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Selbstbeherrschung umständehalber abzugeben

Selbstbeherrschung umständehalber abzugeben

Titel: Selbstbeherrschung umständehalber abzugeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Sträter
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Schumpo.«
    Â»Günther.«
    Â»Jaja. Günther.«
    Â»Ist alles völlig realistisch. Das mit der Eule Hedwig geht ohne weiteres. Mit Eulen kann man Post verschicken. Das macht Harry auch. Schickt nachts seine Eule los, und wusch, Sie haben Post. Billig und zuverlässig.«
    Â»Alter, vermutlich kann man Eulen per Post verschicken, das war’s dann aber auch.«
    Â»Ne! Die können das! Hyperrealistisch. Ich wette um 100 Euro.«
    Â»Davon kaufste dir doch wieder nur ’n iPhone.«
    Â»Schlag ein.«
    Na komm, dachte ich, was kann schon passieren?
    Wie gesagt: Ich stecke in einer Krise. Ich bin alt, und keinen interessiert es. Das ist doch kein Leben.
    Früher konnte ich ununterbrochen Sex machen, jetzt, mit 45, kriege ich es grade mal 4 Stunden am Stück hin, dann muss ich ein Glas Wasser trinken und mir die Beine vertreten. Es ist so entwürdigend.
    Und wegen der Eulen-Sache: Ich hab nix gemacht. Ich war nur dabei.
    In meinem Alter hinterfragt man alles, stimmt – außer die Idee ist so grunzdumm, dass der eigene Verstand gar nicht erst anschlägt.
    Also, das mit der Eule war so:
    Günther versteigert Zeugs, das er nicht mehr braucht, auf eBay. Das ist schlau. Man muss sich von alten Lasten lösen. Weg damit. Mit der Eulentransportsache lag er aber falsch. Machen die nicht. Aber ich greife vor. Fakt ist: Man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist: Wir brauchten eine Eule.
    Ich muss sagen, Günther ist ziemlich methodisch an die Sache rangegangen.
    Wegen seiner eBay-Geschäfte hat er immer diese Luftpolsterfolie im Haus. Mit einem Meter davon sind wir dann spätabends in den Tierpark. Ab über den Zaun. Zum Raubvogelhaus.
    Problem: Die Eulen saßen in einem Gehege mit den Krähen, und die Durchschnittskrähe an sich ist ein ziemlicher Arschlochvogel. Die Krähe ist der Bushido des Tierreichs. Und für eine Eule und acht Krähen hatten wir nicht genug Chloroform. Also hat Günther versucht, die Biester einzulullen. Ich hab inzwischen Schmiere gestanden und mich dabei umgesehen. Erkenntnis: Otter sind auch nichts. Ölig, nachtaktiv, grunzen rum, glitschen sinnlos in feuchte Höhlen. Der Otter ist offenbar der Berlusconi des Tierreichs.
    Als ich zu Günther zurückkehrte, sagte er: Die Krähen reagieren auf nix.
    Später habe ich dann bei der Kripo auf den Videobändern des Zoos gesehen, dass er versucht hat, den Vögeln Lalelu, nur der Mann im Mond schaut zu vorzusingen. Erfolglos indes. Krähen nix verstähen. Haben die keinen Vertrach mit. Also haben wir das Nachbargehege aufgebrochen. Da war eine einzelne Eule. Mit ihr im Gehege sonst nur Truthähne – harmlos, aber ein falscher Schritt, und die Biester machen Radau, während ihr Hals so komisch hin und her schwobbelt. Damit ist der Truthahn der Peter Zwegat des Tierreichs. Egal. Die Eule war ein bisschen schmächtig, aber es würde gehen.
    Ging dann aber nicht. Zwei Stunden später mussten wir das Projekt eBay-Eule als gescheitert verbuchen.
    Dabei hatte es gut angefangen. Günthers geöffnetes Fenster, silbriges Mondlicht, von CD die Musik aus Harry Potter …
    Â»Hedwig«, hatte Günther geflüstert, »Hedwig, du musst was für mich tun …«
    Das sah die Eule genauso.
    Das vom Chloroform massiv verkaterte Tier hatte Günther einfach mit rollenden Augen das Gesicht zerhackt und war dann ansatzlos aus dem vierten Stock auf den Opel Corsa seines Nachbarn geknallt und verstorben. Wundert mich nicht. Die wenigsten Eulen schaffen es, eine Mikrowelle nach Gütersloh zu fliegen.
    Aber auf mich hört ja keiner.

Mein Urlaubsaufsatz
    U rlaubszeit.
Knappes Budget.
    GOOGLE offenbarte Hunderte von Last-Minute-Angeboten, und ganz weit oben befanden sich die Klassiker: strahlend weiße Maschinen, Piloten mit hochgerecktem Daumen, die seltsamsten Urlaubsziele. Ich begann ganz oben.
    Die Lufthansa bot Flugzeuge zum Kauf an, stellte ich fest. Ungewöhnlich.
    Ich erwog kurz den Ankauf einer Boeing 747, bis ich registrierte, dass Flughafensteuern obendrauf kamen. Und dafür die Maschine abgezogen werden musste.
    Â»Fliegen ist verdammt teuer geworden«, murmelte ich und klickte mich von der Glanzseite der Internetbuchungen renommierter Linien in den Underground.
    Zwanzig Minuten später schmetterte ich eine mir völlig neue Erkenntnis an die Wände meiner Wohnung.
    Â»Die Schweine sprechen sich

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