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Sein erster Fall

Sein erster Fall

Titel: Sein erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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»er kann keiner Fliege was zuleide tun; aber Mut hat er, den kann man ihm nicht absprechen.«
    »Dann also los, bring ihn in die Stadt zurück. Aber paß auf, daß er nicht ’rauskriegt, wo wir sind, und womöglich zurückkommt. Lam, das war wirklich ein reizender Besuch, wir möchten um keinen Preis ungastlich erscheinen, aber sollten Sie noch einmal herkommen, dann lieber in unserer Begleitung als mit jemand anders.«
    Er lachte unbändig über seinen Witz.
    »Also dann«, sagte Fred. »Binden Sie sich dieses Taschentuch vor die Augen, und wir fahren los.«
    Er und der Chef führten mich durch den Korridor die Treppe hinunter in den Wagen. Die Garagentür öffnete sich, und wir schossen hinaus in die Nacht. Die frische Luft tat mir wohl im Gesicht, und nach fünf Minuten etwa nahm Fred mir die Binde von den Augen und sagte: »Setzen Sie sich bequem zurück, Lam, ich fahre ganz langsam.«
    Er fuhr ausgezeichnet durch den dichten Verkehr, dann kamen wir bei meiner Pension an. Er nahm das Haus genau in Augenschein, parkte den Wagen, öffnete die Tür für mich und half mir die Treppe hinauf. Mrs. Smith erschien, ihr Blick sprach Bände. Ein Mieter, der fünf Wochen Miete schuldig war - und nun wurde er auch noch betrunken nach Hause gebracht!
    »Sie brauchen gar nicht so zu gucken, meine Dame«, sagte Fred. »Der Junge ist in Ordnung. Er hat nur einen Autounfall gehabt und ist noch ein bißchen benommen, sonst nichts.«
    Sie kam näher und roch meine Fahne. »Klar war das ein Autounfall«, meinte sie, »er muß in einen Lastwagen mit Whisky ’reingefahren sein.«
    »Kognak, meine Dame, Kognak!« sagte Fred, »feinste Marke, aus dem Privatkeller des Chefs, um ihm wieder auf die Beine zu helfen.«
    »Ich hab ’ne Stellung gefunden«, sagte ich.
    Ihre Augen leuchteten auf. »Und die Miete?« fragte sie.
    »Nächste Woche, wenn ich mein Gehalt kriege.«
    Sie schnüffelte wieder und sagte: »Eine Stellung! Da mußte natürlich erst mal ordentlich gefeiert werden!«
    Ich suchte in meiner Tasche und zog den Ausweis hervor, den ich von Bertha Cool bekommen hatte. Sie überflog ihn und meinte: »Was? Privatdetektiv?«
    »So ist es.«
    »Na, als Detektiv können Sie mir nicht besonders imponieren.«
    »Sagen Sie das nicht, meine Dame«, fiel Fred ein, »der Bruder hat ’ne ganze Menge Schneid, der steht seinen Mann überall, ein ganz toller Draufgänger. Also dann, von mir aus gute Nacht, Lam. Irgendwann sehen wir uns schon noch mal wieder.«
    Damit drehte er sich um und ging die Treppe hinunter.
    »Schnell, schnell, die Nummer von seinem Wagen«, rief ich Mrs. Smith zu, und als sie zögerte, sagte ich noch: »Rasch, der Kerl schuldet mir Geld, wenn ich’s kriege, kann ich die Miete bezahlen.«
    Schleunigst ging sie auf die Veranda. Fred fuhr eilends davon.
    Sie kam zurück und sagte. »Ich bin nicht ganz sicher, aber die Nummer war entweder 5 N 1525 oder 5 M 1525.«
    Ich suchte einen Bleistift und schrieb mir beide Nummern auf; dann humpelte ich die Treppen hoch. Die Frau stand unten und sah mir nach. »Vergessen Sie midi nicht, Mr. Lam«, rief sie, »ich brauche die Miete ganz dringend.«
    »Keine Sorge«, antwortete ich, »ich vergesse Sie bestimmt nicht.«
     

7
     
    Beharrliches und heftiges Klopfen an meiner Zimmertür rüttelte mich aus meinem bleiernen Schlaf in einen halbbewußten Dämmerzustand zurück. Ich vernahm die Stimme meiner Wirtin: »Mr. Lam... So hören Sie doch! Mr. Lam... Mr. Lam... Aufstehen!«
    Ich tastete nach dem Lichtschalter. Mir war, als wolle ich entzweibrechen. Endlich fand ich den Schalter, knipste Licht an und humpelte zur Tür meiner kleinen Dachkammer.
    Meine Wirtin hatte sich einen verschossenen grünen Morgenrock übergeworfen und sah aus wie ein Kartoffelsack. Unten guckte der Saum eines weißen Nachthemdes hervor. Mit keifender Stimme rief sie: »Ich weiß zwar nicht, was das mit Ihrer neuen Arbeit auf sich hat, aber ich habe es jetzt jedenfalls satt mit Ihnen! Seit Wochen lasse ich Sie hier wohnen, ohne auch nur einen Cent von Ihnen zu sehen, und jetzt...«
    »Was ist denn los?« unterbrach ich sie.
    »Eine Frau ist am Telefon und schreit, sie muß Sie unbedingt sprechen. Es sei eine Sache auf Leben und Tod. Das Telefon klingelt ununterbrochen, das ganze Haus ist wach. Und ich muß noch die drei Treppen hochklettern und stundenlang gegen Ihre Tür hämmern, bis Sie sich endlich bequemen...«
    »Ich bin Ihnen ja so dankbar, Mrs. Smith«, sagte ich.
    »Dankbar - daß ich nicht lache!

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