Selbstbeherrschung umständehalber abzugeben
waren nicht stecknadelkopf-, sondern stecknadelspitzengroÃ.
»Wo hast du denn �«, ich wies wie tiefgefroren auf die Wasserpfeife. Sie hielt sich so gerade eben auf dem riesigen Armaturenbrett. »Wo hast du das her?«
»In sechs Stunden sind wir in Spanien«, sagte Sievers nur.
»Ich will, dass wir umdrehen!«
Uwe regte sich über uns.
»Ne«, sagte Sievers. »Jetzt sindâs nur noch fünf Stunden und 59 Minuten.«
»Was denn los?« Uwe stürzte vom Himmel wie David Bowie in diesem seltsamen Film ähnlichen Namens. Allerdings hatte Bowie keine hellblaue Frotteeunterhose getragen.
»Ja hier!«, sagte ich. »Schau mal nach vorn. Fällt dir was auf?«
»Unbekannte Gegend«, grunzte Uwe.
»Irgendwie meine ich das nicht. Mister Sievers, der Affe, hockt hier hinter der gröÃten Glasscheibe, die man für Geld kaufen kann, und präsentiert der interessierten Ãffentlichkeit das Mahnmal seines kleinen Suchtproblems! Ich will, dass wir umdrehen!«
»Ich habe es für eine Kaffeemaschine gehalten.«
»Du rückgratloser Blödmann.«
Ein Knacken. Ein Zischen.
»Einer ein Bier?«, fragte Sievers.
Die spanische Grenze. Der sechs Meter lange, beige Fliegende Holländer näherte sich langsam den Zöllnern.
Wie durch ein Wunder war Sievers zwischenzeitlich aufgegangen, dass die Wasserpfeife gut in der Duschtasse aufgehoben war, wenn wir über die Grenze wollten.
Ich hatte dafür plädiert, das Ding irgendwo zu vergraben, und Uwe meinte immerhin, der Radkasten wäre kein schlechter Ort, aber beide Ideen wurden von Sievers abgeschmettert.
»Hast du hier noch irgendwo Haschisch?«, raunte Uwe, aber Sievers hatte zwanzig Fishermanâs Friends im Mund und konnte nicht antworten.
»Sag schon. Die Spanier sind nicht ganz so lustig, wie man meint. Die Bullen sind knochenhart.«
Sievers zuckte mit den Schultern.
Der Zöllner klopfte an die Scheibe. Sievers kurbelte sie herunter.
»Deutsch?«, fragte der Zöllner, ein stiernackiger Kerl in grüner Uniform. Buffalo Soldier, dachte ich, in the Heart of Andalusia. Sperrt uns in Knasta, never komma rauhus da.
Sievers nickte.
»Passaporta«, sagte der Zöllner.
Sievers reichte schweigend unsere Pässe raus.
Sein eigener war übrigens kleiner als unsere. Es war ein Kinderausweis, der Sievers als mondgesichtiges Kind zeigte. Er war schon ein harter Hund.
»Aussteigen«, beschied der Zöllner in gebrochenem Deutsch.
»Warum das denn?«, brüllte Sievers. Eine halbe Handvoll Lutschbonbons prasselte auf die Uniformjacke des Zöllners.
»Also das ist eine spanische Zelle«, sagte ich, während sich eine ganz neue Lebensregel in meinem Verstand zementierte, die da lautet, absolut das Maul zu halten, wenn auch nur eine 5-prozentige Wahrscheinlichkeit bestand, dass ein spanischer Zöllner schon mal an einem Wörterbuch der deutschen Sprache vorbeigetorkelt war.
»Hübsch. Wir werden alle hier sterben.«
Künftiger Herrenschneider. Das war vorgestern gewesen, in dem anderen Leben, der 199-DM-im-Monat-Sparvariante mit Frühstück und Selbstachtung. Ich hatte zwischenzeitlich eine rasante Karriere als Drogenkurier in Badeschlappen hingelegt, der 24-Stunden-Kurs inklusive Verhaftung.
»Da ist nicht wirklich noch was von dem Zeug im Wagen, oder?«, wandte sich Uwe an Sievers, der neben mir auf der Pritsche saà und seine Fingernägel inspizierte.
»Warum seid ihr so nervös? Das hier ist gar keine richtige Zelle. Mehr so eine Art Warteraum.«
»Mit Sichtfenster und Edelstahltoilette?«
»Die checken nur das Wohnmobil auf Schmuggelgut und so.«
»Das Und so macht mir irgendwie Sorgen.«
»Warum? Die Wasserpfeife ist gespült und nicht illegal. Da kann man nämlich auch Tabak drin rauchen. Und die paar Dosen Bier â¦Â«
»Es sind«, sagte Uwe bedächtig, »knapp 200 Dosen. Null drei.«
»Sie finden da gar nichts.«
»Wenn sie etwas finden«, sagte ich, »musst du mir 2000 Mark pumpen. Geht das?«
»Wofür?«
»Einen Auftragsmörder, du Arsch.«
Die Tür öffnete sich. Wir konnten gehen. Unglaublich.
Sievers hatte die Wahrheit gesagt.
Nachdem wir etwa hundert Kilometer gefahren waren, schnippte Sievers mit den Fingern.
Uwe und ich hatten unseren Gedanken nachgehangen, ich vor allem mit der Ãberlegung
Weitere Kostenlose Bücher