Sensation in der Manege
glaube ich, Latein machen.“
„Aha. Wenn das stimmte, wäre es ausgesprochen klug von ihm. Nun ja, wir werden sehen.“
„Kinder, wir müssen Beppo unbedingt warnen!“ flehte Bille, als Ignaz der Schreckliche mit Luzifer den Stall verlassen hatte. „Der wird morgen garantiert ausgefragt!“
„Machen wir, ist doch klar.“
In diesem Augenblick — Peter fegte gerade die letzten Strohhalme zusammen — erschien Beppo mit dem Ausdruck äußersten Arbeitseifers.
„Nanu, ihr seid schon fertig? Ich wollte gerade weitermachen!“
„Ach, wirklich?“
„Nun ja, es hat ein bißchen länger gedauert... Ich sah da mein Lateinbuch auf dem Bett liegen und bin schnell noch mal den Text für morgen durchgegangen.“
„So, du hast also wirklich Latein gelernt?“ fragte Bille.
„Das sage ich doch! Und wie!“
Peter trat auf ihn zu und sah ihm prüfend ins Gesicht. „Du willst also allen Ernstes behaupten, daß du die ganze Zeit Latein gepaukt hast, verstehe ich das richtig?“
Beppo legte die Hand aufs Herz.
„Aber ja! Glaubst du mir etwa nicht?“
„O doch. Dann ist ja alles in Ordnung.“
Als am nächsten Morgen die Lateinstunde begann, tat Ignaz der Schreckliche zunächst so, als bemerke er Beppo gar nicht. Er ließ Bettina ein Stück übersetzen, und Beppo entspannte sich gutgelaunt.
„Fahren Sie bitte fort, Beppo.“
Beppo träumte von der hübschen Barbara aus der Neunten.
„ Santini !“
„Äh..., ja, bitte?“
„Ich bat Sie, fortzufahren.“
Beppo starrte ins Buch. Ein hilfreicher Finger tippte auf die Stelle, die jetzt drankam.
„Die Etrusker..., die Etrusker... kochten ...“
„Nein, gekocht haben sie wirklich nicht, es sei denn vor Wut darüber, von Ihnen so mißachtet zu werden. Also?“
„Ja, also die Etrusker..., die Etrusker...“
„Unsere Spannung wächst, zu erfahren, was die Etrusker trieben.“
Beppo überschlug blitzschnell seine Chancen. Von den anderen war keine Hilfe zu erwarten, Ignaz der Schreckliche fixierte sie mit Adleraugen, auch nicht die kleinste Lippenbewegung entging ihm. Und er hatte nicht ein einziges Mal ins Buch geschaut, um sich vorzubereiten, es war sinnlos, so zu tun, als hätte er gelernt. Ignaz der Schreckliche würde ihn die ganze Stunde auf kleiner Flamme kochen lassen, bis nichts mehr von ihm übrig war! Da war es schon besser, ihn gleich mit einem Geständnis milde zu stimmen. Dann gab es eine Extrastudierstunde unter Aufsicht, in die er — wenn er Glück hatte — seinen Krimi einschmuggeln konnte, ohne daß der Lehrer es merkte.
„Nun, was war mit diesen Etruskern?“
„Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Es ist schon so lange her.“
„Sie haben sich diese Lektion nicht angesehen?“ fragte Ignaz der Schreckliche sanft.
„Nein, ich..., es tut mir leid, aber ich hatte Stalldienst und so wenig Zeit und...“
„Sie waren sozusagen verhindert.“
„So ist es!“ sagte Beppo erfreut.
„Weil Sie Blasen an den Händen hatten.“
„Ja... , äh, nein, natürlich nicht deswegen, ich. ..“ Beppo strahlte Ignaz den Schrecklichen treuherzig an, ließ seine Grübchen spielen und zeigte einen samtweichen Jungehundeblick. „Ich hab’s vergessen, tut mir leid. Ich nehme das Nachsitzen freiwillig auf mich.“
Ignaz der Schreckliche zog hörbar die Luft durch die Nase.
„Nachsitzen?“ brüllte er. „Hat hier jemand was von Nachsitzen gesagt? Nachmisten werden Sie, mein Junge! Eine Woche lang jeden Tag drei Boxen ausmisten! Und daß das gründlich geschieht, davon werde ich mich persönlich überzeugen!“
Gewitter im Stall
„Hast du dir denn schon überlegt, was du Inge zu Weihnachten schenken willst? Und dem Kleinen?“
„Mutsch! Ich habe bis jetzt überhaupt keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken!“
„Na, du bist gut! In einer Woche ist Heiligabend! Wie stellst du dir denn das vor? Schlimm genug, daß du dir noch nicht mal die Mühe gemacht hast, ein paar Plätzchen zu backen ! Ich kann doch nicht alles allein machen, den ganzen Tag im Laden und abends den Haushalt! Hast du dich denn wenigstens um die Weihnachtspost gekümmert?“
„Nein! Und ich habe auch noch keine Ahnung, was ich dir zu Weihnachten schenken soll und Onkel Paul und Simon und Bettina und Daddy und Tom und..."
„Hör schon auf! Du tust ja gerade, als wärst du hier die einzige, die arbeiten muß! Was sollen Onkel Paul und ich sagen? Den ganzen Tag den Vorweihnachtstrubel im Geschäft und abends die Büroarbeit — was glaubst du denn, wie es bei uns
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