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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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sagst du dazu? Wir kehren um, du versorgst deine Schwester, und danach setzen wir die Reise fort.“
    Aber genau das schien Ashram nicht zu wollen.
    „Nein, das kommt nicht in Frage. So schlecht geht es ihr nun auch nicht.“
    Damit war die Thematik für ihn erledigt. Ich sah auch keinen Grund, weiter in ihn zu dringen. Mehr als unsere Hilfe anbieten konnte ich schlecht.
    Wir ließen uns vorne auf den schon welligen Planken nieder. Der Kahn befand sich in der Tat in armseligem Zustand, lag aber gut auf den Wellen. Wieder auf dem Meer zu sein brachte die Erinnerung an den Verlust meines eigenen kleinen Bootes zurück. Wie lange mochte es jetzt her sein? Zwei Wochen? Vier? Wie sehr mir das Gefühl für Zeit abhanden gekommen war! Kein Wunder bei der Vielzahl an Erlebnissen, die wir in der Zwischenzeit erfahren hatten. Nun lagen erst einmal drei bis vier Tage Ruhe vor uns, solange würde die Reise an den Taorsund meiner Einschätzung nach in Anspruch nehmen. Drei oder vier Tage, an denen wir nicht bis zur Belastungsgrenze marschieren mussten, sondern uns an Bord eines betagten aber soliden Bootes ausruhen und neue Kräfte sammeln konnten. Was auch immer danach auf uns wartete, durfte getrost warten. Darum würden wir uns kümmern, wenn es soweit war.
     
    Nach Verlassen des Kelvinfjords bahnte sich Ashrams Boot den Weg in die offene Tethys. Der Wellengang wurde fordernder. Es herrschte weiterhin perfektes Wetter. Kein Wölkchen wagte es, das grenzenlose Blau des Himmels zu stören. Kräftige Winde aus nordöstlicher Richtung trieben das Boot zügig voran. Und wie heiß es wurde! Die Xyn tat zwar das ihrige, um uns ordentlich einzuheizen, aber die Luft fühlte sich gleichsam warm und feucht wie im Hochsommer an. Kein Zweifel, wir befanden uns längst im tiefen Süden, die warme Jahreszeit hatte zumindest hier schon längst Einzug gehalten.
    Um die Mittagszeit schälte sich Richtung Norden ein langgezogenes Stück Land aus dem dunstverhangenen Horizont, das ich anfänglich mit einer Wolkenfront verwechselte. Ein Blick auf die Karte verriet jedoch, dass es sich um eine Insel mit dem merkwürdigen Namen Wichaian handeln musste. Hier änderte Ashram den bislang südlichen Kurs und drehte gen Westen.
    Krister kramte in aller Seelenruhe seine Fangleinen hervor und begann sie zu reinigen. So entspannt hatte ich ihn seit langem nicht mehr gesehen. Sogar als er sie ausgeworfen hatte, gewöhnlich der Moment, in dem sich bei ihm das Jagdfieber einstellte, blieb er gelassen. Die Aussicht auf ein paar friedliche Seetage wirkten auch auf ihn beruhigend.
    Die salzhaltige Luft machte zudem mächtig Appetit. Obwohl er uns Verpflegung versprochen hatte, verspürte ich wenig Verlangen, Ashram danach zu fragen. Den anderen schien es ähnlich zu gehen, denn wir griffen auf unsere eigenen Vorräte zurück und aßen nach Herzenslust. Wahllos hatten wir eingekauft, zumal der Gegenwert zweier Schwarzperlen ausreichte, einen halben Marktstand zu leeren. Nun packten wir all die Köstlichkeiten aus, deren fremdartige Namen uns Avalea näherzubringen versuchte. Ich ließ mir Brotfladen, Zwiebeln und gedörrtes Schweinefleisch munden. Dazu gab es noch kühle, rahmige Kuhmilch, eine Delikatesse! Wie lange hatte ich schon auf Milch verzichten müssen? Wie im Rausch kosteten wir von allem. Besonders köstlich schmeckte ein Aufstrich aus Butter, Ingwer und Zimt (so jedenfalls vermutete es Luke). Und dann natürlich die saftigen Umen, die ersten frischen Früchte des Jahres! Zuhause in Stoney Creek gab es nur wenige Umenbäume, die das rauhe nördliche Klima ertrugen, und als Kinder hatten wir die Prügel des wütenden Nachbarn gern in Kauf genommen, wenn wir unerlaubterweise seinen Baum plünderten. Krister bot uns zudem Trockenobst an, das er haufenweise erstanden hatte.
    Weder Ashram noch König Nase nahmen etwas zu sich oder würdigten uns eines Blickes. Ich dachte nicht weiter darüber nach, streckte mich ordentlich gesättigt und entsprechend schläfrig auf den Planken aus, entledigte mich lästiger Kleidungsstücke und ließ mir die Sonne auf den wohlgefüllten Bauch scheinen. Welch Wohltat, nichts tun zu müssen, einfach nur zu liegen und den plätschernden Wellen zu lauschen.
     
    Ein Aufschrei von achtern her ließen mich und auch Krister, der neben mir ruhte, hochschrecken. Lange konnten wir nicht geruht haben, wohl nicht einmal eine Stunde. Was meine Augen zu sehen bekamen, verschlug mir komplett die Sprache. Ich konnte und wollte es nicht

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