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Selbstbeherrschung umständehalber abzugeben

Selbstbeherrschung umständehalber abzugeben

Titel: Selbstbeherrschung umständehalber abzugeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Sträter
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ich, und du gibst mir sicher Recht, dass es gut läuft mit uns, oder, ja, natürlich, es läuft Bombe, um nicht zu sagen Knorke, aber irgendwie, du, irgendwie muss da jetzt mal was gehen, da muss was passieren, sag jetzt nix, unterschwellig weißt du, wie unglaublich Recht ich habe, und du ahnst, was zu sagen ich mich bemüßigt sehe, du Gute, nämlich, weißt du … ich atmete tief ein, und sie stand nur da, die Arme verschränkt, und ich dachte, nun komm mal auf den Punkt, Suppenkasper, und das Monchichi gab mir mit schwerem französischem Akzent wispernd Recht, es wurde echt mal Zeit, Suppenkasper, irgendwann musste das mal raus, also Showtime, Fresse auf, jetzt aber.
    Ich sagte: Also du … ich finde, ich sollte auch mal andere Frauen treffen dürfen, und sie sagte: Wie redest du eigentlich mit deiner Mutter?, und dann wachte ich auf.
    Gerade nochmal gutgegangen.
    Ich öffnete die Augen und mein Blick fiel zuerst auf die Wand gegenüber, die mit der chinesischen Seidentapete, die mit den champagnerfarben changierenden Kranichen. Mein Blick schwenkte tranig nach links, und juhu, da waren sie, unversehrt, meine Boxen von Bose, vier an der Zahl, jede so hoch wie ein Bücherregal, eingefasst mit feinen Leisten aus gebürstetem Aluminium, und daneben die Schneiderbüste, auf der jener halbfertige Smoking harrte, an dem ich gerade arbeitete, vorerst provisorisch zusammengeheftet, da ich noch auf die Rosshaarmatten aus Wales wartete, um das Revers zu unterlegen, aber immerhin, das schwarze Wollgemisch machte sich fabelhaft im Morgenlicht, das würde was werden, geilomat.
    Rauchen wäre gut.
    Ich hob den Kopf, spähte hinüber zum Nachttischchen, auf dem der Aschenbecher stand, ein Chromkelch, glänzend, sauber, makellos.
    Sekündchen mal. Der Aschenbecher sauber? Und was für ein Smoking? Und was für Scheißkraniche?
    Da wusste ich augenblicklich, dass ich immer noch schlief.
    Mit einem HA! schreckte ich hoch. Mein Herz schlug wie ein Schmiedehammer. Okay, dachte ich … da sind wir wieder, blickte auf die Bücherregale, die so hoch waren wie sauteure Boseboxen, ruckte mit dem Kopf, und jawoll, kein Aschenbecher, keine Kranichtapete, und ganz allgemein sah die Bude aus wie Sau. Ich war demnach wach. Mein lieber Scholli. Was für ein Traum.
    Krasse Nummer. Ich führte eine Inspektion wichtiger Aggregate durch und kratzte mich am Sack, und dann flog die Tür auf, und da stand wieder meine Mutter und schrie: WAS IST DAS DENN FÜR EIN DRECKSTALL! DER FEINE HERR KÖNNTE DURCHAUS MAL AUFRÄUMEN. POTTSAU!
    Da wurde mir erneut klar, dass ich immer noch schlief.
    Wie erwacht man, wenn man weiß, dass man träumt? Ich wusste es nicht. Aber immerhin war mir klar, dass Sackkratzen beruhigte, aber nicht half.
    Hinübergleiten in die Realität…Willenskraft. Na komm. So ging’s ja nicht weiter.
    WERDE WACH, hörte ich mich selbst ohrenbetäubend denken, ohne Hall, warum eigentlich? Ein einziger Blick zeigte mir, dass Taco Gonzales ausgestempelt hatte, weil seine Fransenlederjacke über dem Hocker am Mischpult hing.
    WERDE WACH, STRÄTER, BLÖDMANN.
    Ich fühlte einen Sog, und dann erschauerte ich und schlug die Augen auf.
    Neben mir lag meine Freundin.
    Â»Morgen«, sagte sie sanft.
    Â»Hi.«
    Â»Gut geschlafen?«
    Â»Hmmm«, sagte ich, »doof geträumt irgendwie.«
    Â»Wovon denn?«
    Â»Von dir«, sagte ich.
    Â»Wie, doof geträumt von mir?«
    Â»Nee«, erwiderte ich. »Warte mal. War gar nicht von dir. Ich dachte nur, du wärst es. Diese Frau. Die andere. Äh …«
    Sie richtete sich auf.
    Â»Welche Frau war’s denn?«
    Â»Das willst du nicht wissen«, sagte ich.
    Â»Oh doch«, sagte sie. »Worum ging es?«
    Â»Ach«, erwiderte ich schlaftrunken. »Dass ich mich auch mit anderen Frauen treffen darf und so.«
    Â»Wie bitte?«
    Â»Was wie bitte?« In meinem Kopf begann eine Feuersirene zu jaulen.
    Â»Du wolltest mir sagen, dass du auch andere Frauen treffen willst, und dann war da diese fremde Frau? Stimmt das so?«
    Â»Im Kern stimmt das. Aber irgendwie ist das jetzt etwas aus dem Zusammenhang gerissen.«
    Â»Du weißt ja wohl«, sagte sie eine Idee zu laut, »dass das Unterbewusste genau jene Dinge im Traum zeigt, die man will?«
    Â»Blödsinn«, sagte ich. »Was soll ich mit Bose-Boxen?«
    Â»Du willst andere Frauen

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