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Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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die Mücke sanft mit dem Daumen, verabschiedete sich fürs Erste von ihr und seufzte. Der PVC-Überzug des Rollstuhls knarzte unter ihrem Gewicht. Sie drückte auf die Fernbedienung, stellte den Ton lauter und sah sich die Nachrichten an.
    Eine UN-Sprecherin sprach über die Gefahr von Unterkühlung, die den Erdbebenopfern drohte. »Mit jeder Stunde steigt die Zahl der Toten, und man muss damit rechnen, dass sie noch weiter wächst«, verkündete sie. »Viele Menschen könnten gerettet werden, aber dazu brauchen wir unbedingt Decken, Zelte und warme Kleidung …« Eve nahm die Fernbedienung und wollte eigentlich den Ton abstellen, zögerte jedoch. »Wie bekannt wurde, hat der achtjährige Andy Ibrahim, der vor zwei Tagen aus Glasgow zu seinen Cousins geflogen ist, die Katastrophe überlebt …« Auf dem Bildschirm erschien das Foto einer Nachrichtenagentur, das ein traumatisiertes Kind in einer Decke zeigte. »Seine Großeltern werden weiterhin vermisst. Freunde in Schottland haben eine Spendenaktion gestartet, um in seinem Namen all jenen zu helfen, die von dieser schrecklichen Tragödie betroffen sind. Wenn Sie einen Beitrag leisten möchten, spenden Sie bitte an …«
    Ungeduldig stellte Eve den Ton ab. »Ach, super, besser kann man es gar nicht rüberbringen, Squidgy, nicht? Im einen Moment steht der arme Junge noch im Stadion und schaut zu, wie die Rangers niedergemacht werden, und im nächsten liegt er unter einem Haufen Schutt bei seiner toten Oma. Was für ein Glück, dass uns das nicht passiert ist.«
    Squidgy schaute mit einem seiner schwarzen Knopfaugen zu, wie Eve ins Leere starrte und flüsterte: »Natürlich tun sie uns schrecklich leid, Squidgy, aber andererseits kommen wir dadurch ganz groß raus. Du warst zur rechten Zeit am rechten Ort.«
    Squidgy schwieg weiterhin in dem Glauben, dass seine Genialität ihn früher oder später sowieso ganz nach oben gebracht hätte.
    »Du bist Gold wert, wenn wir dich nur richtig in Szene setzen – morgen kommen hunderttausend Aufstecker für Autoantennen mit Squidgy McMidge als Motiv in die Läden, und jeder kostet ein Pfund … Ein Pfund pro Mücke … und wenn man einen Fünfer übrig hat, kann man einen Squash-a-Squidgy bekommen.«
    Squidgy sah sie fragend an und verlangte nach einer Erklärung.
    »Das ist eine weiche Mücke, die man an die Wand werfen kann, und dann stößt sie ein dämonisches Lachen aus.« Sie warf einen Malteser in die Luft und fing ihn gekonnt mit dem Mund auf.
    Squidgy war nicht beeindruckt und schwieg.
    »Und wenn Madame Knackarsch mit ihrem Interview bei Radio Scotland fertig ist, bist du vielleicht der Renner bei der ganzen Spendenaktion.«
    Auch das war Squidgy ausgesprochen gleichgültig, was er dadurch zum Ausdruck brachte, dass er vom Tisch fiel und lautlos auf dem Teppich landete. Eve seufzte und fragte sich, ob sie ihn mit ihrer Greifzange aufheben sollte. Oder sollte sie ihn, die purpurfarbenen Beinchen in die Luft gestreckt, liegen lassen, bis Lynne Knackarsch nach Hause kam?
    Sie wandte sich wieder dem Fernseher zu, wo ein Gesicht, das sie kannte, ihre Aufmerksamkeit erregte. Es handelte sich um Rogan O’Neill, der gerade nach Glasgow eingeflogen war, mit seinem perfekten Lächeln, seiner perfekten Freundin und ihrem perfekten gemeinsamen Leben. Sie schnappte sich die Fernbedienung und stellte lauter. Die langsamen, mitreißenden Klänge der ersten Takte von »Tambourine Girl« rundeten die Szene emotional ab, während Rogan sein superjunges, superblondes Supermodel küsste, ehe er sich hinkniete und dem Asphalt der Landebahn ebenfalls einen Kuss aufnötigte.
    »Arschloch!«, murmelte Eve, beugte sich in ihrem Stuhl vor und lauschte aufmerksam Jackie Birds Begleitkommentar: »Rogan O’Neill wird den gesamten Erlös seines Neujahrskonzerts im Hampden Park für Andys Spendenaktion stiften. Und zwanzig Jahre nach der ursprünglichen Aufnahme …« – es folgte eine Kunstpause, um die Spannung zu steigern – »stürmt ›Tambourine Girl‹ als Wiederveröffentlichung die Charts und gilt als heißer Favorit dafür, in diesem Jahr zu Weihnachten auf der Nummer eins zu stehen. Also, nichts wie los und die CD besorgen! Ist schließlich für einen guten Zweck.« Das Cover wurde eingeblendet und zeigte Rogans Freundin Lauren McCrae, die in einem Tamburin lag. Eve richtete die Fernbedienung auf den Bildschirm, drückte mit ihrem Knubbeldaumen auf Aus und schaute zu, wie Rogan verschwand. Eine Weile lang saß sie still da und

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