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Sein mit Leib und Seele - Band 01

Sein mit Leib und Seele - Band 01

Titel: Sein mit Leib und Seele - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Dean
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dieses Mal gerade zur Tür hinausgeht. Ich würde liebend gerne im Boden versinken. Er starrt mich an. Aber nicht wie beim ersten Mal. Ich fühle mich wie eine alte, inkontinente Katze. Das verrät mir zumindest sein angewiderter und leicht missbilligender Blick. Ich presse ein „Guten Abend“ hervor. Er mustert mich eindringlich, bevor er sich zu einem freundlichen „Fräulein“ herablässt und in einer Limousine verschwindet, deren Hintertür sich wie durch Zauberhand geöffnet hat.
Für wen hält der sich eigentlich? Während ich auf meinem Bett sitze und die Pommes in mich hineinstopfe, ärgere ich mich über diese unliebsame Begegnung. Was glaubt er eigentlich? Dass jeder es sich leisten kann, nur Kaviar zu essen? Diesen Grünschnabel möchte ich in der Mensa sehen! Wahrscheinlich hat er noch nicht einmal eine Uni von innen gesehen, geschweige denn, studiert. Vermutlich ist er einfach nur Papas Liebling, der Golf spielt und gesellschaftlichen Events beiwohnt, ohne darüber nachzudenken. Monsieur ist reich und schön geboren worden und missachtet all jene, die nicht so sind wie er! Was für ein widerlicher Typ …
Aber schön. Ja, darüber lässt sich nicht streiten. Eine natürliche, beinahe schon wilde Schönheit. Wie gerne würde ich ihn unnatürlich, zu eitel oder sein Parfum zu stark finden – aber nichts von all dem trifft zu. Er strahlt etwas unglaublich Animalisches und zutiefst Männliches aus. Eine gewisse Stärke und Energie … die man einfach nicht definieren kann. Seine Augen sind tiefschwarz und fesselnd und seine vollen Lippen scheinen zum Beißen und Küssen bereit zu sein. Sein Körper ist gigantisch. Athletisch. Und ja, er ist schön. Was ihn noch abscheulicher macht.
Ich sollte nicht mehr an ihn denken, denn er ist es ohnehin nicht wert. Dennoch sollte ich seinem Vater meinen Dank aussprechen, wenn ich nicht als unerzogene Göre dastehen will.
Ich verbringe den Abend mit Marceline Desbordes Valmore, eine Anordnung von Madame Granchamps, um mein Urteil zu mildern. Poesie. Und pures Französisch. Mir wird klar, dass das nicht zu meiner Lieblingslektüre zählt. Trotzdem ist es faszinierend. Diese Art, Leidenschaft zu beschreiben, sich selbst zu vergessen, ist erschütternd … und exotisch.
Meine Träume sind daraufhin qualvoll und beunruhigend. Ich laufe nackt durch das Treppenhaus, aber gelange nie ans Ziel. Am Ende erkenne ich den Unbekannten, der sich unerbittlich der Tür der Limousine, die auf in wartet, nähert. Als ich aufwache, bin ich schweißgebadet und fühle mich höchst unwohl. Ich beschließe, die romantische Poesie und die aufwühlenden Begegnungen in der Eingangshalle hinter mir zu lassen.
    Heute Abend werde ich den berühmten Monsieur Delmonte treffen. Um ihm zu zeigen, dass ich eine seriöse Studentin bin, habe ich mich dazu entschlossen, meine Uniklamotten anzubehalten. Außerdem habe ich damit begonnen, den Immobilienmarkt der Stadt zu durchforsten, und ehrlich gesagt erscheint es mir beinahe unmöglich, eine Unterkunft für wenig Geld zu finden. Wenn ich noch einige Monate hier bleiben könnte, wäre mir das sehr recht. Darum habe ich mich heute Abend für den Look „Professors Liebling“ entschieden. Perfekter Pferdeschwanz, der mich wie eine dynamische und gesunde junge Frau aussehen lässt, Jeans, weiße Bluse und marineblaue Ballerinas. Man muss mich einfach ernst nehmen.
Während ich läute, setze ich mein freundlichstes Lächeln auf. Die Tür öffnet sich und mein Lächeln richtet sich geradewegs an Papas Liebling. Er sieht mich neugierig an.
    Ich möchte zu Monsieur Delmonte …“
    Offensichtlich“, antwortet er mir und öffnet mir die Tür.
    Kommen Sie herein. Sie müssen nicht draußen stehen bleiben.“
    Er führt mich durch einen dunklen Vorraum. Ich weiß nicht, wo ich mich hinsetzen soll. Ich stehe mitten im Wohnzimmer. Irgendwie neben der Spur. Ich fühle mich wie eines dieser Mädchen aus den Vorher-Nachher-Shows, das den Passanten zum Fraß vorgeworfen wird. Er sieht mich an und amüsiert sich über mein Unwohlsein. Er wiederum könnte überall auf dieser Welt sein, ohne dabei fehl am Platz zu wirken.
    Ist Ihr Vater nicht hier?“
    Sie finden Ihn auf dem Père Lachaise.“
    Vielleicht habe ich ja morgen mehr Glück?“
    Ich befürchte nicht.“
    Kommunikation zählt auf jeden Fall nicht zu seinen Stärken. Ich fahre also fort.
    Wann kann ich ihn treffen?“
    Ich glaube nicht, dass das jemals möglich sein wird.“
    Mein Gott! Warum musste ich

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