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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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Nervenzusammenbruch befindet, wobei die Begriffe Rand und Nervenzusammenbruch kaum das aussagen, was wirklich ansteht. Tief im Innersten ist ihr wohl klar, wie krank sie ist, und dagegen wehrt sich ihr Geist. Das wird zu Schwierigkeiten führen, ist aber nichts Ungewöhnliches.«
    An der Balkontür sagte Andrew: »Ich überlege mir dauernd, ob ich etwas getan haben sollte, gemerkt haben könnte, oder ob ich mit Blindheit geschlagen war und viel früher hätte eingreifen müssen …«
    »Mr. Cameron, diese Denkweise ist für Sie nur eine Quälerei und bewirkt nichts für Ihre Tochter. Vielleicht haben Sie sich dem Mädchen zu viel gewidmet, als Ausgleich für die Vernachlässigung durch Ihre Frau. Aber deswegen sollten Sie sich wirklich keine Vorwürfe machen und sich das Leben vergällen. Und wenn Sie nun am Schluß das Pferd unter einem fadenscheinigen Vorwand vom Rennen zurückgezogen hätten, hätte sie es gemerkt, und es hätte nichts am Ausgang der Geschichte geändert. Dann wäre der Zusammenbruch vielleicht früher eingetreten, wer weiß.« Und als Andrew sich ihm zuwandte, fuhr er beschwörend fort: »Ja, es ist ein Zusammenbruch, und in diesem Stadium kann ich noch keine vernünftige Diagnose stellen. Ich muß erst mehr über die Tiefe und die Schwere herausfinden …«
    Das Telefon klingelte im Vorraum.
    »Entschuldigen Sie mich«, sagte Andrew und ging auf weichen Knien und mit einem fast unsicheren Gang hinaus. »Andrew Cameron.«
    »Andrew, Jason hier. Ich fürchte, ich habe schlechte Nachrichten. Pepe Benitez hatte einen Autounfall. Sein Agent sagt, daß die Verletzungen zwar nicht schwer seien, aber fast ausschließlich seine Hände beträfen, so daß er nicht reiten könne.«
    »Unfall? Das glaube ich nicht.«
    »Ich habe Ansel gesagt, daß Sie Bedenken haben würden. Na, jedenfalls geht die Story so an die Presse und die Öffentlichkeit. In Wahrheit ist unser alter Freund Pepe schwul und kam gestern aus einer Homo-Bar, als er angegriffen wurde. Seine Freunde – oder Feinde – haben ihm die Hände zertrampelt, aber Ansel konnte die Geschichte vertuschen. Pepe liegt in Indianapolis in einem Krankenhaus, abgeschirmt. Es ist eine ausgemachte Schweinerei, aber es darf auf keinen Fall herauskommen, daß einer der Spitzenjockeys vom anderen Ufer stammt. Die Presse würde sich zum Schaden des ganzen Renngeschäfts überschlagen. Also muß die Geschichte unter den Teppich gekehrt werden, und diesmal bin sogar ich damit einverstanden.«
    »Haben Sie Kimberley schon informiert?«
    »Keineswegs. Das ist Ihr Job, tut mir leid.«
    »Wer wird Starbright reiten?«
    »Andrew, ich habe eigenmächtig gehandelt. Wir könnten jeden draufsetzen, weil sowieso nur Pepe das Pferd kennt. Also warum nicht den besten nehmen? Ich glaube, daß wir Herbie Martz verpflichten können, jedenfalls ist er frei und bereit, zu kommen. Warum nicht? Er ist zwar noch ein bißchen jung, aber schwer im Kommen, und wenn er das Derby gewinnt, könnten wir ihn auch für das Preakness und das Belmont Stakes behalten.«
    »Jason, setzen Sie sich mit Blake Raynolds in Verbindung. Jetzt kriegt man keinen Flug mehr nach Louisville. Blake soll für meine Maschine einen Piloten suchen. Nein, Unsinn, lassen Sie sich die Sache von Martzs Agent bestätigen und sagen Sie ihm, daß ich ihn in La Guardia selbst abhole. Lassen Sie einen Zeitplan ausarbeiten und sagen Sie mir dann Bescheid. Ich muß sowieso etwas zu tun haben.«
    »Ich klemme mich gleich dahinter. Danke. Und es tut mir wirklich leid.«
    Als Andrew wieder das Zimmer betrat, ging Dr. Stern auf und ab. »Mr. Cameron, eines möchte ich Ihnen noch sagen. Wenn so etwas passiert, dann neigt man dazu, zurückzublicken und jemand die Schuld zu geben. Meistens sich selbst. Aber vergangene Probleme wälzen bringt nichts außer Kummer und Sorgen. Wir müssen die Situation als gegeben betrachten, das ist das ganze Geheimnis. Die Wenns und Abers nützen nichts. Und den Hintergrund hätten wir nicht besser erkennen und ausleuchten können.«
    Andrew war davon beeindruckt, wie sehr sich der junge Mann in der kurzen Zeit in den Fall vertieft hatte. Und ihm wurde bewußt, daß Blake wieder einmal den richtigen Menschen zum richtigen Zeitpunkt gefunden hatte – einen Mann, der sich zu seinem Beruf hingezogen fühlte und der gewissenhaft war. Anscheinend hatte er in den vergangenen Jahren Blake Raynolds unterschätzt.
    »Danke, Dr. Stern«, sagte er und erklärte dann das Telefongespräch.
    »Sie muß es

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