Sein Todesjob in den Badlands
zweistöckiges Gebäude mit einem breiten Vorbau. Er kannte den Laden von seinem letzten Aufenthalt hier in Deadwood. Er hieß Crystal Palace und machte seinem Namen im Innern mit Spiegeln an allen Wänden alle Ehre.
Der Verkehr war hier noch dichter geworden. Die Männer, denen er sich angeschlossen hatte, teilten sich jetzt. Drei gingen auf den Crystal Palace zu, die anderen steuerten einen Saloon schräg gegenüber an.
Lassiter sah plötzlich das große Schild, das über dem Verandadach des Crystal Palace an die Hauswand genagelt war. Überrascht las er dort Golden Bucket . Barney Donovan hatte den Laden offensichtlich umbenannt. Er wollte schon den drei Männern folgen, die in den Golden Bucket wollten, als er die Revolverschwinger sah, die zu beiden Seiten des breiten Eingangs lässig an einem Vorbaupfosten lehnten und mit wachsamen Blicken die Männer musterten, die in den Saloon wollten.
Er machte einen Schwenk nach links und schloss sich den anderen Männern an. Ein Stück weiter auf der gegenüberliegenden Seite des alten Crystal Palace musste sich das Marshal’s Office befinden. Es war ein flacher Bau mit einem breiten Brettervorbau ohne Dach. Es war dunkel dort. Wahrscheinlich waren Marshal Darren Cox und seine Deputys unterwegs, um die Stadt unter Kontrolle zu halten.
Die Männer vor ihm stiegen auf den Stepwalk eines Saloons. Auf den von innen hell erleuchteten Scheiben stand mit verschnörkelter Schrift Mollys Paradise . Den Laden hatte es bei seinem letzten Besuch noch nicht gegeben. Er ließ die Männer hineingehen, stieg dann die Stufen zum Stepwalk hinauf und ging ein Stück zur Seite, um nicht im Licht der Fenster zu stehen. Aus dem Saloon klang das Lachen von Frauen. Sein Name hielt offenbar das, was er versprach.
Er zündete sich einen Zigarillo an und blickte zum Golden Bucket hinüber. Er wäre gern hinübergegangen, um sich Barney Donovan anzuschauen, doch er dachte an Aaron Goldsmiths Warnung und gab ihm recht. Es war besser, wenn er damit wartete, bis am kommenden Morgen Major Travis mit seinem Tross in der Stadt war.
Er rauchte den Zigarillo zu Ende, trat die Glut des Stummels auf den Brettern des Vorbaus mit dem Hacken seines rechten Stiefels aus und ging in den Saloon.
Tabakqualm waberte über den Köpfen der Männer, die einen Pulk vor einer kleinen Bühne bildeten und offensichtlich darauf warteten, dass dort in den nächsten Sekunden etwas geschah. Die Theke war nur von einem halben Dutzend Männern belagert, die bis auf einen auch zur Bühne blickten.
Lassiter ging zur Theke hinüber. Einer der drei Keeper kam zu ihm und blickte ihn an, ohne etwas zu sagen.
»Ein Bier«, sagte Lassiter.
Der Mann, der nicht zur Bühne schaute, hob den Kopf, als er die Stimme vernahm.
Lassiter erkannte ihn auf Anhieb. Die buschigen Brauen, die eng beieinanderstehenden grauen Augen, die aufgeworfenen Lippen und vor allem die blutrote Narbe, die sich am linken Kinnwinkel entlang zog, machten sein Gesicht unverkennbar.
In den grauen Augen blitzte es kurz auf. Seine Zunge fuhr über die Lippen, dann sagte er leise mit Erstaunen in der Stimme: »Lassiter?«
Der große Mann grinste schmal. »Hallo, Cox. Lange nicht gesehen. Ich hörte damals, dass die Leute in Abilene dich davongejagt hätten.« Sein Blick fiel auf die linke Brustseite seiner Weste, als Darren Cox sich zu ihm umdrehte. Er glaubte, die Einstiche zu sehen, an der er den Marshalstern getragen haben musste. »Man sagte mir, du seist hier Marshal. Wo hast du deinen Stern?«
Ein Schatten glitt über sein breites Gesicht. Bevor er antwortete, sagte er zum Keeper, der Lassiters Bier brachte: »Das geht auf mich, Winnie.« Er prostete dem großen Mann mit seinem Whiskyglas zu, wartete, bis Lassiter getrunken und das Bierglas auf der Theke abgestellt hatte, und sagte dann: »Donovan hat einen besseren Mann gefunden, wie er sagte. Ich bin ihm nicht scharf genug gegen die Digger vorgegangen, die ihm Schwierigkeiten gemacht haben.«
In diesem Moment begannen die Männer vor der Bühne zu brüllen. Ein Schwarm leicht bekleideter Mädchen stürmte auf die kleine Bühne, die Säume ihrer Röcke in den Händen, sodass ihre Beine bis hinauf zu den Strumpfbändern zu sehen waren. Das Gebrüll wurde immer lauter. Lassiter machte mit dem Kopf eine Bewegung zur Tür, und Darren Cox nickte.
Sie verließen den Saloon und traten von dem erleuchteten Fenster weg. Lassiter reichte Cox einen Zigarillo, gab ihm Feuer und zündete sich selbst auch einen
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