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Sein erster Fall

Sein erster Fall

Titel: Sein erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Ich wählte einfach drauflos, um nicht aufzufallen. Ein Polizist kam die Stufen herauf, versuchte zu öffnen und rüttelte an der Klinke. Sandra ging hin und ließ ihn herein. Durch die Tür der Telefonzelle hörte ich ihn: »Jemand hat angerufen, im Apartment 419 sei ein Schuß gefallen. Wissen Sie etwas darüber?«
    »Ich wohne da«, sagte Sandra.
    »Soso.«
    »Jawohl!«
    »Ist tatsächlich geschossen worden?«
    »Ich komme eben nach Hause.«
    »Und wer ist die Dame?«
    »Sie wohnt bei mir. Es ist wohl geschossen worden, sie hat es, glaube ich, gehört.«
    »Also ’rauf!«
    Er schob die beiden in den Lift. Das Gitter rasselte zu, und der Aufzug setzte sich schlingernd in Bewegung. Aus dem Telefon hörte ich eine schlaftrunkene Männerstimme »Hallo!« sagen. Ich überlegte kurz, dann legte ich den Hörer wieder auf.
    Ich beobachtete, wie sich der Zeiger am Lift bis zur Vier drehte und dort stehenblieb. Ein paar Minuten wartete ich, ob der Lift wieder herunterkommen würde. Als er das nicht tat, drückte ich selber auf den Knopf. Der Zeiger rührte sich aber nicht. Sie hatten offenbar oben die Tür aufgelassen. Zu dieser Nachtzeit war nur ein Aufzug in Betrieb, und das war einer mit Selbstbedienung.
    Ich brauchte etliche Minuten, um die vier Treppen hinaufzusteigen und den Korridor bis zum Apartment 419 entlangzugehen.
    Die Tür stand offen, und aus dem Schlafzimmer auf der rechten Seite kamen Stimmen. Das Licht brannte. Ich ging hinein und warf einen Blick ins Schlafzimmer. Die beiden Frauen standen vor dem Polizeibeamten, Alma Hunter verbissen und bleich, Sandra Birks mit undurchdringlicher Miene. Auf dem Boden, den einen Arm weit ausgestreckt, lag Morgan Birks. Er lag auf dem Rücken, in seinen starren Augen spiegelte sich das Licht der Deckenbeleuchtung.
    Der Beamte wandte sich an Alma. »Woher hatten Sie diese Pistole?«
    »Die hatte ich.«
    »Wann haben Sie sie gekauft?«
    »Ich hab’ sie nicht gekauft.«
    »Wer hat sie Ihnen gegeben?«
    »Ein Freund von mir.«
    »Wo? Wann?«
    »In Kansas City. Doch schon vor einiger Zeit. Ich weiß nicht mehr, wie lange das her ist.«
    Sandra Birks sah von dem Polizeibeamten weg und entdeckte mich. Sie kniff die Augen etwas zusammen, dann führte sie ihre Hand zum Mund, und als sie sie wieder sinken ließ, gab sie mir einen leichten Wink zu verschwinden.
    Der Beamte hatte entweder diese Bewegung oder aber Sandras Augenausdruck bemerkt. Er schnellte herum und sah mich in der Tür stehen.
    »Wer ist denn das?« fragte er.
    »Was ist passiert?« fragte ich zurück und starrte auf die Gestalt am Boden.
    »Ich glaube, der Herr wohnt hier in diesem Stockwerk«, entgegnete Sandra Birks, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Der Beamte kam auf mich zu. »Verschwinden Sie hier«, sagte er. »Hier ist ein Mord geschehen, wir wollen keine Zuschauer hier. Wer sind Sie überhaupt, und was haben Sie hier zu suchen?«
    »Warum hängen Sie kein Schild an die Tür?« erwiderte ich. »Ich dachte, hier ist etwas nicht in Ordnung. Sie haben die Tür sperrangelweit offengelassen.«
    »Schön, schön«, antwortete er, »hauen Sie ab, und die Tür machen wir zu!«
    »Kein Grund, mich so anzufahren. Ich habe ein Recht, hier ’reinzukommen, wenn die Tür offensteht, Sie können mir das nicht verbieten. Außerdem...«
    »Das wollen wir doch mal sehen, ob ich Ihnen das nicht verbieten kann«, sagte er und packte mich beim Kragen. Er drehte seine Hand, um besseren Halt zu haben, und schob mich voran» Ich flog so schnell in den Flur hinaus, daß ich kaum Zeit fand, den Arm auszustrecken und nicht einfach gegen die Wand zu hauen. Hinter mir knallte die Tür ins Schloß, und der Schlüssel wurde umgedreht. Polizisten sind nun mal nicht anders. Hätte ich versucht, mich dünnezumachen, hätte er mich ’reingezerrt und gründlich ausgefragt. Daß ich grob wurde und hartnäckig darauf bestand, mit dabeizusein, hatte zur Folge, daß ich ’rausflog und ungeschoren blieb. Er hatte gezeigt, wer er war, hatte seine Autorität als Polizeibeamter bewiesen und dem steuerzahlenden Untertan gezeigt, wo er hingehörte. Was eigentlich passiert war, wußte ich nicht, aber Sandra Birks’ Wink hatte mir genug gesagt. Man brauchte mich nicht erst mit der Nase draufzustoßen. Ich ging zum Lift und fuhr nach unten. Bei jedem Atemzug taten mir die Rippen weh, und der Rausschmiß durch den Polizeibeamten war für meine Schmerzen auch nicht gerade Balsam gewesen.
    Der Streifenwagen wartete vor dem Haus. Der andere Beamte hörte

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