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Seidendrachen

Seidendrachen

Titel: Seidendrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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ve r m e int l ich herzkranken Pat i enten mi t gab. Doch sie ha t te in gut e m Glauben gehan d elt. W ar u m also sollte er ihr Gewissen nun mit diesen Dingen belasten? Der Pater hä t te sich auch anderw e itig ein Gift bes o r gen können. Diese Situ a tion und Akios h e ldenhaf t er T od schien also unvermeid b ar gewesen zu sein. Nico l as einzi g er Gedanke sol l te jet z t d e m W ohl Jarins ge l ten.
    Thé r ese sah den kummervo l len Blick in den blauen Augen des jungen Mannes, der ihren Sohn die s m a l begl e ite t e. Gewohnt herzl i ch lud sie die Bei d en in ih r e b e sch e idene Hütte, wo sie ein ein f aches Mahl zubere i tete. Nachd e m Jarin ein g eschlafen wa r , beric h tete Nic o las seiner Mut t er von den Geschehnissen bei Hofe. Sie hörte sc h wei g end zu.
    „ Deshalb der Kummer i m Herzen dieses Mannes. Ist er es, den auch du begehrst? “ , fragte sie gerade h eraus. Nicolas spürte eine l e ich t e V erlegenhe i t in ihm aufst e igen. Sie hatte ihn durchschaut, wusste v i ell e icht mehr von i h m als er von i h r . „ Eine Mutter spürt so e twas, m e in Sohn “ , m e in t e sie mit ei n em l eisen L ä cheln auf den Lip p en. Nicolas seufzte. Thé r ese warf noch ei n ige dürre Äste ins Feue r . „ Jarins Herz wird Akio festhal t en, solan g e er le b t, wenn du ihn ziehen lässt.“
    „ Aber was soll ich denn tu n ?“ , V erzwei f lung klang aus Nico l as St i mme. Am liebs t en wäre er aufgesprungen und u m her gegangen, doch das hätte den schlafen d en Jarin aufgewec k t.
    Ob er wohl von d e m kl e inen Chinese n m isc h ling trä u m t e? Ei f ersucht spül t e wie ei n e W oge in sein e m Herzen hoch.
    „ Jarin hat sich vollk o m m e n in sich zurück g ezogen. Ich err e iche ihn nicht me h r . W enn er sich wenigstens bewusst wäre, dass er von Adel ist und in Oran i en eine He i m a t hätte. Er hätte für alle Ze i ten ausgeso r gt.“
    „ Und er müsste ständig Entsc h eidungen tre f fen, über ein V olk herrschen oder gar Krie g e führen. Glaubst du wirklich, dass dieser Junge dafür gemacht ist ? “, fragte Thérese vorwurfsvoll. „Aber i ch wäre doch an seiner Seite “ , gab Nico l as zu bedenken. „ Er könnte sich i m m e r auf m i ch ver l assen, auch wenn wir nur Freunde sein dürften und nicht me h r .“
    Seine Mutter n i ckte verständnisvo l l. „Das ist das, was du siehst, Nicolas. Ein V olk verlan g t tradi t ionsg e m äß ei n en Thronfol g e r . Bist du auch ber e it, ihn früher oder später m i t ei n er Frau zu t e ilen ? “
    Daran h a tte er nun überhaupt noch nicht gedacht!
    Nach e iner W eile fuhr seine Mut t er fort: „Jarin le g t keinen W ert auf m a te r ie l le Dinge. Und er will diese Heimat nicht. Sie ist genauso ein trügerisches Erbe wie das, was die Kirche mit ihm und Akio vorha t te. Jarin ist sogar bere i t, nach dem T od seiner großen Lie b e in dessen He i m a t zu gehen und dort nach etwas zu suchen, w a s ihm Frieden geben wird . “
    „ Und was so l lte das sei n ? “, schnaub t e Nicolas veräch t lich.
    „ Ich weiß es n i cht. Jarin wird es w i ssen, wenn er es gefunden hat. Du kannst ihn natürl i ch begl e iten. Aber ich weiß nicht, ob deine Ho f fnung sich j emals erfüllen wird. Ob sein Herz j e m a ls dir gehören wird. Oder du lässt ihn gehen. W enn m a n etwas fr e ilässt, kehrt es mei s t freiwil l ig zu ein e m zurück. W ie auch i m m e r du dich entsch e idest, du wirst unend l ich v i el Geduld brauchen.“
    Der einst so hartgeso t tene Haup t m ann ve r grub sein G e sic h t in den Händen. Thérese legte den A r m u m seine Schul t ern.
    „ Hör auf d e in Herz, me i n Junge. Lie b e ist wie W asse r , sie find e t i m m e r e inen W eg . “
    Als Nic o las wieder auf b lick t e, sah seine Mutte r , dass T ränen seine W angen hinunte r liefen. So hatte sie ihn zu l et z t vor lan g en Jahren als kleinen Jungen gesehen, wenn er sich i r gendwo das Knie aufgeschlagen hatte. „Über diese Entscheidung soll t est du ei n e Nac h t sch l afen. Mo r gen früh sehen wir we i te r .“
     
    *
     
    In dieser Nacht ha t te Jarin einen unruhigen Schlaf. Er trä u mte von bunten, sich windenden Drachen in ein e m Meer aus weich fließen d er Seide. Diese Seide fo r m t e sich wie von Geister h and zu ei n em we i ten K i m ono, der plöt z lich Akios za r te G e s t alt in W e llen u m hü l lte. Sie standen sich genau gegenü b e r , wie d a mals i m Ate l ie r . Akios mee r grüne Augen strah l ten

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