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Sengende Nähe - Singh, N: Sengende Nähe

Sengende Nähe - Singh, N: Sengende Nähe

Titel: Sengende Nähe - Singh, N: Sengende Nähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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sie durch die Tür waren.
    So etwas hatte sie schon erwartet, schwang sich auf den Tresen und sah ihrem Vater zu. Michael Smith war ein großer, starker Mann. Eine Frau konnte sich auf ihn bedingungslos verlassen.
    „So, so“, sagte er, „einen besseren Gefährten konntest du also nicht auftreiben.“
    Mercy konnte ein Knurren nicht zurückhalten. Und kurz darauf ein „Dad!“.
    „Ach, sei doch nicht so, Mädchen.“ Er zerzauste ihr das Haar, strich lächelnd über ihre Wange. „Ich hätte wissen müssen, dass du nie den leichten Weg wählen würdest.“
    Sie verzog das Gesicht und nahm Cantuccini aus einem Glas, das immer auf dem Tresen stand. Bas war verrückt nach den Dingern, und der Rest der Familie hatte sich seiner Leidenschaft angeschlossen. Sie knabberte an einem Keks und fragte: „Und?“
    „Und was?“ Er hob eine dunkelrote Augenbraue.
    „Magst du ihn?“ Seine Meinung zählte natürlich, genau wie die ihrer Mutter. Sie würde Riley keinesfalls aufgeben, aber sie war ein Rudeltier, und innerhalb der vier Wände dieses Hauses waren Michael und Lia das Alphapaar. Selbst wenn Sascha und Lucas zum Essen da waren.
    Michael sah sie ruhig an. „Er hat den richtigen Blick, wenn er dich anschaut.“
    „Was meinst du mit ‚richtig‘?“
    „Hmm.“ Ein verschmitztes Lächeln. Es war klar, von wem Grey seinen etwas merkwürdigen Sinn für Humor geerbt hatte. „Iss deinen Keks auf.“
    Mehr würde sie nicht aus ihm herausbekommen, doch ihr war leichter ums Herz, denn Riley würde in die Familie aufgenommen werden, und deshalb folgte sie der Aufforderung ihres Vaters.
    Riley beobachtete Mercys Brüder, ihm war bewusst, dass nur die Anwesenheit der zierlichen Frau neben ihm sie davon abhielt, auf seinen Nerven Klavier zu spielen.
    „Grey“, sagte Lia und häufte einen weiteren Löffel Nachspeise auf Rileys Teller, „willst du uns nicht etwas auf dem Saxofon vorspielen?“
    Grey machte ein Gesicht, als hätte man ihn gebeten, nackt auf dem Tisch zu tanzen. „Nur wenn Riley dazu singt.“
    Alles kicherte. Lia warf ihnen einen gereizten Blick zu, und es wurde schlagartig still. Plötzlich sah Riley vor sich, wie Mercy dasselbe an ihrem Tisch tat. Ihre Kinder würden höchstwahrscheinlich auch die reinsten Teufelsbraten sein, aber Mercy würde die Rasselbande schon im Zaum halten. So weit kannte er sie – seine Gefährtin. Er spürte, wie sich sein Herz zusammenzog.
    Ich werde nicht mehr dieselbe sein. Etwas wird mir fehlen. Das waren Mercys Worte gewesen.
    „Riley?“ Zarte Fingerspitzen auf seinem Arm. „Ich vermute, du kannst nicht singen?“
    Er lächelte. „Eigentlich schon.“
    Grey wirkte am Boden zerstört. Doch Bas sprang ein. „Kannst du auch auf unsere Schwester aufpassen?“
    „Das kann sie selbst am besten.“ Auch wenn er es noch so gerne tun würde. Der Wolf war gleichermaßen stolz und unzufrieden über ihre Stärke. Vielleicht würde sich das niemals ändern. Doch vielleicht fanden sie auch einen Mittelweg. „Aber ich würde für sie durchs Feuer gehen.“
    Lia drückte seinen Unterarm, er schaute sie an und sah ihre innere Kraft; daher hatte Mercy also ihre Entschlossenheit. Lia kniff ihn in die Wange. „Ganz recht, das würdest du, Riley.“

 
    47
    Ganz Venedig war in Aufruhr. Der Vorsitzende hatte allen anderen Vorstandsmitgliedern Bescheid gegeben, schnellstens zu verschwinden und unterzutauchen. Er hatte gern über alles die Oberaufsicht, aber er war kein Verräter. Während seiner eigenen Flucht, bereit, sich unters Messer zu begeben und eine Identität anzunehmen, die er sich schon Jahre zuvor besorgt hatte, ließ er sich noch einmal die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden durch den Kopf gehen.
    Manche hätten von einem vollkommenen Fehlschlag gesprochen. Er selbst nannte es Erstschlag. Die Medialen würden den Menschenbund nie wieder unterschätzen und außerdem, wenn sie so wie immer reagierten, die Mitglieder des Bundes auslöschen. Sein Standpunkt würde deutlich werden, ohne dass er noch etwas sagen musste – die Medialen waren im Grunde alle Mörder, Bestien, die jeden vernichteten, der sich gegen sie auflehnte.
    Was die Gestaltwandler anging, so hatte der Vorsitzende eigentlich nichts gegen sie, aber man konnte ihnen trotzdem nicht gestatten, sich dem Menschenbund in den Weg zu stellen. Heute würden sie den Preis für diese Einmischung zahlen – man würde ja sehen, wie es ihnen gefiel, auch einmal die Wehrlosen zu sein.
    Fast wie unter Zwang hob er

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