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Sein Schmerz - Extrem (German Edition)

Sein Schmerz - Extrem (German Edition)

Titel: Sein Schmerz - Extrem (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wrath James White
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wand­te sich ab, ver­ließ das Zim­mer und schloss die Tür hin­ter sich.
    »Was ha­ben Sie mit ihm ge­macht? Warum hat er so ge­schri­en?«
    »Er hat ge­schri­en, weil er Schmer­zen hat­te. Wie Sie selbst ge­sagt ha­ben, al­les tut ihm weh, mei­ne Stim­me und sei­ne ei­ge­ne ein­ge­schlos­sen.«
    »Aber ich habe ihn spre­chen ge­hört. Ich habe ihn la­chen ge­hört!«
    »Ja, das ha­ben Sie.«
    Me­la­nie wuss­te nicht, was sie den­ken soll­te. Sie wuss­te nicht, was sie tun soll­te. Sie hät­te den klei­nen Mann am liebs­ten ge­packt und die In­for­ma­tio­nen aus ihm her­aus­ge­schüt­telt. Sein ru­hi­ges, un­nah­ba­res Ver­hal­ten mach­te sie bei­na­he wahn­sin­nig.
    »Was ha­ben Sie mit ihm ge­macht?«
    Sie blick­te auf Ja­sons ge­schlos­se­ne Tür und ob­wohl es in dem Zim­mer im­mer ru­hig war, wirk­te die­se Stil­le jetzt, nach all dem Lärm, un­heil­voll. Ihr Blick wan­der­te wie­der zu Yogi Ar­jun­da zu­rück, der ge­dul­dig vor ihr stand, ihre Fra­gen vor­au­sahn­te und nur dar­auf war­te­te, dass sie sie stell­te, da­mit er die läs­ti­ge Pflicht hin­ter sich brin­gen konn­te, sie zu be­ant­wor­ten. Aus ir­gend­ei­nem Grund hat­te sie das Ge­fühl, nun sei­ner Gna­de aus­ge­lie­fert zu sein.
    »Kann … kann ich ihn se­hen?«
    Es war ganz of­fen­sicht­lich die Fra­ge, auf die er ge­war­tet hat­te.
    »Nein. Es ist noch zu früh.«
    In Me­la­nies Kopf dreh­te sich al­les.
    »Wol­len Sie da­mit sa­gen, dass ich mei­nen ei­ge­nen Sohn nicht se­hen kann? Das kön­nen Sie doch nicht ernst mei­nen!«
    »Wenn Sie sich nicht be­ru­hi­gen, wer­de ich so­fort ge­hen, und nach­dem, was Ihr Sohn ge­ra­de durch­ge­macht hat, braucht er mich. Wenn ich jetzt ge­hen wür­de, gin­ge es ihm viel schlech­ter als vor mei­ner An­kunft. Wenn Sie Ih­rem Sohn hel­fen wol­len, dann wer­den Sie sich von ihm fern­hal­ten, bis ich et­was an­de­res sage. Falls Sie mei­ne Hil­fe nicht wün­schen, dann sa­gen Sie es ein­fach, und Sie kön­nen wie­der zu ih­rem bis­he­ri­gen Le­ben zu­rück­keh­ren. Nur, dass Ihr Sohn dann wis­sen wird, wie nahe er dar­an war, die Ant­wor­ten zu fin­den, die er schon sein Le­ben lang ge­sucht hat – und dass Sie sie ihm ver­wehrt ha­ben.«
    Me­la­nie starr­te ihn an, während Trä­nen der Frus­tra­ti­on über ihre dick­li­chen Wan­gen ran­nen. Ihre Au­gen husch­ten hin und her und such­ten nach je­man­dem, der ihr hel­fen und ihr sa­gen wür­de, was sie tun soll­te. Die­ses eine Mal wünsch­te sie sich, Ed­ward und sei­ne ent­ner­vend ra­tio­na­le Stim­me wären an ih­rer Sei­te, aber er kam frühe­s­tens in drei Stun­den von der Ar­beit zu­rück.
    »Ge­hen Sie nicht«, flüs­ter­te sie.
    Ar­jun­da lächel­te.
    Ja­son er­wach­te in der Dun­kel­heit. Er war voll­kom­men er­schöpft. Der Schmerz um­gab ihn wie eine dicke Wol­ke, die sei­ne Ge­dan­ken trüb­te. Er er­in­ner­te sich wie­der an die quälen­de Ein­führung des Man­nes, der sich selbst als Leh­rer be­zeich­ne­te. Es war das ers­te Mal in sei­nem Le­ben, dass sein Schmerz sinn­voll ge­we­sen war. Das ers­te Mal, dass Ja­son das Ge­fühl ge­habt hat­te, der Schmerz er­fül­le einen Zweck.
    Schmerz ist ein Si­gnal, mit dem dich dein Kör­per vor Ge­fahr warnt. Das hier ist kein Schmerz. Aber was ist es dann?
    Be­vor der klei­ne Mann ihm weht­at, hat­te Ja­son sei­ne Schmer­zen nie in­fra­ge ge­stellt. Er hat­te nie ver­sucht, sie zu verste­hen. Der Schmerz hat­te ihn sein gan­zes Le­ben lang um­ge­ben, aber er war stets ein Rät­sel für ihn ge­blie­ben. Ja­son hat­te die gan­ze Welt als sei­nen Feind be­trach­tet und ge­glaubt, je­der und al­les auf der Welt wol­le ihn an­grei­fen und ihm ab­sicht­lich Scha­den zu­fü­gen, sei­ne ei­ge­ne Mut­ter ein­ge­schlos­sen. Dann hat­te der klei­ne Mann ihm eine Ohr­fei­ge ver­setzt und Ja­son hat­te be­grif­fen, wie es sich wirk­lich an­fühl­te, ver­letzt zu wer­den. Nun muss­te er einen Weg fin­den, sich aus sei­nem Ge­fäng­nis des Elends zu be­frei­en.
    Der klei­ne Mann hat­te ihm ge­sagt, er sol­le sei­ne Emp­fin­dun­gen stu­die­ren, und dass der Schmerz ver­schwin­den wür­de, so­bald er ver­stand. Also ver­such­te er es. Er dach­te über sie nach und

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