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Sein letzter Burgunder

Sein letzter Burgunder

Titel: Sein letzter Burgunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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positives Bild von Ihnen vermittelt bekommen   – nach Ihrer Reise durch Andalusien.« Der Ton der Unterredung nahm an Schärfe zu. »Es wäre dumm von Ihnen, und für dumm halte ich Sie nicht, ich glaube nur, dass Sie bei Ihrer Arbeit als Goldnase die Bodenhaftung verloren haben und allzu großkotzig geworden sind. Sie sollten sich klarmachen, es ist
unser
Geld, das hier ausgegeben wird, und unser Marketing! Es sind unsere Veranstaltungen, bei denen
Sie
auftreten dürfen. Ihnen fehlt in Ihrer spanischen One-Man-Show das Korrektiv. Halt!«
    Henry stand an der Tür, die Klinke in der Hand.
    »Setzen Sie sich! Machen wir es kurz: Sie ermitteln parallelzur Polizei   – für mich. Ich will den Mörder kennen, bevor die Polizei ihn findet. Amber wurde auf meiner Veranstaltung als mein Gast und sozusagen unter meinem guten Namen ermordet, und ich werde auch den Mörder liefern. Das bin ich mir selbst, dem Verlag, Ambers Familie und dem guten Ruf von Baden-Baden schuldig. Und Sie, Señor Meyenbeeker, werden ihn finden. Sie brauchen mich nicht wie einen Schwachsinnigen anzustarren. Sie werden Ihre Gefühle von jetzt an unter Kontrolle halten, besonders in Bezug auf die Aufgabe, die vor Ihnen liegt.«
    Das konnte nicht wahr sein. Erst beschimpfte Heckler ihn, warf ihm vor, seine Veranstaltung zu torpedieren, ihn zu beleidigen, Amber zu idiotischen Einsätzen verführt zu haben, als wenn der Trottel nicht alt genug wäre, und jetzt sollte er den Privatdetektiv spielen?
    »Nicht mit mir, Herr Heckler. Außerdem können Sie mich gar nicht bezahlen.«
    »Das werde ich auch nicht   …«
    »An der Challenge nehme ich weiter gerne teil, ich habe absolut nichts gegen Sie oder den Verlag, andernfalls wäre ich nicht gekommen. Aber ich mische mich nicht in die Mordgeschichte ein. Das bringt mir nur Ärger, sowohl mit der Polizei als auch mit den Mördern.«
    »Ist Ihnen der Ärger mit mir lieber?« Heckler grinste so siegessicher, dass Henry vorsichtig wurde. Sein Gegenüber, ein Wadenbeißer erster Güte, hatte sicher noch einen Trumpf im Ärmel, den würde er gleich ausspielen. So war es. Henry setzte sich, dafür stand Heckler auf, ging zum Schreibtisch und kam mit einem Aktenordner wieder. »H.M.« las Henry auf dem Rücken, seine Initialen. Es handelte sich um die Sammlung seiner Newsletter.
    »Ich weiß, wen Sie kennen, welche Kellereien Sie favorisieren, ich kenne Ihre Gedanken und weiß, wo Sie sich bewegen.« Er öffnete den Ordner. »Und hier«, er hielt eine Klarsichthülle mit Zeitungsausschnitten hoch, »hier habeich den Fall, mit dem Sie sich vor Jahren in La Rioja hervorgetan haben. Ich kenne Ihre Verbindung zum Hause Peñasco, natürlich auch zur Erbin des Vermögens.« Heckler grinste anzüglich, er musste sich für unbesiegbar halten. »Ich weiß, dass Sie die Weine der Kooperative Lagar in Deutschland unterbringen wollen. Nicht alle Weinhändler sind verschwiegen. Und ich«, jetzt machte er eine lange Pause, setzte sich wieder und lehnte sich zurück, »ich habe die Möglichkeit, das alles zunichtezumachen, das alles zu zerstören! Ich kann Sie vernichten. Meine Publikationen decken alle Bereiche der Weinwelt ab. Schauen Sie sich die Liste der Juroren an, aus aller Welt kommen sie zu mir. Jetzt sind Sie platt, was? Ja, machen Sie ruhig große Augen, Herr Meyenbeeker, knirschen Sie mit den Zähnen, oder nennen Sie es Erpressung. Sie haben gar keine Wahl. Es gibt niemanden, bei dem Sie sich beschweren könnten. Ihren Ruf in Spanien zu zerstören ist sogar noch einfacher als hier bei uns. Irgendwas findet man immer, wenn man jemandem am Zeug flicken will. Da würden sich Herr Koch mit Freuden und auch Frau Dörner mit ihrer ganzen weiblichen Bosheit beteiligen. Eine junge hübsche Frau weist man nicht ungestraft ab, und Treue wird selten belohnt. Halten Sie sich diesen Franzosen vor Augen, der Name ist mir entfallen, den vom Währungsfonds, der hat sich von seiner New Yorker Affäre nicht erholt. Etwas bleibt immer hängen.«
    Wieder maßen sich die beiden Männer mit Blicken. Zwischen den Männern war der Machtkampf entschieden, Henry fühlte, dass er stärker war, aber Heckler hatte die besseren Karten   – zumindest einstweilen. Er spielte eine weitere aus, die noch mehr Bosheit offenbarte.
    »Es gibt einen weiteren Grund, mit mir zu kooperieren. Es könnten Informationen an die Gesundheitsbehörden durchsickern, dass etwas mit Ihren Lieferungen aus Spanien nicht stimmt, und dann sind Sie bei Ihren

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