Sensation in der Manege
gibt die Einführung in die Show und kündigt die Nummern an. Und weiter?“
„Dann die Voltigiernummer!“
„Nein, die bildet den Höhepunkt, die muß später drankommen!“
„Also gut, dann Dressur. Mannschaftsreiten oder so was.“
„Ja, das ist gut, es muß eine langsame Steigerung geben. Als nächstes...“
„Beppo, mit Zitronen longierend!“
„Kann er doch gar nicht.“
„Eben drum. Und danach Herr Vorwald, wie er Fräulein Weber durchsägt...“
„Das geht nicht, die ist so kitzlig.“
„Kinder, macht keinen Blödsinn, konzentriert euch! Wir haben nicht mehr viel Zeit“, mahnte Peter. „Also noch mal von vorn...“
Bille erfuhr von den Plänen, als sie am nächsten Tag nach getaner Arbeit im Schulstall auftauchte. In den Boxen und in der Stallgasse herrschte Hochbetrieb. Während eine Gruppe mit dem Reitlehrer drüben in der Halle arbeitete, eine andere mit Ignaz dem Schrecklichen im Unterrichtsraum etwas über Wurmbefall bei Pferden und dessen Heilmethoden durchnahm, war die dritte Gruppe damit beschäftigt, das allwöchentliche Großreinemachen im Stall zu erledigen. Ein besonders gründliches Ausmisten und Putzen der Boxen, der Fenster, Lampen, Schränke und Regale in Stall, Futterkammer und Geräteräumen.
Die Reitschüler des Internats wechselten sich wöchentlich bei dieser nicht sehr beliebten Arbeit ab, die von manchem insgeheim als reine Schikane betrachtet wurde, die aber gerade diesen sehr gut bekam. Denn außerhalb dieses Großputztages machten sie einen weiten Bogen um solcherlei Pflichten.
Derjenige, der sich am meisten über diese Arbeit empörte, war Beppo. Pferde putzen konnte er freiwillig stundenlang, aber schon das Einfetten der Sättel und des Zaumzeugs erklärte er kategorisch für Frauenarbeit, ähnlich dem Wäschewaschen und Bügeln. Und Boxen auszumisten war in seinen Augen absolut das Schlimmste, was man einem Menschen zumuten konnte.
So versuchte er auch heute wieder, sich aus dieser ungeliebten Aufgabe herauszumogeln. Als er Bille die Stallgasse heraufkommen sah, stöhnte er herzzerreißend.
„Was ist los? Hast du dich verletzt?“ fragte Bille erschrocken.
„Ach..., nichts“, gab Beppo in jammervoll klagendem Ton von sich und stieß tapfer entschlossen die Forke in einen Strohballen, um gleich darauf wieder aufzustöhnen.
„Gib doch nicht so an“, sagte Franca trocken, die in der Nachbarbox arbeitete.
„Angeben? Angeben? Schaut euch das an!“ zeterte Beppo los. „Schon die zweite Wasserblase! Und an der linken Hand habe ich auch eine! Das kann eine Blutvergiftung geben!“
„Die armen Patschhändchen! Das hat man nun davon, wenn man solche Samtpfötchen hat wie du.“
„Zeig her“, sagte Bille kameradschaftlich. „Na ja, so schlimm ist es nicht. Du solltest ein Pflaster draufmachen, damit kein Schmutz reinkommt. Ich löse dich so lange ab.“
„Danke, meine Süße!“ Beppo nahm ihren Kopf, drückte ihr einen schmatzenden Kuß auf die Stirn und war verschwunden.
„Den siehst du heute nicht wieder“, brummte Franca. „Du fällst auch auf jeden Trick rein.“
Peter, der mit einem Eimer aus der Box gegenüber trat, grinste breit.
„Jetzt wird er sich um jede Hand einen dicken Verband wickeln und sich mit seinem heißgeliebten Schmöker aufs Bett verziehen. Und uns erzählt er nachher, er habe Latein gelernt.“
„Das soll er sich nur trauen! Der hat doch in Latein noch nie was gewußt, wenn er gefragt wurde!“ sagte Franca.
„Was wetten wir?“
Im Unterrichtsraum wurden Stühle gerückt, die Stunde war zu Ende. Gleich darauf betrat Ignaz der Schreckliche den Stall, um sich mit Luzifer noch ein bißchen Bewegung zu machen. Auf dem Weg zur Sattelkammer bemerkte er Bille in Darlings Box.
„Was machen Sie denn hier?“
„Ich miste aus.“
„Das sehe ich. Sie wissen genau, was ich meine.“
„Nun ja, ich habe Beppo nur für einen Augenblick vertreten. Er muß sich ein Heftpflaster holen.“
„So.“
Ignaz der Schreckliche verschwand in der Sattelkammer. Als er fünf Minuten später wieder erschien, warf er einen argwöhnischen Blick zu Darlings Box hinüber.
„Wo holt er denn das Heftpflaster? In der Apotheke in Neukirchen?“ grollte sein Opernbaß durch den Stall. „Gestehen Sie! Dem Burschen ist es wieder gelungen, einen Dummen zu finden, der seine Arbeit macht!“
„Oh, ich weiß nicht, möglicherweise konnte er wegen der Blasen an den Händen nicht weitermachen und ist gleich an seine Arbeit gegangen. Er wollte,
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