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Sensation in der Manege

Sensation in der Manege

Titel: Sensation in der Manege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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nun doch einmal einen Blick in die Manege zu werfen. Leise betrat er den Sattelgang, in dem die Elefanten, schön aufgereiht, Rüssel an Schwänzchen, auf ihren Auftritt warteten.
    Drinnen in der Manege warfen die Ricardos Kußhändchen ins Publikum, verbeugten sich und kamen im Laufschritt in den Sattelgang. Livrierte stürmten an ihnen vorbei in das Zirkusrund hinaus, um Schleuderbrett und Teppich wegzuräumen und die Podeste für die nächste Nummer aufzustellen. Zottel zögerte nicht lange und lief ihnen nach.
    Einer der Livrierten, ein kleiner rundlicher Mann mit Bürstenschnurrbart, der sich gerade hinunterbeugte, um das Schleuderbrett aufzuheben, bekam kugelrunde Augen, als er am anderen Ende statt eines Kollegen ein Pony auftauchen sah. Schnell trat er auf den Eindringling zu, um ihn zu verscheuchen. Dabei setzte er einen Fuß auf das Schleuderbrett und beugte sich vor. Das hätte er nicht tun sollen, denn auch Zottel strebte vorwärts und trat auf das schwebende Ende des Brettes. Ehe der Mann wußte, wie ihm geschah, flog er mit einem Salto durch die Luft und landete mit einem ohrenbetäubenden Knall auf dem Orchesterpodium in der Pauke.

    Das Publikum brüllte vor Lachen. Das war bei weitem die beste Nummer, die sie bis jetzt gesehen hatten! Zottel hörte
    den Applaus, und Erinnerungen wurden in ihm wach. Er verneigte sich artig: Ein Bein gestreckt nach vorn geschoben, das andere gebeugt, senkte er den Kopf.
    Bille und ihre Freunde saßen wie erstarrt da. War das Zottel? Oder ein Doppelgänger? Gehörte das nun zum Programm oder nicht?
    „Holt doch das Pony da raus, verdammt noch mal!“ zischte der Befrackte im Sattelgang. „Wo kommt der überhaupt her?“
    Das Orchester, das einen Augenblick — starr vor Schreck — verstummt war, begann nun mit doppeltem Tempo zu spielen, allerdings ohne Pauke; in der saß immer noch der Livrierte fest. Ein anderer Livrierter stürzte auf Zottel zu und griff sein Halfter. Zottel hatte sein Kommen nicht bemerkt und schlug bei dem unsanften Ruck ärgerlich den Kopf in die Höhe. Das wiederum bekam dem hilfreichen Mann vom Zeltbaukommando schlecht, denn er war zu dicht an Zottel herangetreten und bekam einen Kinnhaken, der ihn für einige Minuten sanft ins Jenseits beförderte. Er sank, ein erstauntes Lächeln auf den Lippen, auf den immer noch nicht zusammengerollten Teppich.
    Wieder applaudierte das Publikum. Welche eine Meisterleistung der Dressur! Zottel trippelte zur Piste vor, stellte sich mit den Vorderfüßen hinauf und verneigte sich. Dann entdeckte er Bille, schwenkte nach rechts hinüber, stieg wieder auf die Piste, reckte den Hals und blies ihr zärtlich ins Gesicht. Das Publikum tobte vor Vergnügen.
    Florian schaltete blitzschnell. Zottel war unfreiwillig aufgetreten, und die Leute johlten vor Vergnügen. Wenn sie einen Riesenkrach mit dem Direktor vermeiden wollten, half nur eins: Der Erfolg mußte größer sein als der Ärger!
    Florian hechtete über die Brüstung der Loge, lief zum Orchesterpodium, formte die Hände zum Trichter und rief: „Den Donauwalzer! Spielt den Donauwalzer!“
    Improvisieren, wenn etwas schiefging, war die Spezialität der Zirkuskapelle! Die Musiker brauchten nur Sekunden, um von dem flotten Marsch, den sie gerade gespielt hatten, in die sanften Klänge des Walzers überzugehen. Zottel spitzte die Ohren, dann begann er sich im Rhythmus der Musik in zierlichen Pirouetten um sich selbst zu drehen. Das Publikum klatschte im Takt mit.
    Im Sattelgang wurden die Elefanten unruhig. So lange mußten sie doch sonst nicht warten! Sie begannen mit ihrer Lieblingsbeschäftigung — mit dem Rüssel Sand aufzunehmen und sich genüßlich damit zu duschen. Bald sahen die rotgoldenen Schabracken aus, als wären sie damit durch einen Wüstensturm gelaufen.
    Dann entdeckte die alte Elefantendame Nellie, die als erste in der Reihe stand, einen mit Wasser gefüllten Eimer. Wasser war um vieles besser als Sand, und sie tauchte den Rüssel tief hinein. Der Befrackte, der um seine Elefantenvorführung fürchtete, schob sich an ihr vorbei und winkte zum Orchester hinauf.
    „Aufhören! Aufhö ...“ Der Rest erstickte glucksend unter einem Schwall Wasser.
    Doch jetzt wurde Babsie eifersüchtig, die nächste in der Reihe der Elefanten. Sie drängte sich an Nellies Seite und versuchte ihr den Eimer zu entreißen. Vergeblich scheuchte der Befrackte sie zurück. Babsie ergriff den Eimer und schwang ihn triumphierend durch die Luft. Das Wasser schwappte nach

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