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Sein anderes Gesicht

Sein anderes Gesicht

Titel: Sein anderes Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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an, du bist heute ja eine richtige Schönheit, Bo .«
    »Sie sehen auch sehr gut aus, Paul.«
    Er blinzelt kurz, so als sei er es nicht gewöhnt, mit Vornamen angesprochen zu werden. Eine Hand in der Tasche seines schwarzen Ledermantels und seine obligatorische Baseballkappe auf dem Kopf, steht er im Türrahmen.
    »Warum wolltest du dich hier mit mir treffen?«, fragt er und bläst den Rauch seiner Zigarette ins Zimmer.
    »Weil Johnny Maeva nicht umgebracht hat.«
    Mit einem tiefen Seufzer sagt er müde:
    »Das darf doch wohl nicht wahr sein! Und dafür bestellst du mich hierher?! Bist du nicht etwas zu jung, um Miss Marple zu spielen?«
    »Johnny hat Maeva nicht umgebracht«, fahre ich ungerührt fort. »Das hat er mir, bevor er starb, gesagt. Er hat sie nicht getötet, denn er hatte keinen Grund, es zu tun.«
    »Kannst du vielleicht etwas deutlicher werden?«
    »Johnny hat, wie die Polizei ja bereits festgestellt hat, nur Frauen umgebracht.«
    »Vielleicht hat er dich angelogen?«
    »Warum hätte er mich anlügen sollen? Ich habe an seinem Blick gesehen, dass er gar nicht wusste, wovon ich sprach. Maeva war ihm vollkommen egal. Er hat sie niemals besucht.«
    »Dann wird wohl die Witwe Vincent gelogen haben«, schlägt der Pastor vor, während er seine makellosen Fingernägel begutachtet.
    »Sie hat sicher gelogen, wenn sie ausgesagt hat, Johnny sei öfter hier gewesen. Diese Behauptung wäre für Johnny tatsächlich eine Bedrohung gewesen und würde erklären, warum er Louisette getötet hat. Aber woher sollte er wissen, dass eine Frau, von deren Existenz er nichts wusste, ausgesagt hatte, dass er regelmäßig einen Transvestiten besuchte, den er kaum kannte?«
    »Entschuldige«, unterbricht er mich, »nimm es mir nicht übel, aber ich fühle mich wie eine Billardkugel zwischen zwei Queues. Erst einen Stoß in die eine, dann einen Stoß in die andere Richtung … Worauf willst du hinaus, Bo?«
    »Auf die Buchstaben an der Wand, Maeva war Analphabetin, Mossa hat es mir gesagt.«
    »Ich habe den Eindruck, Mossa verbringt zu viel Zeit mit dir.«
    »Nun werden Sie mal nicht eifersüchtig, meinen Heiratsantrag hat er abgelehnt.«
    »Treib es nicht zu weit, Bo! Bis jetzt höre ich dir netterweise zu, also pass auf, dass ich nicht wütend werde«, erwidert der Pastor und lässt etwas Asche auf den Teppich fallen.
    »Maeva hat niemals >Bo< geschrieben. Sie hat einen Buchstaben geschrieben, auf den ein O folgte. Sie schrieb alles, was man im Französischen wie O ausspricht, einfach mit O.«
    Der Pastor sieht auf die Uhr.
    »Entschuldige, aber wenn du jetzt einen Rechtschreibkurs abhalten willst .«
    »Egal, ob es sich um die Buchstabenkombination EAU oder AU oder O handelte, sie hat einfach immer ein O geschrieben.«
    »Du sagst mir, wenn ich >Einspruch, Euer Ehren! < rufen muss, oder?«
    »Wenn ich Sie des Mordes beschuldige.«
    Schweigen. Seine Augen hinter den Brillengläsern verengen sich. Er tritt die Zigarette aus und steht nun, beide Hände in den Taschen, da.
    »Maeva hat nicht BO geschrieben, sondern PO. Für Paul. Paul Luther. Sie waren es, der später dem P noch einen Bogen hinzugefügt hat.«
    »Deine Geschichte ist ja wirklich hochinteressant und klingt gar nicht an den Haaren herbeigezogen! Sag mal, Hercule Poirot, wie kommst du auf solche Hirngespinste? Ich schneide dieser fetten Nutte die Kehle durch, und in einem Anfall von Mordlust bringe ich dann auch noch die alte Vincent um.«
    »Genau, doch Sie haben sie nicht aus Mordlust, sondern aus Berechnung umgebracht. Sie haben Louisette aus zwei Gründen die Kehle durchgeschnitten: Erstens, weil die alte Dame Sie gesehen hat, als Sie gekommen sind. Daher glaubte sie auch, Sie zu kennen, und deshalb waren Sie eifrig bemüht, den Zeitungsartikel mit Ihrem Foto zu erwähnen; zweitens, weil Sie gelogen haben: Sie hat nie mit Johnny gesprochen, aber alle Verbrechen sollten auf Johnnys Konto gehen.«
    »Und wann erscheint der Graf von Monte Christo auf der Bildfläche?«
    Er mustert mich mit gelangweilter Miene. Ich setze mich bequemer hin und ziehe an meinen Jeans wie ein echtes Mädchen. Er wirkt ruhig. Wie eine Eidechse, die im Schatten einer nach getrocknetem Blut stinkenden Höhle vor sich hin döst. Ich warte darauf, dass seine lange rote Zunge hervorschießt. Er deutet mit dem Zeigefinger auf meine Versehrte, bandagierte Hand.
    »Wie geht es deiner Hand? Tja, immerhin brauchst du jetzt weniger Nagellack .«
    Ich schenke ihm ein kühles Lächeln.
    »Haben Sie

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