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Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Seit du tot bist: Thriller (German Edition)

Titel: Seit du tot bist: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie McKenzie
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Ich will mich gar nicht beklagen. Eines Tages werde ich mit Art mal in Ruhe darüber reden. Er wird geduldig zuhören, das weiß ich. Und er wird es besser machen wollen. Was bedeutet, dass er es besser machen wird. Art ist noch nie an etwas gescheitert.
    In Arts Hosentasche am Fußboden klingelt das iPhone. Er schreckt hoch, seufzt und reckt sich über die Bettkante nach unten.
    Ich stehe auf und gehe nach unten.
    Ich wache auf. Das Bett neben mir ist leer. Art ist längst fort, auf dem Weg nach Heathrow. Ein feuchtes Handtuch liegt auf seinem Kissen. Missmutig schubse ich es auf den Boden.
    Eine halbe Stunde später bin ich angezogen und streiche Butter und vegetarische Würzpaste auf meinen Toast. Der Tag dehnt sich vor mir. Meine übliche Vorlesung am Mittwochmorgen ist abgesagt, und ich habe keine Termine. Nicht einmal Kaffee mit Hen. Trotzdem habe ich das Gefühl, heute etwas erledigen zu müssen.
    Du könntest schreiben, sagt eine Stimme in meinem Kopf.
    Ich ignoriere sie.
    Es klingelt, und ich tappe zur Tür. Ich erwarte niemanden. Wahrscheinlich ist es nur der Briefträger. Trotzdem kann man nicht vorsichtig genug sein. Ich hänge die Kette ein und spähe durch den Türspalt.
    Auf der Schwelle steht eine Frau. Sie ist schwarz, rundlich und mittleren Alters.
    Sie muss eine Zeugin Jehovas sein, und ich wappne mich für das, was kommt.
    »Sind Sie Geniver Loxley?« Sie spricht mit sanfter Stimme, mit einem leichten Midlands-Einschlag.
    Ich starre sie an. »Woher kennen Sie meinen Namen?«
    Sie zögert. Zeugen Jehovas sind nicht so gut informiert, und ich vermute nun eher eine aggressive Werbeattacke. Vom forschen Auftreten von Handelsvertretern ist bei der Frau allerdings nichts zu bemerken. Im Gegenteil: Bei genauerem Hinsehen fällt mir auf, dass sie nervös ist. Sie trägt ein billiges Kunstfaser-Kostüm, und aus den Achselhöhlen kriechen Schweißflecken.
    »Ich … ich …«, stammelt sie.
    Ich warte, und plötzlich pocht mir das Herz in der Brust. Hat Art etwa einen Unfall gehabt? Oder einer meiner Bekannten? Ich öffne die Tür ganz. Die Frau presst die Lippen aufeinander. Ihre Augen sind vor Angst und Verlegenheit weit aufgerissen.
    »Was ist denn?«, frage ich.
    »Es …« Die Frau holt tief Luft. »Es geht um Ihr Baby.«
    Ich starre sie an. »Wie meinen Sie das?«
    Sie zögert. »Es lebt.« Ihre dunklen Augen scheinen mich zu durchdringen. »Ihr Baby, Beth, ist am Leben.«

Kapitel 2
    Ich stehe in der Tür, und mein Magen fällt ins Bodenlose. Ich halte noch immer die Sicherungskette in der Hand. Ich drücke den Finger auf den Stahlbolzen, bis es schmerzt.
    »Wie?«, frage ich. Ein Wagen braust vor dem Haus vorbei. Irgendwo ruft ein Mann. Die Welt findet woanders statt. Hier hat sich gerade alles von innen nach außen gekehrt. » Was haben Sie gesagt?«
    »Großer Gott.« Die Frau hebt die zitternden Hände vors Gesicht. Feingliedrige Hände für eine Frau ihres Kalibers. »Oh, Mrs. Loxley, könnte ich bitte hereinkommen?«
    In mir zieht sich alles zusammen. Alle meine Instinkte stoßen gellende Warnungen aus.
    Was immer diese Frau zu sagen hat, kann sie auch hier draußen sagen. Ich werde sie nicht in mein Haus lassen. Ich halte die Tür fest, falls sie an mir vorbeistürmen will, aber sie tritt nur von einem Fuß auf den anderen und schaut immer hilfloser drein.
    »Warum … haben Sie das gesagt?«, stottere ich. »Wer sind Sie? Woher wissen Sie meinen Namen?«
    »Mrs. Loxley …« Sie hustet, trocken und nervös. »Mein Name ist Lucy O’Donnell. Mary Duncan war meine Schwester. Sie ist letztes Jahr gestorben.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht.«
    »Mein Schwester ist … war … Krankenschwester. Sie war bei Ihnen im Fair-Angel-Hospital, als Ihr Baby geboren wurde. Sie erzählte mir, dass Ihr Baby lebendig und gesund zur Welt kam. Der Arzt, der Sie entbunden hat, hat es Ihnen weggenommen, während Sie unter Narkose standen. Er hat Sie angelogen.«
    »Nein.« Das ist völlig absurd. Was erlaubt sich diese Person nur? In mir kocht die Wut hoch.
    »Doch«, bekräftigt Lucy.
    »Nein. Mein Kind ist gestorben.« Während ich die Worte herauspresse, kocht meine Wut über. Ich drücke die Tür zu, aber Lucy O’Donnell hat schon ihren abgestoßenen Schuh dazwischengesteckt.
    »Ich weiß, das ist ein Schock für Sie«, sagt sie. »Ich warte vorn an der Straße. Da ist doch ein Café … Sam’s oder so …? Ich werde bis elf Uhr dort sein. Also noch für eine Stunde.« Sie wirft mir einen

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