Selina - Liebesnaechte in Florenz
habe nicht gelauscht!“ fauchte Selina ihn zornig an.
„Und weshalb verbirgst du dich dann hier?“ fragte er erstaunt.
„Ich wollte Euch ausweichen, deshalb. Aber Ihr musstet ja genau hier stehen bleiben und über Eure... Geschäfte sprechen!“
„Ach ja“, murmelte er. Auf seinem Gesicht lag wieder dieses seltsame Lächeln, bei dem sie nie wusste, woran sie mit ihm war.
„Dass Ihr Euch nicht schämt, solchen Handel abzuschließen!“
Er zuckte mit den Achseln, „Geschäft ist Geschäft, meine Schöne.“
„Ihr seid erbärmlich! Habt Ihr keinen Stolz?“ fragte Selina mit einer Mischung aus Zorn und Enttäuschung.
„Doch“, erwiderte er ruhig, „und du solltest nicht zu heftig darauf herumtreten, meine Mondgöttin.“
„Hört auf, mich so zu nennen!“
Er hob die Augenbrauen. „Wie soll ich dich denn sonst nennen? Selene?“ Selina erbleichte. „Wie kommt Ihr auf diesen Namen?“
„So heißt die griechische Göttin des Mondes, Tochter des Hyperion und der Theia.“
„Es liegt an meiner Herrin, wen sie heiratet“, erwiderte Selina hitzig, ohne auf seine letzten Worte einzugehen. „Sie hat es nicht nötig einen Mann zu ehelichen, der nur auf seinen Gewinn bedacht ist! Der sie nur als lästige Zugabe sieht zu einem Vermögen, mit dem er in der Lage ist, seinen fragwürdigen Lebenswandel fortzusetzen!“
„Fragwürdiger Lebenswandel?“ wiederholte Alessandro mit einem amüsierten Lächeln. „Hat man dir wirklich so wenig Gutes über mich erzählt, meine Selene?“
„Und wenn man mit Engelszungen über Euch geredet hätte, so wäre ich alleine schon wegen Eures Benehmens mir gegenüber eines Besseren belehrt worden! Und hört auf, mich Selene zu nennen!“
„Mein Benehmen dir gegenüber?“ Er schien nachzudenken. Der Mond war etwas höher gestiegen und sie konnte sein Gesicht jetzt deutlich erkennen. „Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Habe ich es dir gegenüber etwa an Aufmerksamkeiten mangeln lassen?“
„Ihr habt mir wohl etwas zuviel Aufmerksamkeit geschenkt!“ antwortete Selina wütend. „Mehr als ich jemals von Euch gewollt hätte! Und so viel, dass es sogar schon dem alten Santini aufgefallen ist!“
„Abgesehen vom alten Santini“, sagte Alessandro und kam noch ein bisschen näher, was Selina bewog, sich noch tiefer in die Sträucher hinter ihr zurückzuziehen, wobei sie sich nun auch noch mit dem Haar in einem der Äste verfing. „Ganz abgesehen vom alten Santini“, fuhr er fort, „dessen Meinung mir herzlich gleichgültig ist, glaube ich nicht, dass dir meine Nähe so unangenehm ist, wie du mich glauben machen willst.“ Er trat so knapp an sie heran, dass ihre Brust ihn fast berührte. Sie hob die Hände, um ihn von sich wegzuschieben, aber da hatte er sie auch schon mit einem Arm umfasst, während er die Hand unter ihr Kinn legte und ihr Gesicht zu sich empor hob. „Nein, ganz im Gegenteil“, murmelte er, während sein Blick über sie glitt. Seine Augen waren ganz dicht vor ihren und Selina bemerkte mit einem ungewollten Erschauern den Ausdruck des Verlangens in ihnen. „Du willst es genauso wie ich, meine schöne Widerspenstige.“
Selina nahm Zuflucht zu ihrem letzten Rest von Widerstandskraft. „Lasst mich sofort los und geht weg!“
„Gleich“, flüsterte er dicht an ihrem Mund. „Aber zuerst werde ich dich küssen.“
Selina versuchte ihn von sich wegzudrücken, gab jedoch in dem Moment nach, als seine Lippen die ihren berührten. Sie war jung und heißblütig und zu lange hatte sie die liebevolle Berührung eines Mannes entbehren müssen.
Als er sie wieder losließ, hielt sie sich etwas atemlos an ihm fest.
„Ach, meine schöne Mondgöttin“, murmelte Alessandro an ihrem Ohr, „wie gerne würde ich jetzt mit dir einige Psalmen rezitieren.“
Sie sah schnell zu ihm auf, „Ihr wollt in die Kirche um zu beten?“
Alessandro lachte amüsiert, „Nein, Selene, so sagt man hier in Florenz zu ganz anderen Dingen.“
Selina fühlte, wie eine heiße Röte in ihre Wangen stieg, und für Sekunden mussten ihr ihre Gedanken vom Gesicht abzulesen gewesen sein, denn sie bemerkte, wie sich Alessandros Miene veränderte. Sein Blick wurde intensiver, hielt den ihren fest, während sich der Druck seines Armes um ihre Taille verstärkte und er sich langsam wieder über sie beugte. Diesmal versuchte sie nicht mehr ihn wegzustoßen, sondern hielt still, als sein Mund den ihren berührte. Nicht so wie zuvor, wo es ein – obwohl gekonnter – so doch
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