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Selber schuld!: Ein Wegweiser aus seelischen Sackgassen (German Edition)

Selber schuld!: Ein Wegweiser aus seelischen Sackgassen (German Edition)

Titel: Selber schuld!: Ein Wegweiser aus seelischen Sackgassen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raphael M. Bonelli
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um den Unbekannten zu entlasten. Zuvor aber bringt er noch sein ehrlich verdientes Vermögen in Sicherheit. Jean Valjean wird verhaftet, kann aber später wieder entfliehen. Er erinnert sich seines Versprechens und holt die Tochter Fantines, Cosette, aus ihrer unwürdigen Existenz als Haussklavin bei den ausbeuterischen Wirtsleuten heraus. Valjean findet jetzt seine Berufung als Pflegevater der Waisen. Unter dem Namen »Fauchelevent« leben die beiden viele Jahre in trauter Zweisamkeit glücklich in Paris. In liebevoller und selbstloser Hingabe an einen anderen Menschen, der ihm anvertrauten Pflegetochter, findet Valjean sein spätes Glück.
    Irgendwann begegnet Cosette dem jungen Studenten Marius, und wie es die Natur so will, verlieben sich die beiden. Diese jugendliche Zuneigung ist für Valjean aber emotional schwer zu verkraften, da er seine ganze Liebe auf die Pflegetochter gesetzt hat und sich nur schwer von ihr lösen kann. Er versucht, die junge Liebe zu unterdrücken, und will mit Cosette nach England fliehen. Der verliebte Student, für den eine Welt untergeht, wirft sich lebensmüde in den Pariser Juniaufstand von 1832 und kämpft auf den Barrikaden in der Hoffnung, dort den Tod zu finden. In der Zwischenzeit ist Valjean in sich gegangen, erkennt seine egoistischen Motive und rettet Marius das Leben, ohne dass dieser es merkt. In einem Kraftakt der Liebe verzichtet Valjean sogar auf Cosette und macht den Weg frei für die Liebe zwischen den beiden jungen Leuten.
    Nach der Hochzeit offenbart Jean Valjean seinem Schwiegersohn Marius vertrauensvoll seine wahre Identität als ehemaliger Häftling. Doch dieser versteht und verkraftet das Geständnis nicht, sondern versucht in der Folge, Valjean von Cosette fernzuhalten. Valjean trifft das hart, er zieht sich aber zunehmend von den jungen Leuten zurück, um nicht zu stören, und wird vor Verzweiflung krank. Durch Zufall erfährt Marius später aus sicherer Quelle, dass Valjean ihm während der Revolutionskämpfe das Leben gerettet und sein Geld außerdem legal verdient hat. Marius ist bewegt, er erkennt, dass er seinem Schwiegervater jahrelang Unrecht getan hat, und möchte ihn um Verzeihung bitten. Aber er kommt beinahe zu spät: Als er gemeinsam mit Cosette Valjean zur Aussprache und Versöhnung aufsucht, liegt dieser schon im Sterben, kann aber nun in Frieden sein Leben beschließen.
    Das stimmige Leben
    Was können wir am Schicksal Jean Valjeans ablesen? Warum ist sein Leben so stimmig, trotz des fatalen Fehlstarts? Nun, er nimmt eine Freiheit in Anspruch, die ihm so manche Psychotheoretiker aufgrund seiner schlimmen Kindheit und traumatisierenden Vorerfahrungen mit der herzlosen Gesellschaft eigentlich abgesprochen hätten. Er handelt plötzlich unberechenbar menschlich, sein »psychischer Apparat« wird zu einem Herz aus Fleisch: Das Beispiel des großherzigen Priesters erschüttert ihn und führt zu einer Bewegung des Herzens. Das ist eben kein momentanes Bauchgefühl der Rührung wie die Tränen vor dem Fernseher, sondern der permanente Willensentschluss, ein neues, selbstloses und uneigennütziges Leben zu beginnen. Die Wende des Herzens ist eine innere, feste Entscheidung. Valjean beschließt, sich zu ändern und ein guter Mensch zu werden – so wie Richard III. mit ganzem Herzen beschließt, ein Bösewicht zu sein. Von dieser Haltung geht er in der Folge auch nicht mehr ab. »In guten wie in schlechten Tagen«, koste es, was es wolle, ob es ihm leicht- oder schwerfällt: Jean Valjean kümmert sich uneigennützig um seine Arbeiter, outet sich, um einen Unschuldigen zu retten (das ist richtiggehend unvernünftig), und nimmt aus freiem Entschluss das kleine Waisenkind Cosette zu sich (das ist zumindest recht unpraktisch). Hier erfährt der vorher Verbitterte die Freude der Selbstlosigkeit – eine Horrorvorstellung für jeden Selbstverwirklicher. Diese Selbstlosigkeit wird durch die Liebe Cosettes zu einem jungen Mann auf eine harte Probe gestellt. Auch hier bleibt er seinem Herzensprinzip treu, wenn auch unter Tränen. Valjean wächst in einem langen Ringen – der schwerfällige Bauch hat sich an Cosette gewöhnt, das bewegliche Herz sieht den notwendigen Verzicht aus Liebe – über sich hinaus und schafft das Unmögliche: Er lässt die junge Liebe zu und zieht sich selbst zurück. Zuerst noch rettet er unter Einsatz seines eigenen Lebens den Rivalen – »grenzt« sich also überhaupt nicht von den Problemen anderer ab (auch das kann man

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