Sengende Nähe - Singh, N: Sengende Nähe
zwang.
32
Mercy war nicht gerade begeistert, als sie von ihrer Nachtschicht in der Stadt zu ihrer Hütte zurückkehrte und auf der Terrasse einen gedeckten Frühstückstisch vorfand. „Verschwindet“, sagte sie zu den beiden Männern. „Heute werde ich mich auf nichts einlassen.“
Eduardo hob die Hände, als wollte er sich ergeben. „Ich habe vor abzureisen. Wollte mich nur verabschieden.“
„Gott sei gedankt für seine Gnade“, sagte Mercy. „Und was ist mit dir?“
Joaquin schenkte ihr ein rätselhaftes Lächeln. „Noch immer kein anderer Geruch.“
„Na dann, guten Appetit.“ Sie nahm sich einen Muffin, ging in die Hütte und schloss die Tür hinter sich. Eduardo lachte, und Joaquin fluchte, aber sie war wirklich nicht in der Laune für solche Spielchen. Sie aß schnell auf, ging unter die Dusche und wollte sich danach ein wenig hinlegen. Als sie aus dem Fenster sah, waren die beiden Männer verschwunden, hatten das Essen aber in einer Kühlbox zurückgelassen. Gegen ihren Willen beeindruckte Mercy ihre Weigerung, einfach aufzugeben. Sie brachte die Lebensmittel in die Küche und ging ins Bett in der festen Absicht, nicht vor ein Uhr nachmittags wieder aufzustehen.
Wenn sie gewusst hätte, was nicht weit entfernt von ihr im Wald geschah, hätte sie wahrscheinlich weniger sanft geruht.
Riley war von der Sierra heruntergekommen, um mit Mercy zu reden, und hatte Eduardo und Joaquin auf ihrer Veranda vorgefunden. Diesmal war er nicht in der Stimmung, sich zu verziehen. Als die beiden Mercys Hütte schließlich verlassen hatten, folgte er ihnen und wartete darauf, dass sie sich umwandten.
Das taten sie, bereit zum Angriff. Sie waren starke und gut ausgebildete Wächter. Doch in keinem von ihnen war wilde Besitzgier zu spüren. „Ich dachte, sie hätte euch gesagt, ihr solltet euch verpissen.“
Eduardo übernahm es zu antworten. „Dominante Leopardenweibchen stehen nicht auf Männer, die genau das machen, was man ihnen sagt. Aber davon hast du sicher keine Ahnung, Wolf.“
„Ich kenne Mercy besser, als einer von euch es je tun wird.“ Er sah ihnen in die Augen, lauerte auf eine verräterische Bewegung.
„Sie riecht nicht nach dir, Wolf“, sagte Joaquin, und sein Ton machte unmissverständlich klar, dass er nicht von allein das Feld räumen würde.
„Und ich wette, du durftest sie nicht einmal anfassen.“ Riley kannte Mercy. Im Rudel war sie ganz entspannt, was körperliche Nähe anging, aber außerhalb hütete sie eifersüchtig ihr Privatleben.
Joaquin lächelte. „Ihre Haut ist weich und so weiß wie Elfenbein.“
Er wollte Rileys Wolf reizen, ihn dazu bringen, dass er rotsah, und das wäre ihm auch fast gelungen. Aber Riley war ein im Kampf geschulter Offizier. Er kniff die Augen zusammen. „Du und ich. Eduardo soll sich raushalten.“
„Einverstanden.“ Joaquin fuhr die Krallen aus. „Wenn ich gewinne, verschwindest du.“
„Keine Chance.“ Riley ließ seine Krallen aufschnappen, sie glitten leicht durch die Haut, seit frühster Jugend war er gewohnt, sich nur teilweise zu verwandeln.
„Moment mal“, sagte Eduardo stirnrunzelnd. „Verdammt, was soll das, Joaquin? Wir sind doch nicht hergekommen, um einen Keil in das Bündnis zwischen Leoparden und Wölfen zu treiben.“
Riley winkte ab. „Mein Wort darauf, dass das hier keine Folgen haben wird.“
Eduardo hob eine Augenbraue. „Ach so? Dann mal los. Ich bin gespannt, wie du das Mercy erklären willst.“
Riley wollte nicht darüber nachdenken. Joaquin hatte sich nur wenige Zentimeter bewegt, aber Riley wusste, dass er einen Angriff vorbereitete. Nur einen Augenblick später warf sich der südamerikanische Wächter blitzschnell mit seinen Krallen auf ihn. Joaquin war gut, dachte Riley und wich aus, hieb nun seine Krallen in die Flanken des Mannes.
Obwohl dessen Hemd nun in Fetzen war, floss kein Blut. Der Leopard hatte sich geschmeidiger weggedreht, als ein Wolf es hätte tun können. Aber ein Wolf konnte diese Geschmeidigkeit gegen seinen Gegner verwenden. Riley tat so, als wollte er angreifen, Joaquin wich nach links aus … und Riley holte mit der Hand aus.
„Verdammt“, zischte Joaquin, und es roch nach Blut. „Glückstreffer.“
Riley sagte nichts, er beobachtete. Dennoch war er eine Spur zu langsam, um dem Tritt auszuweichen, der ihm fast die Schulter auskugelte. Er gab nach, griff nach Joaquins Fuß und verdrehte ihn mit einem kräftigen Ruck. Einem Menschen hätte er damit die Knochen gebrochen.
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