Sein mit Leib und Seele - Band 01
eingefleischte Feministin.“
In diesen kurzen Satz habe ich mein gesamtes Selbstvertrauen gelegt. Jetzt berühren sich unsere Knie. Ich weiß nicht, ob es an dem Wein liegt oder an der Tatsache, dass ich über ein Thema diskutiere, das mir wirklich am Herzen liegt, aber ich gehe förmlich in Flammen auf. Seine Augen hypnotisieren mich. Ich presse mein Knie gegen seines. Ich betrachte seine Lippen und ich denke, dass ich ihn in diesem Moment sogar küssen könnte. Er fährt fort:
“Könnte man also sagen, dass Sie sich aufgrund ihrer feministischen Einstellung kleiden wie eine Vogelscheuche?”
5. Der Fall
Wie dumm von mir! Ehrlich, wie kann man nur so blöd sein! Wie konnte ich auch nur einen Moment lang glauben, dass dieser arrogante Schönling sich für etwas anderes interessiert als seine Dauerwelle! Ich habe wirklich den Kopf verloren! Wenn ich nur daran denke, dass ich ihn sogar küssen wollte! Ich muss mich ernsthaft zusammenreißen. Ich bin nach Paris gekommen, um zu studieren, und auf keinen Fall, um zu flirten, und schon gar nicht, um wie verrückt irgendeinem aufgeblasenen Milliardär hinterher zu rennen.
Schon in dem Moment, als ich seine Wohnung betreten habe, hat er sich über mich lustig gemacht. Zuerst mit seinem verstorbenen Vater, dann mit dem Wein … Ach ja, was sagt eigentlich Google über dieses Château?
Nein, das kann es nicht sein! Aber das ist genau der Name, den er mir genannt hat: Château d'Yquem. Scheinbar gilt dieser Wein, der für meinen Geschmack viel zu süß war, unter Kennern als einer der besten Weine weltweit. Ich glaube, ich träume! Der Preis für eine Flasche liegt zwischen 200 und mehreren Tausend Euro! Jetzt verstehe ich, dass ihm die Luft weggeblieben ist, als er gesehen hat, wie ich mein Glas in einem Zug ausgetrunken habe, als wäre es ein Glas Cola gewesen. Auf der anderen Seite geschieht ihm das ganz recht! In Zukunft wird er es sich zweimal überlegen, ob er sich über mich lustig macht.
Seit ich die Tür zu seiner Wohnung zugeschlagen habe, kann ich mich nicht mehr beruhigen. Ich hätte das trotz alledem nicht tun dürfen. Er ist, was er ist, aber er bleibt mein Vermieter. Ein entgegenkommender Vermieter, der keine Miete verlangt … Ich fühle mich schlecht. Gleich am Montag werde ich mir ein Zimmer suchen. Andererseits könnte ich mich auch entschuldigen, um ein wenig Zeit zu gewinnen … Das kann nicht sein … Daran ist nur der Wein schuld! Einen Augenblick lang habe ich wirklich darüber nachgedacht, mich zu entschuldigen! Nachdem ich dermaßen erniedrigt wurde! Mit Sicherheit hat er vom ersten Moment an über diese kleine, perfide Bemerkung nachgedacht! Und ich war so naiv, zu glauben, dass er wirklich mehr über meine Doktorarbeit wissen wollte. Wie dumm von mir! Und dieses schelmische Lächeln, als er das gesagt hat! Er war selbstzufrieden, das habe ich gesehen! Ich glaube, ich hätte ihm eine knallen können. Wie man die gesamte Lebenseinstellung einer Person nur auf deren Bekleidung reduzieren kann! Das alleine ist schon lächerlich. Und was soll das überhaupt heißen? Angezogen wie eine Vogelscheuche? Nur weil ich kein Chanelkostüm trage, wenn ich zur Uni fahre? Eine schöne Geschichte! Ich weiß nicht, in welcher Welt er lebt, aber mir ist noch niemand begegnet, der aufgetakelt wie eine Fregatte in der Mensa herumgelaufen wäre. Außer Manon natürlich. Aber die lebt sowieso in ihrer eigenen Welt. Und wenn schon! Was macht es mir schon aus, wenn ihm meine Kleidung nicht gefällt? Ich habe ohnehin etwas Besseres verdient. Ich bin nicht so oberflächlich wie die Frauen, mit denen er sich wahrscheinlich normalerweise umgibt, und damit basta …
Jetzt werde ich erst einmal eine Nacht darüber schlafen und morgen sieht die Welt wieder ganz anders aus.
Ich muss dieses Wochenende unbedingt etwas unternehmen. Zwar würde ich das gesamte Wochenende mit meinen Essensvorräten auskommen, aber spätestens am Montag muss ich wieder vor die Tür. Ich werde besonders früh außer Haus gehen, damit ich ihm auf keinen Fall über den Weg laufe. Bis dahin, an die Arbeit! Immerhin ist das eine gute Gelegenheit, um mich in meine Bücher zu vertiefen! Das ist perfekt. Nur, dass ich nicht damit aufhören kann, immer und immer wieder an diesen erniedrigenden Moment zu denken … wenn ich nicht sogar davon träume. Mein Leben in Paris muss wirklich uninteressant sein, wenn meine Gedanken nur um diese fünfzehn Minuten kreisen.
Er dagegen ist in Partylaune. Lachende
Weitere Kostenlose Bücher