Sein erster Fall
sie ihn vor der Flinte hatte. Auf so eine Gelegenheit hatte sie schon lange gelauert. Inzwischen hatte sie sich ein Verhältnis angeschafft, und Morgan hatte dafür Beweise. Das machte Morgan natürlich wütend. Vor Gericht ihre Scheidungsklage anfechten konnte er nicht. Außerdem hatte sie alles Geld in Obhut, an das er nicht herankonnte. So blieb ihm gar nichts weiter übrig, als klein beizugeben. Auf diese Weise erreichte er wenigstens einen Kompromiß mit ihr, wenn auch keinen für ihn besonders günstigen. Er hatte genug Beweise gegen sie, aber sie nützten ihm nichts, weil die Frau ihn ja viel mehr in der Hand hatte, vor allem aber auch, weil Cunweather Morgan sofort erledigt haben würde, hätte dieser den Kopf ’rausgestreckt.«
»Wo war Morgan Birks?« fragte der Staatsanwalt.
»Darauf komme ich noch«, erwiderte ich, »Sie wollten ja alles vom Anfang an wissen.«
»Gut. Fahren Sie fort.«
»Dann erfuhr Cunweather, daß Sandra Birks vorhatte, Cools Detektivbüro mit der Zustellung der Scheidungspapiere zu beauftragen. Er schickte mich dorthin in der Hoffnung, Morgan Birks auf diesem Wege ausfindig zu machen. Ich kam in dem Büro an und erhielt sogar den Auftrag, diese Papiere zuzustellen. Sandra Birks wollte die Sache natürlich so schnell wie möglich bereinigt wissen. Nun deckte Sandra Morgan Birks, wir wußten das damals allerdings noch nicht. Sie hatte einen Mann in ihrer Wohnung, der angeblich ihr Bruder war. Der Mann war aber gar nicht ihr Bruder, es war Morgan. Morgan ließ Sandra keine Sekunde aus den Augen, weil er Angst hatte, sie könnte ihn schließlich doch noch übers Ohr hauen und mit dem ganzen Geld in den Safes durchgehen, ohne sich an die Vereinbarungen zu halten. Jedesmal, wenn ich Informationen von Sandra Birks oder Alma Hunter erhielt, gab ich sie an den Chef weiter. So fanden wir ’raus, wo Morgan Birks sich versteckt hielt, das heißt, wir stellten fest, daß der Mann, der angeblich Sandras Bruder war, in Wirklichkeit der war, den wir suchten.«
»Aber wie konnte er sich denn als Sandras Bruder ausgeben, wo Sie ihn schon kannten?« fragte der Sheriff.
»Er tat so, als ob er einen Autounfall gehabt hätte, und er ließ sich Gesicht und Nase dick mit Verbandszeug verkleben. Durch das Heftpflaster wurde sein Gesicht völlig entstellt. Auch kämmte er sein Haar anders und stopfte sich eine Wattierung unter den Anzug, die ihn dicker erscheinen ließ. Nachdem ich Morgan erschossen hatte, habe ich dieses Polster zusammengerollt und vor dem Haus in einen Mülleimer geworfen. Sie können das nachprüfen.«
»Weiter«, sagte der Sheriff.
»Ich berichtete also all das an Cunweather. Dieser beschäftigte auch einen Schläger namens Fred, seinen Nachnamen habe ich nie erfahren. Diesen Fred schickte er los, um Morgan Birks an den Haken zu kriegen. Und jetzt kommt das Komische an der Sache: Sandra war nämlich schon dagewesen. Sie hatte haufenweise bares Geld bei sich. Als Morgan Birks das erfuhr, beschloß er, sie umzubringen, um sich dann mit dem Geld aus dem Staube zu machen. Sandra hatte sich aber einen Freund zugelegt, und sie wollte nicht, daß Morgan das erfuhr. Deshalb überredete sie Alma Hunter, in ihrem Bett zu schlafen. Ihrem Mann erzählte sie, sie wohne mit Alma Hunter in dem Doppelzimmer und er dürfe nicht ’reinkommen, da er doch angeblich ihr Bruder war. Ihr Mann hatte aber auch selber Wohnungsschlüssel. Während der Nacht kam er leise in die Wohnung, schlich zum Doppelbett, tastete in dem Dunkel herum und fuhr Alma Hunter an den Hals in der Annahme, es sei Sandra. Alma setzte sich zur Wehr und trat ihm ein paarmal vor den Leib, riß sich bei dem Handgemenge los und schrie laut, worauf Morgan das Weite suchte. Das war am Tage, bevor ich Morgan niederknallte. Nachdem Cunweather Morgan entdeckt hatte, gab es für diesen natürlich kein Entrinnen mehr. Morgan gestand alles ein und versprach, das Geld zurückzuzahlen. Er konnte das aber nicht, solange er es von seiner Frau nicht zurückerhielt. Der Chef befahl ihm also, er solle es beischaffen. Nun darf man nicht vergessen: Cunweather traute Morgan Birks nicht mehr über den Weg, und außerdem wußte Morgan viel zuviel. Mit dem Staatsanwalt im Nacken, mit Sandra Birks gegen sich und all dem sonstigen Kram wurde Morgan zu einer ziemlichen Belastung. Inzwischen hatte ich mich in Alma Hunter verschossen, sie ist ein gutes Mädchen, und als ich erfuhr, daß Morgan sich an ihrer Kehle zu schaffen gemacht hatte, steckte ich ihr
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