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Sein Schmerz - Extrem (German Edition)

Sein Schmerz - Extrem (German Edition)

Titel: Sein Schmerz - Extrem (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wrath James White
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dich an den Klang mei­ner Stim­me zu ge­wöh­nen. Ich kann dich nicht un­ter­rich­ten, wenn du die gan­ze Zeit ver­suchst, mich aus­zublen­den. Wir ma­chen es so: Ich wer­de re­den und du wirst mir zu­hören. Mir ist egal, wie schmerz­haft es ist – du wirst mir zu­hören. Wenn dei­ne Oh­ren zu blu­ten an­fan­gen, hörst du wei­ter zu. Wenn sich dein Schä­del an­fühlt, als zer­springt er wie ein Ei, hörst du wei­ter zu. Ich will, dass du den Schmerz fühlst. Ich will, dass du nicht da­ge­gen an­kämpfst. Ich will, dass du ganz tief hin­ein­tauchst und so viel da­von auf­nimmst, wie du kannst. Ich will, dass du über sein We­sen und sei­ne Be­schaf­fen­heit nach­denkst, dar­über, wie der Schmerz schmeckt, sich an­fühlt und klingt. Ich will, dass du prüfst, warum die­ses Ge­fühl un­an­ge­nehm für dich sein soll. Schmerz ist ein Si­gnal dei­nes Kör­pers, das dich da­vor warnt, dass dir et­was Scha­den zu­fügt und die Ganz­heit dei­nes Kör­pers zer­stört. Mei­ne Stim­me kann dich nicht ver­let­zen, Ja­son, warum soll­te sie dir also Schmer­zen be­rei­ten? Ich will, dass du mir zu­hörst und dem nach­forschst.«
    Und Ja­son hör­te zu. Die Schmer­zen wa­ren kaum aus­zu­hal­ten, als Ar­jun­das Wor­te ihn wie die Pro­jek­ti­le aus ei­ner Waf­fe tra­fen – ei­nes nach dem an­de­ren, ohne Gna­de – und an sei­nen Schä­del­wän­den ab­prall­ten. Es fühl­te sich de­fi­ni­tiv so an, als wür­den sie ihn ver­let­zen, aber Ja­son war klug ge­nug, um zu wis­sen, dass dies nicht der Fall war. Wor­te konn­ten nicht töten. Er hat­te an­dau­ernd ge­hört, wie sein Va­ter und sei­ne Mut­ter mit­ein­an­der spra­chen, und kei­ner von bei­den hat­te da­bei je vor Qua­len ge­brüllt, wie er es tat. Er hat­te sich im­mer ein­ge­re­det, dass es dar­an lag, dass er ein an­de­res We­sen war als sie, aber er wuss­te, dass auch das nicht der Wahr­heit ent­sprach. Sie wa­ren ge­nau wie er, aber nur er litt sol­che Schmer­zen. Der Yogi hat­te recht. Er muss­te einen Weg fin­den, die­se Schmer­zen los­zu­wer­den. Er ver­such­te, sie aus­zublen­den und an et­was an­de­res zu den­ken, aber für ihn gab es kei­nen si­che­ren, glück­li­chen Ort. Al­les, sein gan­zes Le­ben, hat­te ihm weh­ge­tan. Al­les, au­ßer dem Reiz ab­schir­men­den Sack. Er dach­te an den Sack und das half ein we­nig, aber die Fol­ter dau­er­te an, während Ar­jun­da wei­ter­sprach.
    »Lauf nicht fort da­vor, Ja­son. Ver­such nicht, mei­ner Stim­me zu ent­kom­men. Das wird es nur schlim­mer ma­chen. Du musst zu­las­sen, dass du den Schmerz er­fährst. Du musst zu­hören, Ja­son.«
    Die Stim­me die­ses klei­nen Man­nes, der nicht auf­hör­te zu re­den, war ge­nau­so schlimm, als wäre Ja­son drau­ßen ge­we­sen, wo all die vi­su­el­len Ein­drücke, Ge­räusche und Ge­rüche auf ihn ein­häm­mer­ten. Aber sie war nicht so schlimm wie die Ohr­fei­ge. Nicht ein­mal an­nähernd. Der Yogi hat­te auch da­mit recht ge­habt. Das war eine ech­te Stra­fe ge­we­sen. Im Ver­gleich dazu schi­en das hier gar nichts zu sein … Und der Yogi hat­te be­haup­tet, dass er Ja­son so­gar noch Schlim­me­res an­tun konn­te.
    Aber wenn das Schmerz war, was ist dann das hier?, wun­der­te sich Ja­son. Zag­haft und ver­ängs­tigt ver­such­te er, den Rat des Yo­gis in die Tat um­zu­set­zen und sei­ne Schutz­mau­er fal­len zu las­sen. Die Emp­fin­dun­gen wa­ren über­wäl­ti­gend, aber Ja­son war neu­gie­rig ge­wor­den. Er woll­te wis­sen, was er emp­fand. Was ihn sein gan­zes Le­ben in die­sem Elend hat­te fris­ten las­sen.
    Wenn nicht Schmerz, was dann?
    Er ließ zu, dass er die­se quälen­den Emp­fin­dun­gen er­leb­te. Er er­forsch­te sie und ver­such­te her­aus­zu­fin­den, was sie wa­ren und wes­halb sie ihm Scher­zen ver­ur­sach­ten. Er ver­lor sich dar­in und ver­sank schein­bar stun­den­lang in der Qual, be­vor ihm plötz­lich be­wusst wur­de, dass der Yogi auf­ge­hört hat­te zu spre­chen.
    »Hast du ihn ge­fun­den? Hast du den Schmerz jetzt ge­fun­den, Ja­son? Vers­tehst du ihn?«
    »Noch nicht. Aber ich bin ganz nah dran.«
    Der Yogi lächel­te ihn an und Ja­son lächel­te zu­rück. Dann ließ er sich auf sein Bett fal­len und blieb still lie­gen. Der Yogi

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