Sengende Nähe - Singh, N: Sengende Nähe
Schauspielerei ließ ihn seine schlechte Laune vollends vergessen. „Hast du gedacht, ich sei ein Mönch?“
„Es schien so“, sagte sie und zuckte die Achseln. „Du bist ja seit Monaten mit niemandem mehr ausgegangen.“
„Und diese Informationen waren dir nicht zu viel?“
„Ich muss mich doch um meinen Bruder kümmern.“ Sie pikste ihm mit dem Finger in die Brust. „Also, wenn du – du weißt schon –, warum gehst du dann nicht los und holst dir den Sex?“
Er strich ihr über das Haar, vergewisserte sich auf diese Weise zum tausendsten Mal, dass sie immer noch am Leben war, vor ihm stand und atmete. Mein Gott, er bedauerte Dorian aus tiefstem Herzen. Er hatte seine Schwester für immer verloren. Nur aus diesem Grund hatte Riley ihm damals gestattet, der Bestie den Todesstoß zu versetzen, die dieses unschuldige Leben vernichtet hatte. „Glaubst du, das wäre so leicht?“
„Dein Selbstvertrauen strömt dir doch aus allen Poren.“
„Je größer das Ego“, sagte er und wiederholte einen Satz, den er einmal von Mercy gehört hatte, „desto lauter der Knall, wenn es zerplatzt.“
Brenna lachte. „Dein Ego war nie dein Problem, Riley. Dein Problem ist, dass du dich für alles verantwortlich fühlst. Du bist nie herumgestreift, sondern hast dich immer um Drew und mich gekümmert.“
„Ihr wart wichtiger. Und das Rudel hat mir Halt gegeben.“
„Vielleicht ist jetzt die Zeit gekommen herumzustreifen.“ Sie lächelte ihn an. „Mit einer gewissen Rothaarigen.“
„Raus“, sagte er und schob sie zur Tür. „Es gibt Dinge, die kleine Schwestern nichts angehen.“
Sie lächelte immer noch, als er energisch die Tür hinter ihr zumachte, aber beim Training kehrten seine Gedanken sofort zu dem Problem zurück, das ihn hierhergetrieben hatte – es war der Abgrund, der ihn von Mercy trennte. Sein Wolf war bis aufs Blut loyal zu seinem Rudel. Und ihrer Leopardin ging es mit ihrem Rudel nicht anders.
Das wusste er.
Dennoch begehrte er sie mit einer solchen Heftigkeit, dass allein der Gedanke, ein anderer könne sie berühren, ihn bereits zum Knurren brachte.
31
Die Männer und Frauen, die auf die große Aktion in San Francisco angesetzt waren, hatten alle ihre speziellen Gründe, dabei zu sein.
„Ein Medialer hat meine Familie getötet“, erzählte einer seinem Kollegen. „Aber der Rat hat ihn gedeckt, sie haben gesagt, Mediale seien nicht gewalttätig. Haben es so aussehen lassen, als hätte mein Vater erst meine Mutter und dann sich selbst umgebracht.“
„Verdammter Mist“, grummelte der andere. „Auf den Straßen lungern jede Menge Jax-Junkies rum. Wenn das nicht Gewalt ist! Die bringen sich doch um, wenn sie sich dieses Zeug reinziehen.“
„So habe ich das nie gesehen“, sagte der Erste, „aber du hast recht.“ Er zögerte. „Warum bist du eigentlich hier?“
„Es kotzt mich an, immer nur am Ende der Nahrungskette zu stehen.“ Er zuckte die Achseln. „Egal ob wir gewinnen oder verlieren, diesmal wird man uns nicht mehr ignorieren können.“
„Die DarkRiver-Leoparden und die SnowDancer-Wölfe wissen, dass wir hier sind“, antwortete sein Kollege. „Heute wäre ich beinahe geschnappt worden.“
„Uns ist auch eine ganze Menge Zeug verloren gegangen – niemand kann sich dem Übergabeort nähern.“ Wut erfüllte die Luft. „Alle machen Fehler. Wenn wir welche begehen, können wir gleich das Handtuch werfen.“
„Meinst du wirklich, wir können das auf dem Gebiet von Wölfen und Leoparden durchziehen?“
„Sicher.“ Der andere zuckte die Achseln. „Die suchen nach einer Nadel im Heuhaufen.“
„Wo soll der Draht hin?“
„Hier.“ Der Sprengstoffexperte stellte die einfache, aber wirkungsvolle Bombe fertig und gab sie einem dritten Mann. „Du weißt, was du tun musst?“
Der Mann nickte. „Ich werde darauf achten, dass mich niemand sieht.“
„He“, sagte der Erste, „warum bist du denn dabei?“
Der andere schwieg einen Augenblick. Dann sagte er. „Einer von denen wollte etwas von mir, das ich ihm nicht geben wollte. Er ist einfach in meinen Kopf eingedrungen und hat es sich geholt.“
Der Begriff fiel nicht, aber sie wussten alle, was das bedeutete: Vergewaltigung. Die Medialen waren schon viel zu lange damit durchgekommen. Nun würden sie dafür bezahlen. Wenn dieser Versuch scheiterte, würde sich der Menschenbund ein weiteres Mal erheben. Und noch einmal. Und immer wieder.
Denn die Medialen würden nur aufhören, wenn man sie dazu
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