Sengende Nähe - Singh, N: Sengende Nähe
hob eine Augenbraue, Drew hatte nichts in der Hand. Rileys Sachen waren zerfetzt – er war als Wolf zurückgekommen. Und hatte tatsächlich vorher seinen Hintern in einen eiskalten See gesteckt. „Dich sollte wirklich mal jemand flachlegen.“
„Wir reden aber nicht über mein Sexleben.“ Schon wieder dieses Grinsen. „Deines ist nämlich viel interessanter.“
Riley blieb auf dem Rücken liegen, in seiner Schulter hatten sich Schmerzen gemeldet. „Was machst du überhaupt hier? Solltest du nicht diese Woche in Los Angeles sein?“ Drew war kürzlich befördert worden – seine neue Stellung verlangte von ihm, der Reihe nach alle Städte abzuklappern, die zum Gebiet der SnowDancer-Wölfe gehörten, und Hawke, dem Leitwolf, dann Bericht zu erstatten.
Ein solcher Posten war notwendig.
Denn im schneeverwehten letzten Winter hatten die Wölfe erfahren, dass nicht jeder Wolf gut war. Nicht jeder Wolf das Rudel schützte. Diese Erkenntnis hatte sie bis ins Mark getroffen, und das Rudel hatte sich von diesem Schlag noch nicht erholt. Aber der Schmerz hatte sie nicht davon abgehalten, Maßnahmen zu ergreifen, damit so etwas nie wieder geschehen konnte.
Aus diesem Grund sollte Andrew überall im ganzen Territorium Augen und Ohren offen halten. Er führte eine kleine Gruppe von Männer und Frauen an, die absolut loyal waren und sich eher selbst das Herz herausreißen würden, als Unschuldige zu verleumden. Alle hatten ein gewinnendes Wesen und schlossen schnell Freundschaften.
Insbesondere Drew konnte jeden dazu bekommen, sich ihm anzuvertrauen. Aus diesem Grund war Riley stets auf der Hut, wenn sein jüngerer Bruder ihm scheinbar harmlose Fragen stellte.
„Habe mit Kieran getauscht“, sagte Drew. „Er wollte jemandem in der Höhle eine Weile aus dem Weg gehen.“
Riley wusste ganz genau, wem Kieran ausweichen wollte. „Er hat mit seiner Freundin Schluss gemacht.“ Die Tatsache, dass Kieran eigentlich ein Mensch war, den die Wölfe als Kind adoptiert hatten, schien ihn nicht davon abzuhalten, wie ein Wolf herumzustromern. „Ich hab läuten hören, dass die Frau Blut sehen will.“
„Kann ich mir vorstellen.“ In Drews Augen glitzerte es wieder. „Also, wer ist es?“
„Ich dachte, das weißt du schon.“
Drew sah ihn finster an. „Jemand hat dich flachgelegt. Ich finde schon noch heraus, wer es war.“
„Mach, was du willst.“ Riley wollte sich aufrichten, als ihm mit einem Mal klar wurde, warum die Schulter schmerzte. Mercy hatte ihn heftig gekratzt. Einen Menschen hätte die Verletzung wahrscheinlich lahmgelegt. Rileys Wolf lächelte nur darüber. Die Kratzer waren eine Auszeichnung – er hatte ihr solche Lust verschafft, dass sie die Kontrolle über sich verloren hatte. Wenn sie seine wahre Liebe gewesen wäre, hätte er die Schrammen überall stolz herumgezeigt.
Aber er hatte keine Ahnung, was sie für ihn war. Wusste nur, dass sie ihn schneller als jede andere Frau heißmachen und in Rage versetzen konnte. Er ließ sich wieder zurückfallen, als ihm auf einmal klar wurde: Einmal war nicht genug. Bei Weitem nicht. Sein Magen zog sich zusammen. „Verpiss dich, Drew. Ich bleibe noch liegen.“
„Hm, ich soll verschwinden. Warum wohl?“ Drew nahm einen Schluck Kaffee. „Hat die kleine Raubkatze den ehrenhaften Offizier vielleicht gekratzt?“
Riley konnte sich gerade noch zurückhalten, auf das Wort „Raubkatze“ zu reagieren. Er wollte seine Verbindung mit Mercy nicht verstecken – sie machte zwar jede Menge Ärger, ging ihm höllisch auf die Nerven, war aber auch eine unglaublich starke, sinnliche Frau. Jeder Mann hätte stolz darauf sein können, eine solche Geliebte zu haben. Doch er brauchte noch Zeit, um herauszufinden, wie er mit der Situation umgehen sollte. Kaum hatte er das gedacht, als er auch schon Mercys Stimme hörte, bei einer ihrer vielen Kabbeleien.
„Mein Gott, Riley, machst du jemals etwas, ohne vorher lange Überlegungen anzustellen?“
„Wenn es notwendig ist.“
„Wenn es notwendig ist.“ Sie hatte seine Stimme perfekt imitiert. „Dich einen Medialen zu nennen, wäre noch eine Beleidigung für diese Gattung.“
„Ich habe Gefühle.“
„Die aber durch mindestens zehn verschiedene Filter gehen, bevor du sie herauslässt.“ Sie hatte den Kopf zurückgeworfen, das zu einem festen Zopf gebundene Haar flog nach hinten. „Na, mir soll’s egal sein – solange du nicht mit einem dieser wahnsinnigen Pläne aufkreuzt.“ Das Wort „Pläne“ hatte bei ihr
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