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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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chinesische Banknotenrolle. Sie trug umgerechnet mehr als zweitausend amerikanische Dollar in der Tasche. Selbst in New York oder Tokio hätte ihr dieser Betrag unerwünschte Aufmerksamkeit eingebracht. In einer abgelegenen, gesetzlosen Stadt wie Lhasa konnte man mit dieser Summe alles kaufen, einschließlich eines Menschenlebens.
    Was Dani jedoch wirklich nervös machte, waren die zwei gefährlich aussehenden Männer, die ihr schon den ganzen Tag über abwechselnd gefolgt waren. So richtig belästigte sie keiner der beiden. Tatsächlich hatten sie nicht einmal den Versuch gemacht, sie anzusprechen. Dani hätte sich besser gefühlt, wenn das der Fall gewesen wäre. Wie die meisten allein reisenden Frauen verstand sie es mittlerweile perfekt, unerwünschte männliche Aufmerksamkeit abzuwehren.
    Unglücklicherweise waren diese Männer jedoch anders. Beide taten, als hätten sie weder mit ihr noch miteinander etwas zu tun.
    Dennoch blieben sie ihr wie Schatten hartnäckig auf den Fersen. Die Verfolgung als solche beunruhigte sie nicht. Soldaten in Zivil und Agenten des chinesischen Sicherheitsdiensts waren überall in Lhasa. Sie beobachten sowohl die Tibeter als auch die Touristen und Trekker, die in Lhasa ebenso zum Alltag gehörten wie der kalte Wind.
    Doch diese beiden Störenfriede waren keine Asiaten, keine Agenten der chinesischen Volksrepublik. Darüber hinaus gehörten sie zu dem Typ Mann, der sie aus dem Konzept brachte.
    Früher einmal hatte sich Dani zu großen, starken Männern hingezogen gefühlt, wie gesagt: früher. Doch seit ihrem Ex-Gemahl fürchtete sie solche Gestalten.
    Wenn man von den Trekking-Boots und der Polarjacke ausging, würde sie den Mann, den sie als erstes erspäht hatte, während sie einen Reisescheck im Holiday Inn einwechselte, für einen Amerikaner halten.
    Der Mann hatte dunkles, kurzgeschnittenes Haar und einen kurzen Vollbart. Er bewegte sich leicht und geschmeidig, was auf Kraft und Fitneß-Training schließen ließ.
    Komischerweise fand sie ihn irgendwie attraktiv. Das verstand sie einfach nicht, ja, wollte es keinesfalls vor sich zugeben. Für ihren Geschmack war er viel zu maskulin.
    Er besaß einen durchdringenden Blick. Das eine Mal, als sie ihn ertappte, wie er sie unverblümt musterte, kam es ihr vor, als schaue er ihr direkt in ihre nervöse, zitternde Seele. Tapfer hatte sie durchdringend zurückgestarrt. Ihre Mißbilligung ignorierte er einfach. Als sie das Holiday Inn, diesen amerikanischen Außenposten auf dem Dach der Welt, verließ und auf die Straße hinaustrat, die zum Potala hinaufführte, war ihr der dunkle Fremde ohne Zögern nachgegangen.
    Da hatte Dani sich darauf eingestellt, daß er sie ansprechen würde. Doch statt dessen war er, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen, in der wimmelnden Menge buddhistischer Pilger und weltlicher Touristen verschwunden.
    Nach der Umwechslung weiterer Devisen in der Bank der Volksrepublik in einheimische Währung wartete er doch tatsächlich draußen im Schatten des Gebäudes auf sie.
    Aber er wendete den Blick ab, bevor Dani ihm in die Augen schauen konnte.
    Bei dieser Gelegenheit prägt sie sich indessen den finsteren Fremden genau ein. Er besaß ein kantiges, wettergegerbtes Gesicht, das aussah, als hätte er geraume Zeit in der hohen Gebirgssonne des Himalaja verbracht. Mit seiner schlanken, muskulösen Erscheinung sah er aus, als wäre er soeben von einer ausgiebigen Gebirgstour mit limitierter Verpflegung zurückgekommen.
    Trotz seiner westlichen Kleidung schien er sich in den Straßen von Lhasa heimisch zu fühlen. Als ein Mönch vorbeiging, nickte ihm der Hüne respektvoll zu. Diese Geste der Reverenz sah man gewöhnlich nur bei Tibetern und gläubigen Buddhisten.
    Vielleicht hatte er damit auch lediglich sein Gesicht vor ihr verbergen wollen. Aber seine Verneigung besaß etwas Selbstverständliches. Je länger sie darüber nachdachte, desto mehr gelangte sie zu der Ansicht, daß er tatsächlich ein Buddhist sein könnte.
    Es beruhigte sie irgendwie, daß der Mann vor einem Mönch, der nur halb so groß war wie er, den Kopf senkte.
    Dieses Gefühl verflog jedoch rasch, als sie merkte, daß er ihr weiter durch den übelkeiterregenden Fleischmarkt namens Yak Alley folgte. Sie war froh über die Höhenlage, denn in dieser dünnen, kalten Luft verbreiteten sich Gerüche kaum. Im Gegensatz dazu kannte sie einige Fischmärkte am Amazonas, die ein Stinktier zum Spucken gebracht hätten.
    Nach der Yak Alley verschwand

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