Seidendrachen
zurück. L e ere gri ff nach Jarins Herzen.
Die Diener schenkten ein. Bl u troter W e in floss in k o stba r e Silber k elc h e. Der König erhob sich. Schlaga r tig verst u mmten die Gespräche am T isch. Es fol g te ei n e Lobesre d e auf die Königin und das Kind, das sie unter dem Herzen trug. Als der König seinen Becher hob, stand Akio plö t zl i ch auf. Alle Augen waren auf den j ungen Asiaten ger i cht e t.
„ Ma j estät, ich grat u liere von ganz e m Herzen E u ch und Mad a m e . Gewährt mir eine Gnade “ , rief er in fast feh l erfrei e m Französisch aus. Er m usste lange dafür geübt haben.
Erstau n t bl i ckten der König und die Königin ihn an.
„ Sprec h t, me i n lie b er Akio “ , m e i n te Lo u is dann überaus wohlwollend.
„ Lasst mi c h Euren Becher lee r e n “ , war die Antwort. Jarins Augen weite t en sich vor Entse t zen. Nein! Nur das nic h t! W as sollte er tun? Au f springen und schreien „Euer W ein ist ve r gi f tet, Ma j e st ä t ? “ Dann wäre er ebenso des T odes. W ar er zu feige? Er starrte Akio an, versuch t e seinen Blick zu erhaschen, doch dieser sah nur den König an, der i h m nun wortlos seinen Becher reichte. Jarin z i tte r te. V erdammt, Akio m uss t e doch mer k en, wie sehr er litt! Der Halbchinese schau t e nun den König an und hob den Beche r .
„ Auf Eure G e sundhe i t, Ma j e s t ät!“
Alle Anwesenden ta t en es i h m gl e ich. Dann b l ickte Akio seinen Freund an, der ihn m i t seinen Augen an f lehte.
„ Und den besten Freund, den ich j e m a ls hat t e . “
Dann stürzte er den W ein seine Kehle hinun t e r . Jarin krall t e sich am blü t enweißen T isc h tuch fest, so dass seine Finge r knochen ebenso weiß hervort r aten. Er hat t e das Gefühl, die ges a m t e T afel m uss t e ebenso hef t ig zi t tern, wie er es tat. Ei n e hal b e Minute spä t er sank Akio zu Boden. Die Gäste schrien auf. Stühle fi e len um, als e inige aufsprangen. Edle D a m en fi e len in Oh n m a cht. Jarin schrie und kni e te neben Akio nie d e r . Nicolas befah l : „ B rin g t den König und die Königin in Sicherh e it“ und zog seinen Säb e l. Die L e ibgarde des Königs umring t e das Herrscherpaar und gele i tete sie aus d e m Saal. In d e m ganzen Durch e inander stahl sich einer der Diener unau f fä l lig davon. Der Hofarzt ei l te herbei, tas t ete nach der Halsschla g ader des reglos daliegen d en j ungen Mannes und schütte l te dann sein graues Haupt. T ränen lie f en ununterbroc h en über Jarins W angen. Er sch ä m t e sich dessen n i cht. I m m e r wieder strich er durch Akios Haar und über seine W ange.
„ W ar u m hast du das getan ? “, flüste r te er m i t erstick t er St i mme. „ W arum hast du das ge t a n ? “
Plöt z lich pac k ten ihn kräftige, schlan k e Hände an den Schul t ern und zogen ihn hoch. Nicolas brachte den W iderstreben d en aus d e m F e stsa a l, während zwei Diener ei n e Bahre für den T oten brachten. Draußen auf dem Gang brach Jarin endgül t ig zus a m m e n. E in neuer W einkr a mpf schüt t el t e ihn. Nico l as zog ihn in eine N i sche hinter eine mannshohe Stat u e des Gottes Apoll und er ba r g seinen Kopf an der breiten Schu l ter des Haup t m a nns. Nico l as hi e lt ihn st u mm in seinen Armen. Gott sei Dank waren a l le vi e l zu verwirrt und mit sich selbst beschäfti g t, um den bei d en überhau p t Beachtung zu schenken. Erst als spät in der Nacht Ruhe einkeh r te, führte Nicolas den m ü de geweinten Jarin in sein Z i m m e r , wo dieser erschöpft aufs Bett fiel.
„ Es tut mir so leid “ , m u rme l te der Hauptmann und das war absolut ehrl i ch g e m e int. „So etwas habe ich nie gewol l t.“ Jet z t zerriss es i h m das Herz, den Menschen, den er so sehr begeh r te, dera r t l e iden zu sehen. Er half ihm, die Stief e l und die Unifor m ja cke auszu z iehen.
„ Abbé Simon “ , mu r m e lte Jarin dab e i wie in T rance, während er an die Decke seines H i m m e lbe t tes starr t e.
„ W as sagst du da?“
„ Es war Pa t er Si m on. Er hat ei n en der Diener anges t ift e t, den W e in zu ve r gi f ten. W ir haben ihn belauscht und wollten das unbedin g t verhindern. Akio hat gesagt, i ch soll i h m vert r auen. W arum h a t er das nur ge t a n ? “ W ieder erstick t e seine St i m m e in e in e m heillosen Schluchzen und er ve r grub sein Gesic h t in den weichen Kissen.
„ So ein verlogener Hund“, press t e Nicolas z wischen den Zäh n en hervor und
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