Sengende Nähe - Singh, N: Sengende Nähe
von sich selbst aufgeben musste. „Ich weiß nicht, ob meine Leopardin das akzeptieren kann.“
Riley fluchte, dann legte er beschwichtigend seine Hand auf ihre. Die Leopardin knurrte und zog die Hand zurück. Er kniff den Mund zusammen. „Du bist nicht nur eine Leopardin, Mercy, du bist auch ein Mensch. Dir wird nichts fehlen – du wirst dich der Situation anpassen.“
„Ich mag ein Mensch sein, Riley“, sagte sie, brannte darauf, ihn zu berühren, und war gleichzeitig so schrecklich wütend auf ihn. „Aber ich bin auch ein Rudeltier. Ich bin keine Einzelgängerin, Riley. Das war ich nie. Ohne mein Rudel fühle ich mich nicht als vollständiges Wesen.“ Sie holte tief Luft. „Wenn es ein anderes Leopardenrudel wäre, hätte es wahrscheinlich auch fürchterlich wehgetan, aber meine Raubkatze hätte sich schließlich damit abgefunden. Doch sich in ein Wolfsrudel einzugliedern –“
„Wenn das wirklich geschieht, wenn die Verbindung reißt“, sagte Riley und setzte sich ebenfalls auf, „dann werden die SnowDancer-Wölfe dich wie eine der ihren behandeln. Das weißt du.“
„Die Frau versteht das“, sagte sie leise, und sein Herz brach fast, weil sie so voller Kummer war, „aber die Leopardin nicht. Sie sieht nur, dass ich in dem Augenblick, wenn ich meinen Wolf zum Gefährten nehme, alles verliere, was mir bis dahin etwas bedeutet hat.“
44
Am nächsten Morgen beschlossen Mercy und Riley, Nash nicht weit von Tamsyns und Nates Domizil zu treffen. Die Bakers waren bei dem Wächter und seiner Frau untergekommen, während ihr Haus sicherheitstechnisch auf den neuesten Stand gebracht wurde.
Die Fahrt verlief schweigend. Keiner von beiden erwähnte das schmerzliche Thema, über das sie in der Höhle gesprochen hatten, aber die Tatsache, dass sie nun schon seit gestern Abend zusammen waren … sprach für sich.
„Danke, dass ihr hier herausgekommen seid“, sagte Nash und setzte sich an den Gartentisch hinter Zachs und Annies Haus – das Paar war schon früh aufgebrochen, aber Zach hatte Mercy telefonisch durchgegeben, wo sie den Schlüssel hinterlegen wollten. Riley hatte Nash abgeholt, und sie hatte in der Zwischenzeit Kaffee gemacht. Mit einem Mann würde sich der Junge erst einmal leichter tun, hatte sie gedacht.
Sie stellte drei Kaffeebecher auf den Tisch, und Riley ging ins Haus, um die Thermoskanne zu holen. „Du willst deinen Eltern doch keinen Kummer machen, nicht wahr, Nash?“
Der junge Mann schüttelte den Kopf. Er sah nett aus, hatte braune Augen, sein Haar war eine Schattierung heller. Aber man spürte eine gewisse Härte, den Luchs.
„Kaffee?“ Nash nickte, Riley goss ein und zog sich einen Stuhl heran. „Ich komme gleich zur Sache, Nash. Deine Entführung liegt mehr als eine Woche zurück, und wir wissen immer noch nicht genau, warum der Menschenbund dich ausgewählt hat und nicht einen erfahreneren Wissenschaftler. Die Universität verschanzt sich hinter Forschungsgeheimnissen, und du warst bisher auch nicht gerade besonders kooperativ.“
„Ohne Geheimhaltung keine Sponsoren.“ Nash sah Mercy in die Augen. „Wir mussten alle höchst komplizierte Vertraulichkeitsvereinbarungen unterzeichnen.“
Da der Luchs sich ohne Zögern zu diesem Treffen bereit erklärt hatte, hatte Mercy angenommen, es gehe ihm darum, dass nichts von dem Gespräch aufgezeichnet wurde oder auf anderem Wege zu ihm zurückverfolgt werden konnte. „In Ordnung, ich habe verstanden“, sagte sie. „Aber wir müssen wissen, wie groß die Gefahr eines zweiten Anschlags ist – ganz egal, ob nun durch Menschen, Gestaltwandler oder Mediale. Das hat Einfluss auf die Sicherheitsvorkehrungen für dich und für deine Familie.“
Nash musste nicht lange überlegen. „Die Gefahr ist sehr hoch. Von allen drei Seiten, vielleicht etwas weniger vonseiten der Gestaltwandler.“
„Verdammt, das hatte ich befürchtet.“ Mercy kaute auf ihrer Unterlippe. „Würde der Sponsor auch für Personenschutz zahlen?“
„Ich glaube schon.“
Riley nickte und verfolgte Mercys Überlegungen weiter. „Wir kümmern uns um Bodyguards.“
„Das würdet ihr so oder so machen“, sagte Nash. Dann lächelte er. „Aber das muss der Sponsor ja nicht erfahren. Das Rudel kann ruhig daran verdienen, dass es meinen Hintern rettet.“
Mercy griente. Der Junge war wieder ganz er selbst. „Das Leck ist wahrscheinlich irgendwo in dem Unternehmen.“
„Genau. Der Manager hat mich angerufen und gesagt, sie würden die
Weitere Kostenlose Bücher