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Sein letzter Burgunder

Sein letzter Burgunder

Titel: Sein letzter Burgunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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Schlafmittel im Wein. Niemand weiß, wer ihn brachte. Amber hat nichts mitgekriegt. Seine Sekretärin hat sich in ihren Nervenzusammenbruch zurückgezogen und ist nicht ansprechbar. Sein Sohn jettet gegenwärtig in Asien von Event zu Event, er hat die Firma übernommen, der fällt als Vatermörder aus. Die Frau hat London nicht verlassen, sie hält bei ihrem kranken Lover Händchen   – eine reizende Familie. Der Detektiv von Scotland Yard verhört die englisch sprechenden Juroren. Davon müsste Ihnen doch Ihre Tisch-Vorsitzende, Mrs.   Rider, erzählt haben.«
    »Kein Wort hat sie gesagt. Ich glaube, die Briten verstehen sich längst nicht mehr als Europäer. Die sollen von mir aus ihre Insel über den Atlantik schleppen und an der Freiheitsstatue festmachen. Die Rider ist gut, die kann gern hierbleiben. Und was ist mit dem Hotelpersonal?« Henry dachte an die Frau mit dem schönen Hals, an die beiden Begegnungen und ihre Freude über den Gewinn.
    »Die Dienstpläne des Hotelpersonals wurden kontrolliert. Nur drei Personen, die in jener Nacht Dienst taten, haben kein Alibi.«
    »Gehört eine Frau Schönhals dazu?«
    »Nicht, dass ich wüsste.« Koch blickte Henry lauernd an. Er schien zu ahnen, dass Henry mehr wusste als er selbst. »Bisher hat sich bei den Überprüfungen kein Verdacht ergeben, aus dem sich ein Grund für einen Mord ableiten ließe.«
    »Ganz einfach: Man hat Geld gezahlt. Man braucht wenig kriminelle Energie dafür, und der Betroffene brauchte nicht einmal zu wissen, was geschehen würde.«
    »Aber dann packen die Mitwisser aus.«
    »Bei dieser Art Mörder gewiss nicht. Wer sein Opfer kaltblütig tötet, hat auch bei den Helfershelfern keine Skrupel. Und das wissen die genau. Das meiste auf dieser Welt wird von der Angst zusammengehalten und nicht aus Einsicht   – oder aus Zuneigung, von Liebe will ich gar nicht reden.«
    »Wenn Sie auch als Kriminalist bewandert sind, wo sehen Sie ein Motiv?«
    »Amber ist das Motiv   …«, sagte Henry vieldeutig. »Vielleicht sind die Leichen in seinen Kellern auferstanden und haben ihn geholt?« Aber er kam nicht mehr dazu, über die Bedeutung dessen, was er einfach so dahingesagt hatte, weiter nachzudenken, denn Frank mischte sich ein.
    »Wir reden von jetzt an von etwas ganz anderem, schließlich sind wir beim Pferderennen.«
    Seine Frau war sofort Feuer und Flamme. »Lasst uns noch mal bei Fortuna anklopfen, vielleicht erhört sie uns. Señor Henry Meyenbeeker! Wir setzen auf Sieg!« Sie hakte sich bei ihm unter und zog ihn mit.
    »Was sonst?«, antwortete er, »nur auf Sieg«,   – und sie gewannen beide, ein Außenseiter machte das Rennen, die Quote war supergünstig.
     
    Sie standen in der Menge und zählten ihr Geld. Antonia Vanzetti wollte ihrem Mann davon die Kamera kaufen, die er sich schon lange wünschte. Mit seinem Gewinn würde Henry die mindestens noch eine Woche dauernde Kaiserstuhl-Recherche finanzieren, Hotel, Essen und Benzin. Außerdem war da noch das Geld aus dem Casino, und er überlegte, was er Isabella von der Reise mitbringen könnte, als er ein rosa Wagenrad auf sich zutrippeln sah. Marion Dörner lächelte maliziös und begehrlich. Aus dem kleinen Mädchen in Andalusien war eine undurchschaubare Frau geworden.
    »Schon wieder gewonnen?«, fragte sie mit abschätzigem Seitenblick auf Antonia Vanzetti in ihrem grün schimmernden Sommerkleid, das gut zu ihrer gebräunten Haut und ihrem von körperlicher Arbeit in Form gehaltenem Körper passte. Marion leckte sich die mit einem feucht glänzenden Lippenstift bemalten Lippen. »Du wärest ja eine gute Partie. Aber von Leuten, die Glück im Spiel haben, halte ich mich lieber fern, sie haben Pech in der Liebe   – und das ist nichts für mich.« Das klang frustriert und böse. »Komm, ich mache dich mit einigen Leuten bekannt, unter anderem mit meinem Vater. Darf ich?« Die Frage war überflüssigerweise an Antonia Vanzetti gerichtet, die sie nicht verstand. Frank übersetzte.
    »Wenn er es will«, gab Signora Vanzetti diplomatisch zurück und lehnte sich so offensichtlich an ihren Mann, dass Zweifel ausgeräumt waren.
    Zu dumm, dass sie zugestimmt hat, dachte Henry, als er Marion ins VI P-Gebäude folgte. Er war müde, er war nur noch müde, er stand müde auf, war den Tag über müde und ging todmüde zu Bett. Andererseits kam er durch Marion direkt an die Personen heran, die er ausspioniert hatte. Die reale Begegnung war durch nichts zu ersetzen. Leider wusste er nicht allzu

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