Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Titel: Seit du tot bist: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie McKenzie
Vom Netzwerk:
Town Road zum Stehen. Art und ich haben uns in Camden kennengelernt, vor vierzehn Jahren bei einer großen Silvesterparty. Ich war mit meiner besten Freundin Hen dort. Art war sechsundzwanzig und seit kaum einem Jahr selbstständig. Er hatte sich mit ein paar Kollegen in die Party hineingemogelt in der Hoffnung, nützliche Leute kennenzulernen. Mir war es eher um Spaß und ein paar kostenlose Drinks gegangen.
    Wir trafen zusammen, als einer von Arts Kollegen – Tris – an der Bar Hen über den Weg lief. Die beiden kannten sich von der Uni, hatten sich aber aus den Augen verloren. Hen stellte mich natürlich Tris vor und der mich dann Art. Art spendierte eine Runde, von der ich die meisten Gläser umstieß, als ich von der Toilette zurückkam. Er blieb total nett und bestellte noch eine Runde, obwohl er – das erfuhr ich später – damals selbst fürs Essen kaum Geld hatte. Wir kamen ins Gespräch. Er erzählte mir von Loxley Benson, der Firma, die er erst wenige Monate zuvor mit einem guten Freund gegründet hatte, und wie er auf der neuen Welle des Online Trading reiten wollte, und mit welcher Leidenschaft er sicherstellen wollte, dass seine Firma nur in ethisch, sozial und ökologisch einwandfreie Projekte investierte.
    Ich erzählte, dass ich bei einer langweiligen Haushaltszeitschrift arbeitete, über Küchen und Farbmuster schrieb und davon träumte, irgendwann einmal einen Roman zu verfassen. Ich weiß noch, wie mich seine Besessenheit beeindruckte. Dass ihm kein Risiko zu groß, kein Rückschlag zu schwer war auf seinem Weg, sein Ziel zu erreichen. Dass es nicht primär darum ging, Geld zu verdienen, sondern Einfluss zu nehmen.
    Schon damals wusste ich, dass Art bekommen würde, was immer er wollte.
    Mich eingeschlossen.
    »Gen?«
    Ich beiße mir auf die Lippe. Inzwischen ist es dunkel geworden. Die Straßenlaternen glimmen auf. Wäre Art nicht mit mir verheiratet, dann hätte er inzwischen wahrscheinlich vier Kinder. Das steht ihm doch zu. Ich sollte ihm da nicht im Weg stehen.
    »Es liegt an der Hoffnung«, sage ich. »Alles kann ich ertragen, aber nicht die Hoffnung.«
    Art lacht. Ich weiß, dass er im Grunde nicht versteht, wie ich das meine. Aber er liebt mich, und das genügt.
    »Also gut«, sage ich. »Du schaust dir die ICSI -Statistiken an und sagst mir, was du davon hältst. Und dann entscheiden wir.«
    Er nickt begeistert und greift sich in die Tasche. Eine Sekunde später summt sein Handy. Es muss fast eine ganze Stunde aus gewesen sein. Ich kann mich nicht erinnern, wann er es zum letzten Mal auch nur länger als ein paar Minuten ausgeschaltet hatte.
    Er ist immer noch am Telefon, als wir Crouch End erreichen und ins Haus gehen. Unsere slowakische Putzfrau Lilia geht gerade. Ich schließe hinter ihr die Tür. Mein Blick fällt auf den Poststapel neben dem Heizkörper im Flur. Ich hebe ihn auf und schlendere in die Küche. Die anderen Zimmer im Erdgeschoss benutzen wir kaum. Ein ziemlich großes Haus, wenn man es nur zu zweit bewohnt. Müßig blättere ich die Post durch. Eine Ansichtskarte von meiner Mutter, die gerade mit ihrem aktuellen Freund in Australien Urlaub macht, lege ich auf den Küchentisch. Dann gehe ich zum Altpapierstapel und sortiere die Werbesendungen aus. Zwei Rechnungen und ein Schreiben von Arts Anwaltskanzlei behalte ich zurück.
    Art ist immer noch am Telefon. Seine leise, eindringliche Stimme wird lauter, als er vor der Küchentür vorübergeht, dann wieder leiser. Als ich noch ein paar Kataloge auf den Altpapierhaufen werfe, gerät er ins Wanken und stürzt um.
    »Scheiße.« Ich klaube alles vom Boden auf; Art kommt herein.
    »Gen?«
    »Nicht zu fassen, wie schnell sich bei uns das Papier ansammelt!«, ächze ich.
    »Sie haben die Tagung in Brüssel vorverlegt; Siena hat mir einen früheren Flug gebucht.«
    »Wann?«
    »Die Besprechung ist jetzt um zehn. Ich muss um kurz nach sechs los und sollte früh ins Bett …« Er zögert und zieht die Brauen hoch. Ich weiß, was er denkt. Ich lächle. Damit ist wenigstens das Thema künstliche Befruchtung für den Rest des Abends vom Tisch.
    »Klar«, antworte ich.
    Wir essen zu Abend, und ich sehe mir irgendeinen Mist im Fernsehen an. Art telefoniert wieder und sieht parallel irgendwelche Tabellenkalkulationen durch. Mein Programm mündet in die Zehnuhrnachrichten. Bei der ersten Werbeunterbrechung spüre ich Arts Hand auf der Schulter.
    »Wollen wir ins Bett?«
    Wir gehen nach oben. Art lässt seine Kleider auf den rot und

Weitere Kostenlose Bücher