Sein erster Fall
Was ist das für ’ne Art und Weise, alle Leute zu stören!«
Ich ging ins Zimmer zurück, warf meinen Bademantel über und fuhr in meine Pantoffeln. Der Weg in die Halle hinunter wollte gar nicht enden. Mein einziger Gedanke war: Alma. Ich hoffte, es wäre Bertha Cool mit einem neuen Auftrag. Ich wußte, sie war durchaus dazu fähig, aber... Der Hörer hing an ¿er Schnur. Ich griff danach, nahm ihn ans Ohr und sagte: »Hallo?« Es war Alma.
»Donald, was für ein Glück, daß ich dich kriege, es ist etwas Furchtbares passiert.«
»Was denn?«
»Das kann ich dir am Telefon nicht sagen. Du mußt herkommen.«
»Wo bist du denn?«
»Hier bei Sandra, in einer Telefonzelle.«
»Schön. Und wo wollen wir uns treffen?«
»Ich bleibe hier.«
»In der Wohnung, meinst du?«
»Nein... In der Telefonzelle. Was Fürchterliches ist passiert. Komm bitte ganz schnell!«
»Ich bin sofort da«, sagte ich, legte auf und ging wieder nach oben, so schnell meine Muskeln es eben erlaubten. Ich kam an Mrs. Smith vorbei, die die Treppe herunterkeuchte. »Ein paar Leute hier möchten gern wieder einschlafen, wenn Sie so gut sein wollen«, bemerkte sie bissig.
Ich schaffte es in mein Zimmer zurück, schmiß Bademantel und Pyjama aufs Bett, zog mich schnell an, so schnell ich konnte, und hatte die Krawatte noch nicht richtig um, da war ich schon auf der Treppe und auf der Straße. Unterwegs knöpfte ich mir das Hemd zu. Es schien mir eine Ewigkeit zu dauern, bis endlich ein nächtliches Taxi angewackelt kam. Ich winkte dem Fahrer und gab ihm die Adresse. Dann stieg ich ein und fragte: »Wieviel Uhr mag’s wohl sein?«
»Halb drei«, antwortete der Chauffeur.
Meine Armbanduhr lag oben auf meinem Nachttisch. Ich griff in die Tasche und vergewisserte mich, daß ich meinen Ausweis von Bertha Cool bei mir hatte. Ich holte mein Kleingeld hervor, hielt es auf der flachen Hand und zählte im Licht der hellen Taxiuhr. Als wir vor dem Hause hielten, blieben mir gerade noch fünf Cent. Ich gab dem Fahrer das ganze Geld, bedankte mich kurz und rannte gegen die Tür. Fast hätte ich den Arm dabei gebrochen, sie war nämlich fest verschlossen. In der Halle schien Licht, aber kein Portier war da. Ich trat fest gegen die Tür in der Hoffnung, Alma würde mich hören. Nach einer Weile kam sie auch aus der Telefonzelle, die weiter hinten in der Halle lag, und öffnete mir.
Überrascht starrte ich sie an. Sie war in einem seidenen Pyjama und hatte irgendein durchsichtiges Gewand übergezogen.
»Was ist denn passiert, Alma?« fragte ich.
»Ich hab’ auf jemanden geschossen«, flüsterte sie heiser.
»Wer war’s?«
»Weiß ich nicht.«
»Ist er tot?«
»Nein.«
»Hast du die Polizei angerufen?«
»Nein.«
»Schön. Dann machen wir das jetzt sofort.«
»Sandra wird das aber nicht recht sein, und Bleatie sagt...«
»Die beiden sollen sich zum Teufel scheren«, sagte ich. »Geh sofort in die Zelle und ruf die Polizei an.«
Ich schob sie zur Telefonzelle hin.
»Donald, soll ich dir nicht lieber erst erzählen, was los war?«
»Wenn du auf jemanden geschossen hast«, sagte ich, »dann rufst du sofort die Polizei, und der kannst du deine Geschichte dann erzählen.«
»Dann mußt du mir bitte Geld geben.«
Ich suchte in den Taschen, aber ich hatte nicht einen einzigen Cent mehr, ich hatte dem Taxifahrer doch alles gegeben.
»Wie hast du mich denn anrufen können?« fragte ich.
»Es kam gerade ein Mann herein, der war betrunken. Ich erzählte ihm, mein Mann hätte mich ausgesperrt. Er gab mir eine Münze.«
»Na schön. Dann aber jetzt ’rauf in die Wohnung.«
»Ich kann doch nicht ’rein, ich hab’ keinen Schlüssel, die Tür hat ein Schnappschloß.«
»Dann holen wir den Hausmeister. Erzähl erst mal, was passiert ist.«
»Ich schlief. Plötzlich wachte ich auf, jemand war in meinem Zimmer. Es beugte sich jemand über mein Bett, eine Hand war gerade über meinem Gesicht und wollte mir die Kehle abschnüren. Nach dem gräßlichen Erlebnis der letzten Nacht war ich gelähmt vor Entsetzen. Aber du hattest mir ja eingeprägt, was ich in dem Fall tun sollte, und daß es sinnlos wäre, auf ihn einzuschlagen. Also riß ich die Pistole unter meinem Kissen hervor und drückte ab. Entsichert hatte ich sie schon, als ich zu Bett ging. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie solche Angst ausgestanden. Die Pistole knallte so furchtbar, daß ich dachte, mir platze das Trommelfell.«
»Und dann?« fragte ich.
»Dann ergriff ich meinen
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