“
Der Hauptmann sah e in, d a ss im Augenbl i ck nicht vernünf t ig m i t d e m Jungen zu reden wa r . Er seufzte l e ise.
„ Nun gut, dann k o mm m i t zurück z u m Schloss. W ir besprechen al l es weitere m o r gen.“
W ieder schütt e lte Jarin den Kopf. „Gib m
Weitere Kostenlose Bücher