Sein
nicht, oder doch? Immerhin hatte sie es ihm gleich gebeichtet. Zählte das denn gar nichts?
»Du kannst doch nicht einfach eine wildfremde Frau zu unserer Party einladen! Spinnst du, Nadine?«
Es hörte sich ein wenig an, als spräche er zu einem ungezogenen Kind, was Nadine überhaupt nicht leiden konnte, weil sie sich dann genauso fühlte. »Myriam ist nicht eine Wildfremde! Ich kenn sie schon seit meiner Schulzeit«, widersprach sie darum heftig. Als wäre für sie damit alles gesagt und die Welt wieder in Ordnung, überwand sie sich und schob die Gabel mit einem Stück Kartoffel und Sauce in den Mund.
Laurins Miene versprach nichts Gutes. Er war stinkwütend und schenkte dem Essen, das vor ihm auf dem Teller dampfte, keinerlei Beachtung. Stattdessen griff er nach dem Weinglas und stürzte den Inhalt mit wenigen Schlucken herunter. Oh je, es war wohl doch schlimmer, als sie befürchtet hatte. Nur mäßig durchgekaut würgte Nadine ihren Bissen herunter. Wie ein dicker Kloß rutschte er die Speiseröhre spürbar langsam herunter. Sie starrte auf ihren Teller, um Laurins bohrenden Blick nicht ertragen zu müssen.
»
Kennen
und
kennen
ist nicht dasselbe, das weißt du ganz genau, Nadine. Und auf Partys in unserem Haus sind nur grundsätzlich nur unsere engsten Freunde eingeladen. Wenn du mit dieser Myriam wirklich befreundet wärest, hättest du sie mir längst vorgestellt oder zumindest mal ihren Namen erwähnt. Sie ist ein Niemand!«
Seine Stimme war zu einem Donnern angeschwollen und Nadine senkte die Lider.
»Ich …« Ihr fielen keine Argumente ein, mit denen sie ihn besänftigen könnte, denn im Grunde genommen hatte er recht. Wer zum Teufel war Myriam? Ob sie in die Runde der Eingeladenen passte, war eher zweifelhaft, sie war ja vor allem neugierig.
Nadine legte das Besteck auf dem Tellerrand ab. An ein genussvolles Essen war im Augenblick nicht zu denken. Schade. Das Gulasch konnte sie zurück in den Topf geben, aber die Schneckennudeln würden aufgewärmt nicht mehr so bissfest sein wie jetzt.
Wieder einmal war sie einer ihrer größten Schwächen erlegen. Statt zuerst nachzudenken oder mit Laurin zu sprechen, hatte sie stets das Gefühl, sie müsse anderen Menschen einen Gefallen tun, damit diese sie mochten. Das hatte sie schon in so manche Schwierigkeit gebracht.
»Was ist denn, wenn Myriam überall in ihrem Freundeskreis, den wir wiederum nicht kennen, fröhlich herumquatscht, was sie bei uns erlebt und sieht? Du weißt ganz genau, dass das keiner von uns will!« Das Trommeln seiner Finger stoppte abrupt. »Verdammt! Ruf sie an und sag ihr ab.«
Entsetzt sah Nadine auf. Sein Gesichtsausdruck bestätigte den Ernst seiner Worte. »Äh, das, ähm, nein. Nein, das kann ich nicht«, widersprach sie leise und ließ die Schultern hängen.
»Du wirst sie wieder ausladen, Nadine! Oder soll ich das für dich machen?«
Nadine fühlte Tränen aufsteigen. Würde sie jemals ihre Gefühle unter Kontrolle bekommen? Konflikten wie diesem war sie einfach nicht gewachsen. Warum konnte das Leben nicht friedvoll und unkompliziert verlaufen?
»Laurin, bitte. Was soll ich Myriam denn sagen, warum sie nicht kommen darf?«
Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Lass dir etwas einfallen. Schließlich hast du dir diese Suppe selbst eingebrockt. Es ist an der Zeit, dass du lernst, dich an die Regeln zu halten.«
Sein Blick war so kalt, dass Nadine fröstelte. Hätte sie Myriam zum Nachmittagskaffee eingeladen, würde Laurin sich bestimmt nicht aufregen. Aber zu diesen Partys, die wechselweise im Freundeskreis ausgerichtet wurden, kamen ausschließlich Paare, die BDSM lebten.
»Vielleicht sollte ich dich mehr an die Leine nehmen. Sophie hat es jedenfalls nicht geschadet.«
Nadine schluckte. Meinte er das jetzt ernst? Das einzige, was sie und Sophie verband, war ihre tiefe Freundschaft seit der Kindheit. Abgesehen davon waren sie so verschieden wie Sonne und Mond.
»Jetzt nimm schon dein Handy und ruf an!«
Nadine verschränkte die Arme vor der Brust und schob trotzig die Unterlippe vor. »Ich kann nicht.«
»Okay. Du hattest deine Chance.« Laurin stand auf und ging hinaus. Vermutlich würde er zur Strafe stundenlang kein Wort mit ihr reden. Dabei hatte sie sich so auf seine Heimkehr gefreut.
Mit einem leisen Seufzen stand sie auf und nahm die Teller in die Hand, um diese in die Küche hinaus zu tragen. Aber Laurin kehrte zurück, einen Rohrstock in der Hand und Nadine stellte die Teller wieder ab.
»So,
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